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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Ohren mit Blei aufblase.«
    »Scheiße!«, sagte einer der anderen. »Sie ist Garda!«
    »Un’ noch nich besoffen!«, stellte der Dritte beeindruckt fest.
    »Mein Fehler, Prinzessin«, sagte der Erste mit einem verlegenen Lächeln, während er abwehrend die Hände hob und zurücktrat. »Eine Verwechslung, dachte, er wäre ein alter Freund.«
    »Sicher«, sagte Lorentha und lächelte hart. Er trat noch einen Schritt zurück, erst dann ließ sie die Pistole sinken.
    »Götter«, entwich es Raphanael. »Jeder schaut mich an, als wäre er ein Wolf und ich ein Klumpen rohes Fleisch.«
    Sie blieb stehen und musterte ihn, während sich im Hintergrund die drei von eben wieder in den Schatten zurückzogen, um auf den Nächsten zu warten, der die Regeln nicht kannte.
    »Schau dich um«, bat sie ihn lächelnd. »Und sage mir, wie viele du siehst, die unbewaffnet sind.«
    Sein Blick fiel auf einen Seemann, der in der Ecke lag und seinen Rausch ausschlief, mehr als eine Leinenhose hatte man ihm nicht gelassen. Sie folgte seinem Blick und lachte. »Der zählt nicht. Aber ich schwöre dir, bevor er zu viel trank, hatte er zumindest noch ein Messer.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte er, als er seinen Blick über das raue Volk schweifen ließ, das sich hier herumtrieb. Sogar die junge Hure dort drüben, die ihn so einladend anlächelte, zeigte Bein bis hinauf zum Oberschenkel, wo, an einem Band festgeschnallt, ein übel aussehender Dolch zu finden war. »Ich sehe nicht gefährlich aus.«
    Sie nickte. »Es ist seltsam mit dir«, sagte sie grübelnd. »Barlin ist nur einen Fingerbreit größer als du und nur ein wenig breiter, und ihm ginge man hier aus dem Weg. Du bist nicht halb so dünn, wie du erscheinst, und du hast Muskeln unter diesen Ärmeln. Ich weiß ja jetzt, wie du dich deiner Haut erwehren kannst, und es würde die eine Hälfte schreiend fliehen lassen, während die andere vor Schreck tot umfallen würde. Dennoch wirkst du so gefährlich wie eine Milchmagd, eine junge noch dazu.« Sie trat näher an ihn heran. »Du bist zu schön«, sagte sie dann lächelnd. »Es sind diese langen Wimpern, für die ich dich hassen könnte, diese hohen Wangen und der Mund.« Sie trat an ihn heran und löste das sorgsam geknotete Tuch von seinem Kragen und zog es mitsamt dem Kragen ab, um sie achtlos wegzuwerfen. Noch bevor sie ihm mit beiden Händen in die sorgfältig gelegten Haare fuhr und sie ihm zerzauste, hatte ein Kind Krawatte und Kragen bereits gegriffen und eilte davon, als ob es versuchte, einen Schatz in Sicherheit zu bringen. Damit nicht genug, griff sie ihm noch ans Hemd und zog daran, sodass die Knöpfe davonsprangen und das schwache Licht der Laternen sich auf seiner glatten Haut spiegelte. Auf den ersten Blick schien es nicht viel, was so zu sehen war, dachte sie erheitert, erst wenn man sah, dass jede Muskelfaser einzeln sichtbar war, konnte man erahnen, dass er kein verweichlichter Adeliger war. Vielleicht … sie zog noch einmal an dem Hemd, die letzten Knöpfe sprangen auf, und er stand da, auf offener Straße, und sah sie sprachlos an, während das Hemd ihm bis zum Bund offen stand. Ja, dachte sie und lachte leise, als sie seinen ungläubigen Gesichtsausdruck sah, der Mann besaß Muskeln, warum sollte er sie nicht zeigen? Ein letzter Blick auf seinen Bauch, der einer glücklichen Frau auch ohne Wäsche als Waschbrett dienen konnte, dann streckte sie fordernd eine Hand aus.
    »Umhang und Jacke«, sagte sie knapp.
    Wortlos zog er beides aus und reichte es ihr. Sie sah sich suchend um und fand, was sie suchte, einen Mann ungefähr in seiner Größe, der einen ledernen Mantel trug, der alt und abgenutzt aussah, als hätte er schon tausend Stürmen getrotzt.
    »He, Seemann«, lachte sie. »Ein Tausch für dich. Umhang und Jacke gegen deinen Umhang?«
    Der wandte sich um, musterte erst Raphanael, dann die angebotenen Kleidungsstücke und schließlich sie. »Zu fein für mich«, stellte er fest. »Aber wenn du einen Kuss drauflegst …« Er grinste breit und tippte auf eine stoppelige Wange.
    Lorentha lachte, gab ihm diesen Kuss, schälte ihn fast noch in der gleichen Bewegung aus dem Mantel heraus, um ihm dann lachend Raphanaels fein gewirkten Umhang und die Jacke aus bester Seide in die Armbeuge zu legen. Rasch zog der Mann noch etwas aus der Tasche seines ehemaligen Besitzes, um lachend zuzusehen, wie sie Raphanael den Mantel zuwarf. Der musterte ihn skeptisch.
    »Ich bin sicher, dass er Läuse hat.«
    »Du bist

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