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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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lassen.«
    »Ich habe einen Geist an den Ort gebunden«, antwortete Mort und legte seinen Hut sorgsam auf einem der kostbaren Sessel ab. »Er flüstert ihnen zu, dass sie sein Schicksal teilen werden … die meisten wollen es nicht hören und fliehen von diesem Ort.«
    »Ich frage besser nicht, ob es ein Scherz war«, meinte der andere, ein Mann mittleren Alters, der so hager war, dass man ihn als dürr bezeichnen konnte. Sein Gesicht war von tiefen Falten gezeichnet, Falten von Gram, Leid und Verzweiflung, doch in seinen grauen Augen brannte ein kühles Feuer, zeugte von einem Willen, der sich nicht brechen lassen würde. So wie er dort stand, in seinen schlichten, aber elegant geschnittenen Kleidern, sah er zerbrechlich aus, über seine Jahre alt und verbraucht. Mort hätte ihn mit einer Hand erschlagen können, dennoch gehörte er zu den wenigen Menschen, die der Todeshändler respektierte … und für gefährlicher einschätzte, als er es selbst war. Zudem hatte er auch etwas mit Mort gemeinsam, eine innere Stille, die überlegten Handlungen, die ruhigen, besonnenen Gesten.
    Jetzt trat er an einen kleinen Tisch heran und bat seinen Gast mit einer Geste, Platz zu nehmen. Er wusste es besser, als Mort einen Branntwein anzubieten, der alte Mann würde es nur ablehnen. »Sie hat mir geschrieben«, erklärte der hagere Mann, und Mort nickte langsam.
    »Das erklärt es wohl«, meinte er. »Wenn auch nicht ganz. Die Nachricht hätte allein schon gut drei Tage brauchen müssen, wie kommt es, dass Ihr schon hier seid?«
    »Ich habe in der Nähe ankern lassen, noch bevor sie einen Fuß auf den Boden dieser verfluchten Stadt gesetzt hat, und dann dafür Sorge getragen, dass ein Brief an mich bereits hier abgefangen wird«, erklärte der andere. »Nur für diesen Fall.« Er seufzte leicht. »Allerdings hatte ich die Hoffnung bereits aufgegeben, dass sie sich jemals wieder an mich wenden würde.«
    »Was schrieb sie?«
    Der hagere Mann lachte kurz auf. »Ich brauche dich.« Mehr nicht. Sie hielt es nicht für nötig, zu erwähnen, wofür und wo und wann.
    »Sie scheint Euch doch recht gut zu kennen«, sagte Mort mit einem feinen Lächeln. »Diese Worte würden Euch sogar aus den Höllen zu ihr rufen.«
    »Wohl wahr«, sagte der andere und schaute für einen langen Moment in sein Glas, als lägen dort die Antworten auf alle Fragen verborgen. Dann sah er zu dem alten Mann hin, der ihm in den letzten zwanzig Jahren ein Freund geworden war. »Sagt mir, was ich wissen muss.«
    Er hörte ruhig und konzentriert zu, nahm nur ab und zu einen kleinen Schluck. Es war still hier hinten in der Kabine, nur das Geräusch der Wellen an dem Holz des Schiffes, das Knarren der Takelage und Morts ruhige Stimme, als er davon erzählte, was er herausgefunden und was sich ergeben hatte.
    Nur einmal stellte er eine Frage.
    »Dieser Raban hat sie gerettet?«
    »Ja. Er fand sie und brachte sie in Sicherheit, versorgte so gut er konnte ihre Wunde. Er sagt, er weiß selbst nicht warum, aber sie wäre zu unschuldig gewesen, um dort zu enden.« Ein feines Lächeln spielte um Morts Lippen, als er weitersprach. »Als sie aufwachte, biss das junge Fräulein ihn.«
    Der hagere Mann lachte kurz auf. »Er beschützte sie die nächsten Jahre?«
    Mort zuckte leicht mit den massiven Schultern. »Es war wohl so, dass sie sich gegenseitig schützten. Er war bereit, für sie zu sterben und ist es noch immer.«
    Der hagere Mann holte tief Luft. »Ihr sagt, er hätte ihr die Kleider abgenommen, weil er dachte, sie würden zu viel Aufmerksamkeit erregen, und hätte sie noch am gleichen Tag verkauft?«
    »Ja«, sagte Mort. »Er hat die Kleider an ein Hurenhaus verkauft, er wusste, dass sie immer Bedarf für solche Kleider haben. Das erklärt dann auch, weshalb das tote Kind die Kleider des jungen Fräuleins trug.«
    »Kein Wunder, dass wir dachten, sie wäre tot. Also war die verweste Leiche ein Hurenkind«, stellte der hagere Mann bitter fest. Er seufzte. »Wenigstens liegt sie in einem richtigen Grab und wurde nicht in einem Loch verscharrt. Kein Kind verdient so etwas.«
    Mort nickte, mehr sagte er nicht dazu, aber dass sein Herr so dachte, machte ihn in seinen Augen zu einem Ehrenmann.
    »Es mag also sehr wohl sein, dass dieser Raban ihr damit das Leben gerettet hat, indem er ihr die Kleider abnahm?«
    »Er sagt, sie hätte unten im Hafen wie Blut im Wasser gewirkt. Haie mögen so etwas.«
    »Er muss es wissen, nicht wahr?«
    Wieder nickte Mort.
    »Gut«, sagte der

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