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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Haut seiner Hand zeichneten sich indessen die Spuren von Hunderten feiner Schnitte deutlich ab.
    Eine der älteren Schankmägde stellte sich ihr in den Weg, sah sie mit weiten Augen an und schüttelte warnend den Kopf. »Keine gute Idee, Kindchen«, sagte sie leise. »Und wenn Ihr zehnmal Garda seid, sucht Euch keinen Ärger.«
    Sie hätte die Frau nicht wiedererkannt, sie sah älter aus als ihre Jahre, aber die dunkelblauen Augen und ihre Stimme ließen Lorentha an ein junges Mädchen denken, das sich immer scheu im Hintergrund gehalten hatte.
    »Danke, Elspeth«, sagte Lorentha leise. »Aber ich glaube kaum, dass ich hier Ärger bekomme.«
    »Göttin«, entfuhr es der Magd, als sie erbleichte und überrascht zurückwich, um hastig das Zeichen der Göttin über ihrem Busen auszuführen. »Loren? Du bist doch tot, bist du ein Geist?«
    »In beiden Fällen: nein«, lächelte Lorentha und schob die Magd sanft zur Seite, um dann an den Tisch zu treten und hart mit dem Knöchel auf die Tischplatte zu klopfen. Alle drei Männer sahen verblüfft auf. »Ihr beide«, sagte sie zu den anderen. »Verzieht euch.«
    »Willst du was aufs Maul?«, fragte der eine und hob drohend eine Faust. »Kannst du haben!«
    »Vorsicht«, sagte der Mohr, dessen Augen sich bei ihrem Anblick geweitet hatten, bevor sein Lächeln immer breiter wurde und er nun strahlend weiße Zähne zeigte. »Sie zieht dir die Ohren lang.«
    »Weil sie bei der Garda ist?«, fragte der andere verächtlich. »Sie hat hier nichts zu suchen, und es wird Zeit, dass sie es kapiert.«
    »Nein«, sagte der Mohr gefährlich leise, ohne den Blick von ihr zu wenden. »Weil es dumm von dir wäre, dich mit jemandem anzulegen, der besser ist als ich.« Er tat eine nachlässige Handbewegung. »Ihr habt sie gehört. Verzieht euch.«
    Widerwillig, mit leisen Flüchen und bösen Blicken machten sich die beiden anderen davon.
    »Ich dachte, du lägest schon lange bei den Fischen«, sagte Raban und schüttelte dann mit einem ungläubigen Lächeln den Kopf. »Ich hätte wissen müssen, dass du nicht so leicht zu töten bist.«
    »Du hättest dir mehr Mühe geben sollen«, meinte sie und setzte sich ihm gegenüber. »Du wusstest doch, dass ich schwimmen kann.«
    »Ich wollte dich ja gar nicht töten«, sagte er gelassen und hob die Hand, um eine der Mägde heranzurufen, es war dann Elspeth, die ängstlich von Lorentha zu Raban schaute und auf ihrer Unterlippe kaute. »Es war nur, um dich in Sicherheit zu bringen.« Er schaute zu der Magd auf. »Bier«, sagte er und wandte sich dann mit einem fragenden Blick an die Majorin. »Und … Wein? Ein Roter? Wie früher?«
    »Ja«, nickte Lorentha. »Aber nicht mehr so verwässert, ich bin jetzt alt genug.«
    Elspeth tat hastig einen kleinen Knicks und floh, während Rabans dunkle Augen auf dem goldenen Wolfskopf ruhten.
    »Garda, huh?«
    »Schon seit fast zwölf Jahren«, nickte sie mit einem feinen Lächeln. »Es füllt den Magen, und es ist im Prinzip das Gleiche, was ich vorher tat, nur eben auf der anderen Seite.« Sie beugte sich vor. »Sag mir, hat der alte Visal hier immer noch das Sagen?«
    »Nö«, gab Raban Antwort. »Der hat sich vor ein paar Jahren verschluckt und biss dann ins Gras. Inzwischen ist Valkin Visal am Ruder. Er hat seinen Vater beerbt, ist jetzt Lord Visal und hält sich damit erst recht für wichtig. Behauptet immer noch, dass das Kaiserreich ihn um sein Erbe betrogen hätte. Warum?«
    »Also immer noch die alte Leier«, meinte sie und zuckte mit den Schultern. »Ich wollte ihm nur ein paar Fragen stellen …« Was jetzt nicht mehr möglich war, sie konnte den alten Visal also getrost von ihrer Liste streichen.
    »Er wird sich nicht freuen, dich wiederzusehen«, meinte Raban.
    »Warum?« Sie hatten mit dem jungen Lord wenig genug zu tun gehabt, waren ihm aus dem Weg gegangen. Jeder im Hafen wusste, dass Robart mit dem alten Visal unter einer Decke steckte, es war allein schon deshalb nicht besonders klug, sich mit Valkin Visal anzulegen.
    »Erinnerst du dich nicht? Er versuchte, dich zu küssen, und du hast ihm fast die Eier dafür abgerissen«, grinste er und nickte dankend, als Elspeth vor ihnen die Becher auf den Tisch stellte. Mit einer Handbewegung scheuchte er sie davon. »Darum. Er nahm damals solche Dinge etwas übel.« Er kratzte sich gedankenverloren an der Wange. »Wenn ich es recht bedenke, hat er sich nicht sehr geändert.«
    »Wie viel war in dem Beutel damals drin?«, fragte sie. »Nur so aus

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