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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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fragte Raban.
    »Ja. Die Frage war, wie stiehlt man einer Göttin ihren Falken. Jetzt stelle die Frage um. Wer …«
    Raban schlug sich so hart gegen die Stirn, dass es laut klatschte. »Ich bin dumm«, seufzte er.
    »Vorsicht, Junge«, sagte Mort. »So etwas kann einen umbringen.«
    »Dummheit?«, fragte Raban verwirrt.
    »Das auch«, schmunzelte Mort. »Aber ich meinte den Schlag gegen die Stirn. Richtig ausgeführt, hinterlässt er keine Spuren.«
    »Von mir aus«, knurrte Raban. »Also waren es Serrik und die anderen Arschlöcher, die mit ihm zusammen desertiert sind! Deshalb hat ihnen der Hurenhüter Sarg und Wagen besorgt!«
    »Das junge Fräulein wird es auch herausgefunden haben«, sagte Mort. »So schwer war es ja nicht.«
    »Sagt Ihr«, grummelte Raban. »Ihr musstet ja nicht …«
    Mort brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Jetzt sucht sie diesen Serrik. Du kennst sie, was wird sie tun?«
    »Sie wird mich fragen, ob ich weiß, wo der Kerl zu finden ist.«
    »Und, Junge, weißt du es?«
    Raban schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich denke, ich kann es herausfinden.«
    »Dann denke nicht, handele«, sagte Mort.
    »Was? Jetzt sofort?« Es gab keine Antwort. »Mort?« Raban sah sich um und fluchte, denn der alte Mann war nirgendwo zu sehen.

Don Amos
    30  Der Goldene Eber war das beste Haus im Hafenviertel, direkt neben dem Hafentor gelegen, sodass, sollte es Ärger geben, er vor den Augen der Stadtwachen geschah. Erwartungsgemäß kam das nicht allzu häufig vor. Wer hier abstieg, hatte das Geld dafür, sich in den anderen Vierteln der Stadt eine Unterkunft zu suchen, hatte aber meistens noch im Hafen zu tun. Deshalb waren es in der Regel Händler und wohlhabende Kapitäne, die hier abstiegen. So war es für Raphanael keine Überraschung, Kapitän Sturgess dort an einem Tisch sitzen zu sehen. Er nickte dem Mann freundlich zu, doch sein Augenmerk war auf den Aragonen gerichtet, der nun mit einem blütenweißen Tuch seine Lippen abtupfte und mit einem schmalen Lächeln eine Geste ausführte, die Lord Raphanael dazu einlud, sich zu ihm an den Tisch zu setzen.
    »Welch geringe Überraschung«, meinte Don Amos spöttisch, als Raphanael sich steif den Stuhl herauszog. »Es ist schade, dass Ihr so spät kommt. Ich hätte Euch gerne zu Eurer Henkersmahlzeit eingeladen.« Er wies auf die Reste seines Essens. »Es wäre vorzüglich gewesen.«
    »Nein, danke«, sagte Raphanael kalt, als er sich setzte. Ein Mädchen eilte herbei, knickste und räumte eilig ab, während es Raphanael fragend ansah, der schüttelte nur leicht den Kopf.
    Raphanael lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte den Aragonen. Es war eine Weile her, dass sie sich gegenübergestanden hatten, doch der Mann hatte sich kaum verändert. Einen Fingerbreit kleiner als Raphanael, besaß auch er eine dunklere Hautfarbe, schwarzes, dichtes Haar und dunkle Augen, zumindest darin bestand eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden Männern. Nur waren die Augen des Aragonen eher wie schwarze Löcher, in denen kein Hinweis dafür zu finden war, dass sie je beseelt gewesen waren.
    Ob die Mitglieder der Bruderschaft tatsächlich mit dunklen Mächten und Dämonen paktierten, wusste Raphanael nicht, aber dem Mann, der ihm, nach neuester aragonischer Mode gekleidet, gegenübersaß, traute er es zu, das Unaussprechliche ungerührt zu tun.
    »Ihr musstet wissen, dass dieser Tag kommen würde«, sprach Don Amos weiter und besah sich seine Fingernägel.
    »Und Ihr und die Bruderschaft müsstet wissen, dass unser Orden keinen wie Euch hier dulden wird.«
    »Fein«, sagte Amos mit einem falschen Lächeln. »Dann wäre das erledigt, die Bedrohungen sind ausgesprochen … Ihr könnt wieder gehen.«
    »So einfach wird das nicht«, widersprach Raphanael kalt.
    »Nicht?« Don Amos sah ihn unter tiefen Augenlidern heraus an. »Wollt Ihr den Zwist hier anfangen? In diesem Gastraum, und all die, die in diesem Haus abgestiegen sind, in Gefahr bringen? Was sagen denn die Regeln Eures Ordens dazu? Ich dachte, Ihr dürftet in der Öffentlichkeit Eure Fähigkeiten nicht zeigen und müsstet auf Unbeteiligte Rücksicht nehmen?« Er lächelte und zeigte scharfe, weiße Zähne. »Wir werden uns früh genug begegnen, Raphanael. An einem Ort und zu einer Zeit, die ich bestimmen werde. Ich werde Euch Nachricht zukommen lassen, wo und wann das sein wird, bis dahin«, sein Lächeln wurde schmaler, »erinnert Euch daran, dass ich nicht an solche Regeln gebunden bin.« Er sah zu

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