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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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einen Pfosten warfen. Er sah auch die drohende Faust, die einer erhob, als ein Kind aus einem Korb einen Apfel stahl, ohne dann doch zuzuschlagen, und vieles andere, was er zuvor nicht hatte sehen können.
    Lorentha schien zu wissen, was er dachte, denn jetzt trat sie noch näher an ihn heran. »Dennoch ist es so«, mahnte sie ihn leise, »dass die meisten hier vom Schicksal in die Enge getrieben wurden wie die Ratten, und Ratten gleich beißen sie, wenn sie sich zu sehr bedrängt fühlen. Sie haben zu wenig, um es kampflos herzugeben, und Vertrauen haben sie verlernt. Aber solange du dich nicht über sie erhebst, sie nicht bedrängst, lassen sie auch dich in Frieden.«
    Sie wies auf einen Anker, der über dem Eingang einer großen Taverne hing, neben dem zwei raue Gestalten an der Wand lehnten. »Dorthin«, sagte sie und zog ihn fast noch mit sich.
    Der eine der beiden Kerle schluckte, als er Lorentha und ihren Begleiter kommen sah, und trat in ihren Weg.
    »Das ist nicht der rechte Zeitpunkt für die Garda«, sagte er, als von drinnen Kampflärm und das Geräusch von berstendem Holz und wütenden Flüchen an sie drang.
    Sie reckte den Hals, um an ihm vorbeizusehen. »Was ist los?«, fragte sie ruhig, während sie an ihre Schulter griff und die Marke abzog.
    »Es ist einer dieser Tage«, sagte der andere Schläger betrübt. »Irgend so ein Depp dachte, er könne eines der Mädchen auf den Tisch legen und sich mit ihr vergnügen, doch sie wollte nicht, also hat er sie geschlagen. Raban sieht so etwas nicht gerne.«
    »Ist das nicht Eure Arbeit?«, fragte Raphanael erstaunt. »So jemanden dann an die Luft zu setzen?«
    »Nö«, meinte der Erste. »Wir sorgen nur dafür, dass sie nicht wieder hier hineinkommen.«
    »Wer ist der Kerl?«, fragte der andere und deutete mit dem Daumen auf Raphanael. »Er hört sich an wie so’n feiner Pinkel.«
    »Weil er das ist«, lächelte Lorentha. »Aber er ist auch ein Freund. Von mir und Raban.«
    »Weiß Raban das auch?«, fragte der Erste und kratzte sich am Kopf.
    »Noch nicht. Jetzt lass mich durch, ich will den Spaß nicht verpassen!«
    »Keine Angst«, meinte der eine, der durch den Türspalt einen Blick in den Gastraum geworfen hatte. »Der Spaß kommt gerade zu uns her.« Er zog die Tür auf und trat zur Seite, Lorentha tat es ihm nach und zog Raphanael ebenfalls zurück, sodass sie Spalier standen, als Raban einen Kerl, der fast so groß war wie ein Bär, rückwärts aus der Tür beförderte.
    Raban sah etwas mitgenommen aus, eine Augenbraue war ihm aufgeplatzt, und Blut lief ihm die Wange hinab, doch als er sie sah, grinste er breit und zeigte weiße Zähne.
    »Prinzessin«, lachte er. »Ich habe dich erwartet!«
    Er duckte sich unter einem Schlag hindurch, der eine Mauer gefällt hätte, und rammte dem anderen die Stirn in die Nase. Der taumelte zurück und schüttelte sich wie trunken, mächtige Schultern wie die eines Bullen spannten sich unter seinem dünnen Leinenhemd, und wie ein Stier röhrte er auch auf, um sich mit blutunterlaufenen Augen auf den schlanken Mann zu stürzen, der einfach nicht stehen bleiben wollte, um sich schlagen zu lassen.
    Lorentha zog dem einen Schläger links von ihr mit einer Hand den Knüppel aus dem Bund und streckte ein langes Bein aus, der Mann stolperte darüber, sie schlug mit dem Knüppel zu, und wie ein gefällter Baum schlug der schwere Mann vor Rabans Stiefel auf dem Boden auf.
    »Danke«, sagte Lorentha und reichte dem verdutzten Schläger seinen Knüppel wieder.
    »Schafft ihn weg«, befahl Raban, bevor er sie breit grinsend umarmte. »Götter«, lachte er. »Wie in alten Zeiten!«
    »Du bist die Prinzessin?«, fragte einer der Türschläger fast schon ehrfürchtig, während der andere sie nur staunend anglotzte.
    »Hast du mir vorgestern nicht zugehört?«, lachte Raban. »Ich sagte, sie wäre eine alte Freundin.«
    »Aber du hast nich gesagt, dass sie die Prinzessin is«, meinte der Schläger und schüttelte fassungslos den Kopf, um sich dann zu bücken und den großen Mann, der zu ihren Füßen lag, an seinem dreckigen Stiefel zu ergreifen. Von unten sah er dann zu ihr hinauf und grinste breit. »Du bist ein gutes Stück gewachsen … kein Wunder, dass ich dich nich erkannt hab … Ich bin Foster, du hast mir mal die Wange aufgeschlitzt.« Er wies stolz mit der freien Hand auf seine Wange, wo unter dem Bart eine weiße Narbe sichtbar war.
    Sie lachte laut. »Jetzt erinnere ich mich, du bist auch ein Stück gewachsen!«
    Sie

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