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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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uns.«
    »Mann, was faselt Ihr da?«, beschwerte sich Visal. »Gegenangriff? Sind die zwei plötzlich eine Armee geworden? Wie sollen sie das anstellen?«
    Der ehemalige Leutnant der Garda zuckte mit den Schultern. »Was weiß ich. Ich werde nicht bleiben, um es herauszufinden.« Er nickte dem Lord zu. »Viel Glück noch. Komm, Engil, wir gehen.« Er wandte sich noch einmal an Visal. »Man wird nicht ohne Grund Major bei der Garda.«
    »Sie hat mit Herzog Albrecht geschlafen«, knurrte Visal. »Deshalb ist sie Majorin.«
    »Ja. Genau. Ihr kanntet den Herzog nicht, denn das hat es wahrscheinlich nur noch schwerer für sie gemacht.« Er nickte dem Adeligen höflich zu. »Wir sehen uns.«
    »Ruft uns, wenn Ihr uns braucht«, meinte jetzt auch Jorgen zu dem Lord. »Ihr habt noch etwas gut bei uns.« Er wandte sich seinen Leuten zu. »Wir hauen ab.«
    »Amos!«, rief Visal, und der Aragone tauchte aus dem Schatten auf. »Wir müssen …«
    »… gehen«, beendete der andere seinen Satz und zuckte mit den Schultern. »Regt Euch nicht auf. Wir bekommen sie ein anderes Mal.«
    Visal schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Jorgen!«, rief er dem Anführer der Straßenräuber nach. »Ich will mein Gold zurück!«
    »Ich sach doch, Ihr habt was gut, Eure Lordschaft«, kam die freundliche Antwort. »Meldet Euch, wenn Ihr uns braucht.«
    »Hmm«, meinte Lorentha und trat von der Tür zurück, an der sie eben den Klopfer betätigt hatte. Sie sah sich sorgsam um. Die Straße, Wallstraße genannt, weil sie sich am Wall entlangzog, war breiter, bot mehr Platz für Bewegung in einem Kampf. Deshalb hatte sie sich dazu entschlossen, den weiten Weg zu gehen und hier die Auseinandersetzung zu suchen. Dennoch hätte sie erwartet, dass der Gegner mittlerweile seinen Angriff eingeleitet hätte.
    »Sollen wir die Tür aufbrechen?«, fragte Raphanael.
    »Nein«, sagte sie. »Das lohnt nicht, die Vögel sind bereits ausgeflogen.« Sie runzelte die Stirn. »Ich verstehe das nicht«, meinte sie dann. »Ich täusche mich in diesen Angelegenheiten selten, mit der Zeit habe ich ein Gefühl für so etwas entwickelt. Warte hier …«
    Sie zog mit der Linken ihr Schwert und mit der Rechten eine ihrer Pistolen und drückte sich in den Schatten, um vorsichtig die Adlergasse auszuspähen. Raphanael nahm seinen Stab fester in die Hand und versuchte, mit seinen Blicken die Schatten zu durchdringen, aber nichts rührte sich. Nur dort, auf der anderen Seite … er erstarrte, nur um dann erleichtert auszuatmen, als Lorentha sich aus dem Schatten löste und Schwert und Pistole wegsteckte. Sie sah sich um und zuckte mit den Schultern.
    »Nur ein paar Ratten«, sagte sie. »Vierbeinige.« Sie schaute sich noch einmal um. Aber die Straße blieb leer. Dann hob sie misstrauisch den Kopf und schaute zur Adlergasse hin. »Hast du das gehört?«
    »Was?«, fragte Raphanael.
    »Mir schien, als hätte ich jemanden lachen hören.«
    Raphanael schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts gehört.« Er seufzte und sah an seinem zerrissenen Hemd herab. »Lass uns zum Tempel gehen.«
    In der Adlergasse saß Raban auf einem alten Fass, spielte entnervt mit einem seiner Messer herum und schaute kopfschüttelnd zu Mort hin, der offenbar einem Lachkrampf zum Opfer gefallen war und sich nun nur mit Mühe zu beruhigen schien.
    »So witzig ist das nicht«, meinte Raban verärgert.
    Mort holte tief Luft und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Doch«, keuchte er. »Das war es. Alles nur, weil das junge Fräulein einen anderen Weg gegangen ist!«
    »Sie standen direkt vor uns«, knurrte Raban. »Ein Schnitt, und das wäre es gewesen. Kein Visal, kein Aufstand.«
    »Junge, man hätte es ihr zur Last gelegt, hast du das bedacht? Nein«, meinte Mort und schüttelte den Kopf, »wir brauchen Visal noch etwas länger, bis es jedem bewusst ist, dass er ein Hochstapler ist.« Er schnaufte, und für einen Moment schien es, als wäre es vorbei, dann fing er wieder an zu lachen.
    »Götter«, beschwerte sich Raban. »Hört auf zu lachen! Wollt Ihr mich nicht einfach wieder mit dem Tod bedrohen? Es passt mehr zu Euch, als hier zu stehen und zu kichern!«
    »Junge, du hast ja recht«, meinte Mort schwer atmend. »Aber in all meinen Jahren ist es das erste Mal, dass ich sah, dass Angreifer dadurch in die Flucht geschlagen wurden, dass es zu einem Kampf nicht kam!«
    »Wir hätten zumindest Serrik verfolgen sollen«, grummelte Raban.
    »Nein«, widersprach Mort, der sich wohl wieder gefangen hatte.

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