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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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geschlagen zu werden. Vielleicht war er ebenso verliebt in das Risiko und die Gefahr wie in seine Verführungskünste.
    Thesh redete auf Kysen ein: »Er ist nicht immer so unverschämt.« Er warf dem Maler einen zornigen Blick zu, doch dieser fixierte nach wie vor Kysen. »Beltis’ Ankunft hat ihn vollkommen aus der Ruhe gebracht.«
    Kysen hatte genug. Ohne Vorwarnung fragte er den Maler in scharfem Ton: »Was habt Ihr letzte Woche getrieben? Beginnt mit den letzten fünf Tagen.«
    Useramuns Lächeln erstarb, dann erschien zu Kysens Verärgerung in seinem Blick eine Anerkennung anderer Art. Der Maler deutete auf die Kissen, die hinter ihm aufgereiht lagen, und wies seinen Gehilfen an, Bier zu holen. Kysen schnitt ihm das Wort ab.
    »Eure Antwort.« Er ließ sich auf ein rotes Kissen auf der gegenüberliegenden Seite des Malers nieder, und Thesh nahm neben ihm Platz.
    »Fünf Tage«, überlegte Useramun. »Fünf Tage. Hmmm. Aber vor fünf Tagen war ich am Erhabenen Ort und anschließend bei den hohen Herrschaften – « Der Maler hielt abrupt inne und warf Thesh einen Blick zu. »Es gibt viel zu tun am Grab des Großen Vaters, des königlichen Wesiers, Ay, und an den Grabwänden des alten Königs, die gerade restauriert werden. Und dann ist da noch das Grab der Prinzessin Isis. Der Vorarbeiter der Arbeitsgruppen in diesen Gräbern wird bezeugen, daß ich dort war.«
    Er erinnerte sich daran, daß die Künstler neben ihrer regulären Arbeit zusätzlich noch für wohlhabende Herren arbeiteten. Je länger er im Dorf weilte, desto klarer würde werden, daß Thesh und seine Kameraden mehr für andere Auftraggeber als für den König arbeiteten. Wie konnte ihm diese wichtige Tatsache entgangen sein?
    Der König war ein gesunder Knabe, der momentan nur wenig Gedanken an sein Ewiges Haus verschwendete. Er hatte einigen Untertanen, in deren Adern königliches Blut floß, gestattet, Gräber im Tal der Königinnen zu errichten, wo die Prinzen und die königlichen Frauen beerdigt wurden. Die Künstler hatten sehr viel Freizeit, und Thesh füllte sie mit lukrativen Aufträgen des Adels, die dem Wesier mit Sicherheit mißfallen würden, wenn er davon wüßte. Und Hormin hatte all das höchstwahrscheinlich gewußt. Hatte er Thesh gedroht?
    Private Aufträge versorgten die Künstler offensichtlich mit Luxusgütern; Useramuns Haus war mit weichen, kostbaren Kissen ausgestattet, sein Bier war hervorragend und wurde in Trinkkrügen dargereicht, die mit Fayencearbeiten in Ägyptisch-Blau verziert waren. Kysen warf einen Blick auf die Hände des Malers. Sie waren nicht mit kostbaren Ringen geschmückt, aber er trug ein Armband aus Bronze, das mit Intarsien aus Türkis verziert war. Er blickte vom Armband in Useramuns mißtrauisches Gesicht.
    »Und vor zwei Tagen.«
    »Ah, da war meine Schicht zu Ende und ich kehrte in mein Haus zurück.« Useramun deutete auf die Stapel von Skizzen, die überall im Raum verstreut waren. »Wir Ihr sehen könnt, gibt es viel zu tun, bevor eine Szene auf eine Grabwand gemalt wird. Ich hätte noch mehr erledigen können, aber dieses Schaf von Woser ist krank. Seine Eingeweide, wißt Ihr. Und der Streit mit dem unglücklichen Hormin hat ihm sicherlich auch nicht gut getan.«
    »Also habt Ihr vor zwei Tagen hier gearbeitet.«
    Useramun lächelte und antwortete sanft: »Ja, Diener des Falken. Thesh hat Euch zweifellos berichtet, daß ich hier war, als Hormin zum letzten Mal kam. Wie jeder andere im Dorf hörte ich seinen Streit mit der Konkubine, unserer appetitlichen Beltis, als ich an einer Skizze aus dem Totenbuch arbeitete. Geb war ebenfalls hier, und ein anderer Gehilfe, der mein Haus vor kurzem verlassen hat. Später kam Hormin zu mir, um über bestimmte Arbeiten zu sprechen, die verrichtet werden müßten, wenn sein Grab einmal vollständig ausgehoben war.«
    »Ich möchte die ganze Geschichte hören, Useramun.« Kysen begegnete dem zweideutigen Blick des Mannes mit wachsendem Ärger. »Sofort.«
    Useramun seufzte, machte eine enttäuschte Miene und lehnte sich auf ein Kissen. »Er kam, um sich über den Preis meiner Malerei zu beklagen.« Er schaute über seine Schulter hinweg auf eine üppige Selbstdarstellung mit Weinstock. »Der Mann besaß die Seele eines Ziegenbocks und wagte es, über den Preis zu klagen. Er konnte sich glücklich schätzen, daß ich überhaupt in Betracht gezogen hatte, meinen Pinsel auch nur anzurühren. Der alte König lobte mich vor allen anderen Malern, und das gleiche tut

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