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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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sein angenehmes Äußeres bedeuteten nichts, wenn er konfrontiert wurde mit –. Kysen hielt mitten im Schritt inne und starrte auf den Jungen, ohne ihn wahrzunehmen. Useramun und Beltis; Woser und Beltis; Hormin und Beltis. Und, natürlich, er selbst und Beltis.
    Er sprach laut vor sich hin. »Thesh und Beltis.«
    Er machte einen weiteren Schritt nach unten, während er nachdachte. Er wäre beinahe gestolpert, als ihn die Erleuchtung traf. Er stand still und überdachte alles. Konnte er recht haben? Wie konnte er sichergehen? Er dachte darüber nach, während er weiter hinabstieg.
    Kysen hob den kleinen Jungen auf, als er die unterste Stufe erreicht hatte. »Bist du nicht Yems Neffe, Kleiner? Komm mit. Laß uns doch mal sehen, ob wir deinen Onkel Thesh nicht ein bißchen aufheitern können. Heute lasten ein paar schwere Bürden auf seiner Seele.«

Kapitel 14
    Meren schritt in den Vorhof der Werkstatt des Amulettherstellers und hielt inne, um sich an das Klappern und Hämmern zu gewöhnen, das laut in seinen Ohren dröhnte. Unter dem Schatten eines Sonnensegels saßen Gehilfen und Meister in einer Reihe und arbeiteten mit dünnen Kupfersticheln und hölzernen Hämmern oder Poliersteinen. Neben jedem Arbeitsplatz lag eine Matte, um die Flocken aus Karnel, Lapislazuli und Türkis aufzufangen. Dahinter, unter freiem Himmel, befanden sich eine Feuerstelle und Gußformen. Zwei Männer beugten sich über die Feuerstelle, in der Hand hielten sie Zangen aus Holz. Sie ergriffen einen Schmelztiegel und senkten ihn über das Feuer.
    Ein alter Mann stand neben einer Waage, die mit Lapislazulistücken gefüllt war. Als er Meren sah, winkte er einen jüngeren Mann heran, der die Wache neben der Waage aufnahm. Er schlurfte zu Meren hinüber und verbeugte sich tief.
    »Leben, Gesundheit und Stärke Euch, Fürst Meren.«
    »Ich hätte nicht erwartet, daß Ihr Euch an mich erinnert, Nebi.«
    »Man erinnert sich einfach an den Falken des Pharao.«
    Meren rollte mit den Augen. »Bitte, Nebi. Ich habe mich vor meinem Lehrer in Eurer Werkstatt versteckt.«
    Nebi lachte und legte einen trockenen, narbigen Finger an die Nase. »Das ist lang, lang her.«
    »Nicht gar so lange, hoffe ich. Aber Nebi, ich habe ein Anliegen.«
    »Erlaubt mir, Euch eine Erfrischung und einen Platz im Schatten anzubieten, Herr.« Nebi führte ihn in die Werkstatt und an weiteren Reihen von Gehilfen vorbei, die auf dem Boden saßen oder sich über Arbeitstische beugten. Einer arbeitete soeben eine Einlegearbeit aus Glas in ein Amulett hinein, das einen goldenen Scarabäus darstellte. Im hinteren Teil der Werkstatt lag ein kleiner Raum, in dem ein Stuhl, ein Bett und ein paar Schemel standen. In Anbetracht von Nebis Alter war er darüber keineswegs überrascht.
    »Nein«, sagte er, als Nebi ihm den einzigen Stuhl anbot. »Wenn Ihr Euch so gut an mich erinnert, werdet Ihr wissen, daß ich nicht auf Eurem Stuhl Platz nehmen werde, solange Ihr ihn benötigt.«
    Er wartete, während Nebi sich langsam niedersetzte. Dann nahm er sich einen Schemel, der daneben stand und zog das Herzamulett, das man bei Hormin gefunden hatte, hervor.
    »Was könnt Ihr mir darüber sagen?«
    Nebi nahm das Amulett in die Hand. Der Künstler hatte für einen Mann ziemlich kleine Hände. Zweifellos waren sie ihm bei seiner diffizilen Arbeit von Vorteil. Jeder Finger war von einem Netz aus Narben und Schnitten überzogen. Der Karnel mit seiner glatt polierten Oberfläche ließ Nebis Hände noch entstellter aussehen. Er drehte das Amulett um, führte es nah an sein Gesicht, um es genau zu betrachten, und warf dann Meren einen Blick zu.
    »Das Herzamulett. Konnte man Euch im Tempel des Anubis nichts darüber sagen?«
    »Woher wißt Ihr, daß es aus dem Tempel des Anubis stammt?«
    »Woher weiß ich, daß Ra in seinem Sonnenschiff segelt?« Nebi zuckte die Achseln. »Solche Dinge sind bekannt. Das ist alles.«
    Meren gab es auf. »Gut. Ich hätte es besser wissen sollen, als zu erwarten, daß Ihr mich in Berufsgeheimnisse einweiht. Raneb, der Lesepriester sagt, es sei eines von Tausenden, die sie in die Bandagen legen. Ich möchte wissen, ob es mit diesem Amulett etwas Besonderes auf sich hat.«
    Nebi drehte es erneut in seiner Hand um. Das Amulett hatte die Form eines stilisierten menschlichen Herzens und ähnelte einem länglichen Gefäß mit zwei Griffen und einem deutlich ausgeprägten Rand.
    »Mit diesem?« Nebis Hand fuhr wieder näher an sein Gesicht heran, während er in Gedanken

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