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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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gewählt.«
    »Wie –?«
    »Djaper ist zu klug, wenn es um seinen eigenen Hals geht und Ihr seid nicht dumm genug, daß Ihr es versäumen würdet, von seiner Klugheit zu profitieren. Vielleicht ging Euch auch auf, daß ein Diebstahl zu viel Mühe sei, statt dessen ermordetet Ihr Hormin.«
    »Nein!«
    Jetzt sprach Abu zum ersten Mal. »Laßt mich ihn mit dem Brenneisen bearbeiten, Herr. Ich werde Ihm ein Geständnis entlocken.«
    »Gnadenreicher Amun«, stöhnte Imsety.
    »Die Peitsche ist schneller«, sagte einer der Krieger. »Man muß nicht erst ein Feuer entfachen und das Brenneisen erhitzen.«
    Meren hielt eine Hand in die Höhe, um Stille zu fordern. »Was bevorzugt Ihr, Imsety, die Peitsche oder das Brenneisen?«
    Imsetys Gesicht hatte die Farbe geweißelter Wände angenommen. Er benetzte die Lippen. Seine Lippen bewegten sich, aber es kamen keine Worte heraus.
    »Ich habe die Wahrheit gesagt. Djaper sagte mir, daß das Halsband die Lösung für all unsere Sorgen bedeutete. Es ist so wertvoll. Bei der Macht Ma’ats, der Göttin der Wahrheit, ich lüge nicht.«
    Meren erhob sich. Er verschränkte die Arme über der Brust, betrachtete seine goldenen Sandalen und warf dann einen Blick auf Imsety.
    »Ihr mögt gehen.«
    Imsety starrte ihn mit geöffnetem Mund an.
    »Geh, Narr.«
    Einer der Krieger hob Imsety auf die Füße und schob ihn zur Tür.
    »Imsety.«
    Hormins Sohn wandte sich um, als Meren ihn erneut ansprach.
    »Versuche nicht fortzulaufen. Ich würde dich finden, und dann hättest du beides vor dir, die Peitsche und das Brenneisen.«
    Imsety neigte den Kopf und schwankte aus dem Haus, begleitet vom Gelächter der Krieger Merens.
    Meren schnaubte, dann sagte er zu Abu: »Seine Erzählung, entspricht sie den Tatsachen?«
    »Ja, Herr. Nach dem Abendessen verbrachten sie einige Stunden in der Begleitung eines Aufsichtsgehilfen im Tempel des Amenhotep III, dann gingen sie in eine Taverne und teilten sich eine Frau. Die Frau beschrieb beide, sowohl Djaper als auch Imsety – Imsety ging als erster von ihr weg und verließ anschließend auch die Taverne. Danach hätten beide Gelegenheit gehabt, Hormin zu töten.«
    »Aber sie beraubten ihn zuerst.«
    »Ja, Herr.«
    »Warum sollte jemand ihn ausrauben, bevor er ihn umbringt?« fragte Meren sich.
    Keiner seiner Männer antwortete. Meren fuhr aus seinen Gedanken auf und bemerkte das tiefe Gold des Sonnenlichts, das durch die geöffnete Tür fiel. Der Tag neigte sich, und immer noch hatte er keine Antworten auf die Morde an Hormin und Bakwerner. Er überlegte, ob er Hormins Familie einen weiteren Besuch abstatten sollte, doch er wollte Imsety genügend Zeit geben, um Djaper zu warnen. Morgen früh würde er ohne Vorwarnung bei ihnen erscheinen.
    Schatten fielen über die Türschwelle, als sein Hausdiener zwei Besucher hineinführte. Meren erkannte den Testamentsverwalter aus dem im Haus des Lebens, Seb, der diesen Posten schon bekleidet hatte, als Meren noch gar nicht geboren war. Sebs rauhe Hand mit ihren gelben Nägeln ruhte zur Unterstützung auf der Schulter eines Knaben, dessen Augen vor Aufregung und Neugierde weit geöffnet waren. Meren nahm Sebs Gruß entgegen und machte eine Handbewegung. Ein Leibwächter brachte einen Stuhl herbei, und als Seb sich darauf niedergelassen hatte, nahm Meren seine Haltung wieder ein und lehnte sich gegen die Säule.
    »Ihr habt den letzten Willen des Schreibers Hormin mitgebracht, guter Mann.«
    »Tue ich das nicht immer, wenn ein ordentlicher Mord geschieht?« fragte Seb mit einem Kichern, das in ein Husten mündete. »Ich wäre früher gekommen, Herr, aber dieser Schwachkopf hier hat das Original falsch abgelegt, und wir brauchten einige Zeit, um es wiederzufinden.«
    Der Knabe, der die Waffen und die Ausrüstung der Krieger bewundert hatte, blickte nun wieder Meren an und errötete. Da er selbst früher durch seine älteren Lehrmeister in Verlegenheit gebracht worden war, erwiderte Meren nichts. Er streckte dem Knaben die Hand entgegen. Der Junge betrachtete sie mit offenem Mund, griff dann in den Kasten, den er über der Schulter trug, stöberte darin herum, und zog eine Papyrusrolle hervor.
    Meren erbrach das Siegel des Hauses des Lebens, entrollte den Papyrus und begann zu lesen. Der Raum war erfüllt von Sebs schwerem Atmen. Meren ging die Liste der Besitztümer durch, dann registrierte er ein halbes Dutzend Zeugen. Die meisten stammten aus dem Haus des Lebens, auch Seb gehörte dazu, und auch der Name des alten

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