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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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hinter dem Ohr kratzte, offenbar war die Jagd noch nicht beendet.
    »Er heißt Raban«, meinte sie mit einem Lächeln. Die beiden schienen zu erstarren, dann schüttelte der eine bedächtig den Kopf. »Nie gehört, den Namen.«
    »Ja«, sagte Lorentha, als sie sich zwischen den beiden durchdrückte. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Feuchtwarme Luft schlug ihr entgegen und trug all die Gerüche an sie heran, von feuchter Wolle, ungewaschenen Leibern, ranzigem Bier und so vielem anderen, das ihre Nase gar nicht riechen wollte.
    Es war ein lang gestreckter Raum, mit von Alter geschwärzten Deckenbalken, die so niedrig waren, dass sie achtgeben musste. Ganz am Ende befand sich die Theke, kaum zu sehen, so sehr war sie belagert, rechts daneben die kleine Bühne, auf der sich ein junger Spielmann redlich bemühte, die Menge in Stimmung zu versetzen, dazwischen lange Bänke, eine jede überfüllt, und dazwischen lange Tische, die sich unter der Last der unzähligen Flaschen, Becher und Krüge fast zu biegen schienen. Gut ein Dutzend Schankmädchen, die meisten recht offenherzig gekleidet, eilten lachend umher, wanden sich geschickt aus gierigen Händen, die nach ihnen griffen, oder ließen hier und da doch zu, dass sie auf fremde Schöße gezogen wurden, für einen Moment, bevor sie ihrem Verehrer das Ohr umdrehten, um dann lachend zu entfliehen.
    So, wie das Bier hier floss, war es kein Wunder, dass es bei dem einen oder anderen schon seine Wirkung getan hatte, Trunkenheit machte blöde, vielleicht auch blind. Nur so war es zu erklären, dass ein langer Arm sie um die Hüfte griff und sie zu seinem Besitzer zog, der ihr lachend einen Becher an den Mund zu halten versuchte, während er geflissentlich die erschrockenen Gesichter und den angehaltenen Atem seiner nüchterneren Trinkkameraden ignorierte.
    Nicht zu fassen, dachte Lorentha ungläubig, dass ich damit nicht gerechnet hatte. Üblicherweise kannte man die Rüstung, die sie trug, oder auch die Marke mit dem Wolf, selbst Trunkenbolde wussten es besser, als sich mit der Garda anzulegen, doch Aryn lag weit vom Rest des Kaiserreichs entfernt, und hier sah man den Wolf wohl nicht so oft, auf jeden Fall schien der Seemann nicht zu wissen, wen er sich da eben aus der Menge gefischt hatte.
    »Komm«, rief er gutmütig. »Komm, Täubchen, trink einen Schluck, du siehst aus, als könntest du es gebrauchen, mach dem alten Hannes eine Freude!«
    Zwar hielt er sie mit dem anderen Arm noch fest, doch es war klar zu erkennen, dass der alte Mann es nicht böse meinte, also ergab sie sich ihrem Schicksal und ergriff den Becher, um einen tiefen Schluck zu nehmen. Wenigstens, dachte sie, als sie sich den Schaum vom Mund wischte, hatte er das Gold gehabt, um sich gutes Bier zu leisten, nicht die dünne Eselspisse, die hier meistens ausgeschenkt wurde.
    »Danke«, rief sie lachend und stellte den Becher wieder ab. »Das habe ich gebraucht, aber jetzt muss ich leider weiter!«
    Er lockerte seinen Griff um ihre Hüfte und lächelte etwas wehmütig. »Du siehst aus wie meine Frau, möge die Göttin sie in Frieden ruhen lassen … hier«, sagte er und hielt ihr ein Goldstück hin. »Kauf dir etwas Nettes und pass auf dich auf … und danke, dass du einem alten Mann eine Freude bereitet hast.«
    Sie drückte lächelnd seine Hand zur Seite. »Behaltet das Gold«, flüsterte sie ihm zu und gab ihm einen schnellen Kuss auf seine stoppelige Wange. »Und seht zu, dass Ihr sicher Euer Schiff erreicht.«
    »Das wird er«, sagte einer der anderen Seemänner überraschend ernst, während sie sich aus dem lockeren Griff des alten Seemanns befreite. »Er ist ein guter Mann und der beste Kapitän, den ich je hatte, er ist nur traurig, weil er seine Frau verloren hat.« Er wies mit seinem Blick auf den goldenen Wolf an ihrer Schulter. »Lieb von Euch, dass Ihr es ihm nicht verübelt habt.«
    Was nur wieder zeigte, dachte sie, dass es auch an solchen Orten noch die Rechtschaffenen zu finden gab. Sie zwinkerte dem alten Mann noch einmal zu und ging dann weiter, diesmal auf der Hut vor solcherart Attacken.
    Vor der kleinen Bühne gab es einen Tisch, der überraschend wenig gefüllt war, nur drei Männer saßen dort und steckten ihre Köpfe zusammen, einer davon ein Mohr, dessen krauses Haar genauso schwarz war wie seine lederne Rüstung oder das Kreuzband mit den vierzehn flachen Wurfmessern, die er daran trug.
    Die beiden anderen redeten auf ihn ein, während er mit seinem Becher spielte. Auf der dunklen

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