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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Interesse.«
    Raban zeigte weiße Zähne. »Ein Vermögen. Ganze zwölf Gold.«
    Sie bedachte ihn mit einem kalten Blick und streckte ihm dann die offene Hand entgegen.
    »Das meinst du doch nicht ernst?«, fragte er ungläubig.
    »Was glaubst du?«, fragte sie mit einem harten Lächeln. Er sah sie prüfend an und lachte.
    »Göttin, du hast dich kein Stück verändert«, grinste er und griff an seinen Beutel. »Hier.« Er zählte ihr sechs Goldstücke in die Hand. »Dein Anteil. Sind wir jetzt quitt?«
    Sie wog die schweren Münzen in ihrer Hand und nickte. »Sind wir.«
    »Bist du deshalb gekommen?«, fragte Raban und steckte seinen Beutel weg. Er nahm seinen Becher, trank einen tiefen Schluck, während er über den Rand des Bechers hinweg ihren Blick hielt. Seitdem sie sich an seinen Tisch gesetzt hatte, war seine linke Hand nicht zu sehen gewesen, jetzt erst steckte er das Wurfmesser zurück in seinen Gurt und zeigte beide Hände. »Ich muss sagen, dass ich enttäuscht war, als du nicht wieder aufgetaucht bist. Ich hab ja nicht viel mehr getan, als dich ins Wasser zu schubsen, und wusste ja, dass du schwimmen kannst. Wie ein Fisch, wenn ich mich recht erinnere. Ich suchte noch nach dir, doch ich konnte dich nicht finden.« Er spielte mit seinem Becher. »Es hinterließ ein seltsames Gefühl. So etwas wie Reue oder Bedauern, aber wir wissen ja beide, dass die Göttin mich nicht geschaffen hat, solches allzu deutlich zu empfinden. Es hat auch nur ein paar Jahre gedauert, bis es verschwand.«
    Jetzt war es an Lorentha, überrascht zu schauen. »Du meinst das ernst«, stellte sie ungläubig fest.
    Raban nickte trübe. »Sag mir, wie oft findet ein Mann hier Freunde?«, fragte er leise. »Solche, die ihm nicht bei erster Gelegenheit einen Dolch im Rücken versenken? Jemanden, dem man vertrauen kann?«
    »Tja«, sagte sie und sah sich übertrieben um. »Das dürfte nicht so leicht sein.«
    »Eben«, nickte er. »Ich hatte nur einmal eine Freundin, und ich dachte, ich hätte sie zu den Fischen geschickt. Lag mir eine Weile schwer im Magen.« Er wies mit seinem Becher auf ihr goldenes Schild mit dem Wolfskopf darauf. »Irgendwie glaube ich nicht, dass wir an unsere alte Freundschaft noch anknüpfen können«, meinte er. »Aber ich bin froh, dass du noch lebst.«
    »Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?«, fragte sie leise.
    »Ja, natürlich«, lachte er. »Du hast mir in den Fuß gebissen!«
    »Weil du mich getreten hast«, grinste sie. »Ich wusste nicht mehr, wer ich war«, erinnerte sie ihn leise. »Ein kleines Mädchen, neun Jahre alt, in dieser …« Sie tat eine Geste die den Schiefen Anker und den ganzen Hafen einschloss. »In dieser Umgebung hätte ich ohne deine Hilfe keinen Tag überlebt.«
    »Ich hab’s nicht bereut«, sagte er. »Aber ich habe glatt vergessen, dass du nicht mehr als deinen Namen wusstet. Ist es wichtig?«
    »Ich wusste noch nicht einmal meinen Namen«, meinte Lorentha sanft. »Nur einen Teil davon. Nun trieb damals ein Balken im Wasser, du hast recht, es hätte mich nicht umbringen sollen. Doch als ich ins Wasser fiel, schlug ich mit dem Kopf an diesem Balken auf. Zum einen …«
    »… wärst du also doch fast ersoffen«, knurrte er zerknirscht.
    »Ja«, sagte sie. »Aber zum anderen brachte der Schlag meine Erinnerung zurück, dafür hatte ich für den Moment die Jahre hier mit dir vergessen. Was gut war … in mancher Hinsicht.« Sie schüttelte ob der Erinnerung ungläubig den Kopf. »Stell dir das vor. Eben bist du ein Kind, das mit seiner Mutter in einer Kutsche sitzt, dann wachst du Wasser spuckend im Hafenbecken auf und bist sieben Jahre älter, ohne zu wissen, was in der Zwischenzeit geschah. Ich habe dich am Hafenrand stehen sehen und gehört, wie du gerufen hast. Wie bist du dem Kerl damals entkommen?«
    »Gar nicht«, sagte Raban kalt. »Ich wusste, dass er mich kriegen würde, wenn ich nichts tat, also habe ich ihn abgestochen, als er um die Ecke kam. War mehr Glück als Verstand, und ich wusste kaum, was ich da tat. Dann bin ich zurück zum Hafen, um nach dir zu suchen. Wenn du mich rufen hörtest, warum bist du nicht herausgekommen?«
    »Weil ich nicht wusste, wer du warst, der Balken hat mich wohl etwas zu hart am Kopf erwischt.«
    »Oh«, sagte er.
    Sie lächelte. »Die ersten Stunden waren etwas verwirrend, aber dann kam die Erinnerung wieder, von dir, aber auch von der Zeit davor, nur war es zu spät, um zurückzukommen. Ich sollte dir also dankbar sein, nur

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