Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
einen Stoß gegeben, der sie in das Hafenbecken beförderte. Sie konnte schwimmen, das hatte Raban gewusst, doch dass in dem schwarzen Wasser ein alter Balken trieb, auf den sie aufschlug, hatte er nicht wissen können.
    Damals war sie zum zweiten Mal gestorben.

Raban
    5  Die Frage war nur, ob Raban noch am Leben war.
    Nun, dachte Lorentha und sah sich um, das ließ sich wohl leicht klären. Dort drüben machte sich gerade ein Dieb an einen Händler heran. Als der Junge ihn breit angrinste und mit der hohlen Hand eine milde Gabe forderte, um seine Mutter und seine sieben Geschwister besser ernähren zu können, trat Lorentha rasch zur Seite und streckte einen langen Arm aus, um einen anderen Jungen, der sich gerade hatte verdrücken wollen, am Schlafittchen zu packen.
    »Ich hab nix gemecht!«, beschwerte sich der Junge in einem breiten Dialekt, während er versuchte, sich aus ihren Händen zu winden. Jeder Dieb lernt die Tricks und Kniffe früh, tat man es richtig, konnte man kaum gehalten werden. Es sei denn, diejenige, die einen halten wollte, wäre eine Majorin der Garda, die diese Tricks bereits gelernt hatte, bevor die Götter noch daran gedacht hatten, diesen Burschen auf die Welt loszulassen.
    »Weiß ich«, meinte Lorentha knapp zu ihm. »Beruhige dich, ich will dich nur etwas fragen.«
    »Du bist Garda!«, beschwerte er sich vorwurfsvoll. »Dir sach ich gar nix.«
    Sie lachte, während sie aus den Augenwinkeln Ausschau nach dem anderen Burschen hielt. Im Allgemeinen legten sich die Kinder nicht gerne mit ihren Opfern an, auf der anderen Seite gab es kaum etwas Schärferes als die kleine gekrümmte Klinge, mit der sie die Beutel schnitten, und sie wussten damit umzugehen. »Das hättest du dir vorher überlegen können, hast du meine Marke nicht gesehen?« Sie tippte auf den Wolfskopf an ihrer Brust.
    »Nee«, beschwerte er sich. »Sonst hätt ich mich gleich aus dem Staub gemacht!«
    Gutes Argument, dachte Lorentha und hätte beinahe laut gelacht.
    »Ich will wissen, ob dir der Name Raban etwas sagt.«
    Der Junge wurde bleich und verdoppelte seine Anstrengungen, sich aus ihrem Griff zu winden. »Nee!«, behauptete er keuchend, während er sich abstrampelte. »Noch nie nich gehört!«
    »Danke«, sagte Lorentha höflich und ließ den Jungen los, der wie durch Zauberei einen Lidschlag später wie vom Erdboden verschluckt war.
    Also lebte Raban wahrscheinlich noch, und zwar dort, wohin der Junge eben hastig geblickt hatte: Sie sah hinüber zu der mit gleich vier Laternen erleuchteten Fassade des Schiefen Ankers .
    Beinahe hätte sie laut gedacht, darauf hätte sie auch selbst kommen können! Der Schiefe Anker hatte sich wenig genug geändert, irgendwann hatte jemand die Fassade neu gestrichen, jetzt war sie rot, wo sie früher blau gewesen war, aber die Farbe blätterte an verschiedenen Stellen wieder ab. Die Tür war wie immer weit geöffnet und gewährte einen Einblick in die Kneipe, die offenbar gut besucht war. Die Stimmung war wohl gut, jemand spielte Laute und sang zotige Lieder, und die Menge grölte eifrig mit.
    Vor der Tür standen zwei verschlagen aussehende Kerle, Veteranen unzähliger Straßenkämpfe, die Lorentha misstrauisch beäugten, als sie einen betrunkenen Matrosen zur Seite schob, um dann vor ihnen stehen zu bleiben.
    »Ich glaub, Ihr seid hier falsch«, meinte der eine höflich, während er gedankenverloren in seinem Haar nach einer Laus suchte.
    Der andere nickte träge. »Wir wollen keinen Ärger, aber Garda haben wir hier nich so gern.«
    »Ich will nur etwas trinken und einen alten Freund besuchen«, meinte Lorentha freundlich.
    »Klar«, meinte der Erste, der die Laus nun gefunden hatte, sie zunächst inspizierte, um sie dann zwischen dreckigen Fingernägeln zu knacken. »Un’ ich hab eine Schwester, die noch Jungfrau is.«
    »Wollt Ihr mir den Zugang verwehren?«, fragte Lorentha und legte die Hand auf den Griff ihres Schwerts.
    »Nich doch«, meinte der andere. »Ich sach ja, wir wollen kein’ Ärger … wir machen auch keinen, aber …« Er wies mit seinem Daumen über seine Schulter auf den Eingang in seinem Rücken. »Da drin sin so einige, die vielleicht Ärger wollen, wenn sie Eure Marke sehen … aber das is dann Euer Problem. Aber sacht nachher nich, wir hätten Euch nich gewarnt.«
    »Ich weiß Eure Fürsorge zu schätzen«, meinte Lorentha. »Wie ich sagte, ich will nur einen alten Freund besuchen.«
    »Un, wer is Euer alter Freund?«, fragte der eine, der sich nun

Weitere Kostenlose Bücher