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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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die Arbeiter feilgeboten wurden, wie Nahrungsmittel, Farben, kupferne Meißel und Öl und Dochte, die benötigt wurden, um das Innere der Gräber zu beleuchten.
    Als er auf dem Talboden angekommen war, bemerkte Kysen eine stattliche Anzahl V-förmiger Vertiefungen, die teilweise mit den Feuersteinen und dem Schutt der darüberliegenden Böschungen gefüllt waren. In die Seiten dieser Vertiefungen waren Eingangsschächte von Gräbern eingelassen. Keines dieser Grabkammern war für den lebenden Gott, Tutenchamun bestimmt; der König war noch jung, und es gab noch genug Zeit, um sein Haus der Ewigkeit zu errichten.
    Kysen hatte den Rest des Tages damit verbracht, vier Männer zu befragen, die mit Hormin über dessen Grabstätte verhandelt hatten. Er fand heraus, daß sie sich allesamt in der Nacht des Mordes am Erhabenen Ort aufgehalten hatten. Die Künstler arbeiteten schichtweise, sie aßen und schliefen in den Hütten im Zentrum des Tales und wurden durch die Medjay bewacht. Von denen, die Hormin kannten, waren vor zwei Nächten nur Thesh, Useramun und Woser im Dorf gewesen.
    Kysen bewegte sich von der Wand weg, gegen die er sich gelehnt hatte, und stellte fest, daß Thesh ihn aufmerksam beobachtete. In diesem flüchtigen Augenblick spiegelte sich Anerkennung in den Zügen des Schreibers, was die kleinen Lachfältchen um seine Augen noch vertiefte. Dann glätteten sich die Fältchen, und Thesh lächelte ihn an.
    »Habt Ihr Euch von der Reise erholt? Der Weg zum Erhabenen Ort ist hart für jemanden, der nicht gewohnt ist, in der Wüste zu reisen.«
    Kysen setzte seinen Becher mit Bier auf die Mauer und erwiderte Theshs Lächeln. »Ich habe mich hervorragend erholt, dank Euch. Und jetzt möchte ich den großen Maler Useramun sehen.«
    »Bevor wir gehen, muß ich Euch noch mitteilen, daß Beltis zurückgekehrt ist.«
    Kysen verbarg seine Überraschung und blickte über seine Schulter auf die Straße hinunter. Er konnte zwei Dienerinnen erkennen, die einen Wasserkrug trugen und einige Männer, die nach Hause kamen, um ihren Feierabend zu genießen, aber keine Beltis.
    »Sie kam, während Ihr ein Bad nahmt«, sagte Thesh. »Wenn Ihr nicht drinnen gewesen wärt, hättet Ihr ihren Auftritt beobachten können. Beltis hält hier immer wie eine Prinzessin Einzug, die an einem Festtag das Dorf besucht.«
    »Ich werde auch mit ihr sprechen.« Kysen ging an Thesh vorbei und wandte sich der Treppe zu, die an der Außenwand des Hauses vom Dach auf die Straße führte.
    Thesh folgte ihm. »Seid nicht überrascht, wenn sie Euch zuvorkommt und Euch aufsucht.«
    »Warum?« Kysen hielt auf der obersten Stufe inne.
    Thesh legte den Kopf zur Seite und schürzte die Lippen. Es war das erste Mal, daß Kysen ihn in schlechter Stimmung erlebte.
    »Beltis läßt es niemals zu, daß ein möglicher Anbeter ihre Anwesenheit allzu lange entbehren muß.«
    Die typische Antwort eines Schreibers – anzüglich, weitschweifig und niederträchtig. Kysen grinste Thesh an.
    »Ihr ratet mir also, auf der Hut zu sein.«
    Thesh hob nur eine Augenbraue. Kysen wußte, daß er keine weitere Antwort erhalten würde, er wandte sich um, stieg die Treppen hinab und trat in die Schatten der Straße hinaus. Eine lange Reihe offener Hauseingänge erstreckte sich vor ihm. Das flackernde Licht der Öllampen erhellte die Dunkelheit. Thesh trat an seine Seite und deutete auf ein Haus, das dem seinen gegenüberlag.
    Ein paar Schritte brachten sie dem strahlenden Glanz, der von dem Haus ausging, näher. Abgesehen von seinen brillanten Malkünsten erinnerte Kysen sich nur schemenhaft an Useramun. Der ältere Junge schien damals immer mit der Nase die Spitze eines Riedpinsels zu berühren. Der Lichtschein, der aus dem Haus drang wurde stärker, als sie sich näherten. Kysen blinzelte und überlegte, daß Useramun Dutzende von Lampen aufgestellt haben mußte, um diese gleißende Helligkeit zu erzielen. Thesh öffnete die Lippen, um einen Gruß zu rufen, aber Kysen legte ihm die Hand auf den Unterarm, um ihn zum Schweigen zu bringen. Aus dem Inneren hörten sie eine nörgelnde Stimme.
    »Ihr habt ihn absichtlich fortgeschickt.« Die Stimme war jung, ein Knabe im Stimmbruch.
    Eine zweite Stimme, fröhlich und leise, antwortete. »Verurteile mich nicht, du verdrießlicher Grünschnabel. Der große Maler im Tempel des Ptah bot ihm eine Stellung an. Sollte ich ihm die Gelegenheit versagen, in solch hoher Stellung zu arbeiten?«
    »Ihr habt ihn fortgeschickt, weil er mein Freund

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