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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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einem jungen Mann am Nachbartisch hin, der gerade mit offensichtlichem Genuss Wachteln aß … bis ihm wohl etwas im Hals stecken blieb und er zu husten anfing.
    »Nicht …«, begann Raphanael entsetzt, doch Don Amos bedachte ihn mit einem kalten Blick und schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    »Es ist schon zu spät. Bleibt sitzen, Raphanael, schaut zu, wie er wegen Eurer Dummheit stirbt, und dann geht, bevor noch ein anderer zulasten Eurer Selbstüberschätzung geht. Oder greift mich an. Bis er stirbt, bleibe ich hier sitzen und warte auf Eure Entscheidung. Danach, wenn Ihr nicht geht, treffe ich sie für Euch.«
    Götter, dachte Raphanael entsetzt. Ich kann doch nicht … Und doch musste er. Eine Auseinandersetzung mit dem Aragonen an diesem Ort hätte genau das zur Folge, was der Don gesagt hatte, Unschuldige würden sterben. Es war sein Fehler gewesen, dachte Raphanael verzweifelt. Er hatte schon wieder die Kaltblütigkeit des Aragonen unterschätzt. Aber vielleicht …
    »Wagt es nicht, ihm zu helfen«, drohte Don Amos leise. »Denn sonst klären wir das hier und jetzt.«
    Mittlerweile war auch den anderen Gästen aufgefallen, was geschah, doch selbst wenn sie alle starrten und eines der Mädchen immerhin die Geistesgegenwart besaß, dem jungen Mann auf den Rücken zu klopfen, war das Ende vorgezeichnet, sie alle würden nur hilflos zusehen, wie der junge Mann blau anlief und verstarb.
    Nur Kapitän Sturgess nicht. Er stand von seinem Essen auf, ging die fünf Schritte zu dem jungen Mann, der sich mittlerweile die Hände um den Hals gekrallt hatte und mit hervortretenden Augen um sein Leben kämpfte, riss ihn mit einer Hand am Kragen aus dem Stuhl, schlug mit der anderen Hand so fest zu, dass die Zähne des jungen Mannes aufeinanderklackten und das Mädchen erschreckt und empört aufschrie, warf ihn zu Boden, zog ihm den Mund auf, griff grob hinein, während der junge Mann noch zuckte, röchelte und würgte, und zog ihm mit zwei Fingern den Wachtelknochen aus dem Hals.
    Der Kapitän warf ihn verächtlich zur Seite, hielt sein Ohr an den Mund des Sterbenden und richtete sich dann auf, um ihm einmal auf die Brust zu schlagen. Der junge Mann zuckte, bäumte sich auf … und jeder konnte den röchelnden Atemzug vernehmen, der darauf folgte. Ohne ein weiteres Wort drehte der Kapitän den Mann auf die Seite, griff nach dessen Weinglas und schüttete es ihm ins Gesicht, woraufhin dem anderen die Augenlider zu flattern begannen.
    »Ihr«, röchelte der Mann verständnislos, »habt mich geschlagen!«
    »Ja«, sagte Sturgess und lachte erleichtert. »Ich wollte meine Finger noch behalten.«
    Fasziniert hatten Don Amos und Raphanael dem Ganzen zugesehen.
    »Beachtlich«, stellte Amos fest und sah zu seinem Feind hinüber. »Ich denke, Ihr seid hier jetzt überflüssig.«
    »Ihr werdet es bereuen«, drohte Raphanael, der Mühe hatte, sich zu beherrschen.
    »So viel Leidenschaft«, stellte Don Amos scheinbar bewundernd fest. »Und so verschwendet. Geht. Sonst braucht es gleich ein zweites Wunder.«
    Als Raphanael den Gasthof verließ, wartete Barlin dort bereits mit der Kutsche. »Was ist geschehen?«, fragte er, als er das finstere Gesicht seines Freundes wahrnahm. »Der Gasthof steht noch, also …«
    »Es war ein Fehler. Eine Falle, um mich zu demütigen«, knurrte Raphanael. »Er droht, Unbeteiligte in unseren Zwist hineinzuziehen, und hätte eben beinahe einen Gast ermordet, nur um mir zu beweisen, dass er an keine Regeln gebunden ist! Er sagt, er wird es mich wissen lassen, wann und wo er sich mir stellt.« Er sah auf seine geballten Fäuste herab. »Verfluchter Bastard!«
    »Und jetzt?«, fragte Barlin.
    Raphanael lehnte sich gegen die Kutsche und sah zu seinem Freund hoch, der vom Kutschbock aus auf ihn herabsah. »Ich weiß es nicht. Diese verfluchten Regeln«, grollte er.
    »Du weißt, dass sie einen Sinn erfüllen«, erinnerte ihn Barlin. »Steig ein. Wir fahren zur Garda.«
    »Warum?«, fragte Raphanael müde. »Sie hat mich doch abgewiesen.«
    »Hat sie das? Ich dachte, sie hätte gesagt, sie wäre dort zu finden.« Barlin sah auf seinen Freund hinunter und lachte leise. »Ich glaube das nicht«, meinte er dann. »Du bist doch der, dem die Frauen zu Füßen liegen, wie kann es sein, dass du hier so leicht aufgibst?«
    »Sie liegt mir nicht zu Füßen«, sagte Raphanael bitter. »Ist dir das noch nicht aufgefallen? Nichts an mir scheint sie zu beeindrucken!«
    »Gut gemacht«, grinste Barlin. »Gesprochen

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