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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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würden diese Schlösser noch bei strömendem Regen zünden, und der gezogene Lauf erlaubte Lorentha, selbst auf fünfzig Schritt ein Ziel von der Größe einer Spielkarte zu treffen. Viele hielten Pistolen noch immer für Spielzeuge und einer anständigen Armbrust unterlegen, doch diese waren weit davon entfernt, in Lorenthas Händen hatten sie ihre Tödlichkeit schon mehr als einmal unter Beweis gestellt.
    Sie prüfte die Schlösser beider Pistolen, lud sie sorgfältig, verstaute Pulverhorn, Blei und eine Dose mit gefettetem Kugelleder und einen Beutel Gold unter ihrem Wams und ging dann ans Fenster, um es zu öffnen und hinabzusehen. Sie hatte ihre Zweifel daran, ob es wahrhaftig möglich war, ihren Ruf wiederherzustellen, aber das sollte sie jetzt nicht kümmern, sie hatte noch anderes zu tun.
    Das Haus war reich verziert, überall hatten die Steinmetze ihrer Schaffenskraft freien Lauf gelassen und mit Blumenmustern und in den Stein geschlagenen Girlanden das Haus verschönt.
    »Fast wie eine breite Treppe«, flüsterte die Majorin, als sie sich durch das Fenster duckte und zuerst rittlings auf der Fensterbank Platz nahm. Sie sah sich sorgsam um, die Straße lag, spärlich von zwei Laternen erleuchtet, still und ruhig vor ihr, nur in der Ferne hörte sie einen Nachtwächter die dritte Stunde ausrufen. Elegant richtete sie sich auf, mehr aus Gewohnheit denn aus Notwendigkeit zog sie das Fenster hinter sich zu und schloss den Innenriegel mit einer feinen Schlinge, dann griff sie in den Stein, schwang sich herum, ließ sich in die Tiefe fallen, wobei sie sich zweimal an steinernen Blumengebinden abfing, um schließlich lautlos wie eine Katze eins mit den Schatten zu werden.

Ein Handel mit dem Tod
    7  Es gab noch jemanden, der sich in den Schatten zu Hause fühlte. Umso überraschender war es für den Mohren, der soeben entschlossen hatte, seinem Leben eine neue Wende zu geben, dass er den Mann gar nicht wahrgenommen hatte, der genau in dem Moment hinter ihm aufgetaucht war, als er sich am Abort hinter der Kneipe erleichtern wollte.
    »Ihr begeht einen Fehler«, sagte Raban leise, als er die Spitze der Klinge in seinem Nacken fühlte. »Niemand hier legt sich mit mir an.«
    »Ich bin nicht von hier«, sagte eine tiefe Stimme. »Aber ich weiß um deinen Ruf. Doch du kennst mich nicht, du weißt nur so viel von mir, dass ich davon ausgehe, dass ich dich und deine berühmten Messer nicht zu fürchten brauche. Führe das Geschäft zu Ende, das dich hierherführte, und denk darüber nach. Danach, wenn du dich nicht dafür entschieden hast zu sterben, werden wir uns unterhalten.«
    Der Druck der Klinge schwand. Der Mohr lauschte auf irgendein Geräusch, doch außer den fernen Stimmen von der Straße oder der Musik und dem Lachen aus dem Schiefen Anker war nichts zu hören, und auch verstohlene Blicke zeigten ihm nur Dunkelheit und Schatten. Dennoch spürte er noch immer den anderen in seinem Rücken.
    Das Geschäft zu beenden, wie es sein neuer Freund eben bezeichnet hatte, fiel Raban dann doch schwerer als gewöhnlich, aber endlich war auch das vollbracht, und er drehte sich langsam um.
    Hier im Hof hinter der Taverne, wo nur wenig Licht die Dunkelheit erhellte, war der Mann vor ihm kaum mehr als ein Schatten. Er war größer als die meisten, und in der Dunkelheit konnte Raban nur einen breitkrempigen Hut, die ungewisse Form eines Barts und einen langen Umhang erkennen, der über viel zu breiten Schultern lag. Es gab nur eines, das Raban gut genug erkennen konnte, die kräftigen Hände, von grauen Stulpenhandschuhen geschützt, die auf dem Knauf eines Schwerts ruhten, das im ungewissen Licht grau zu schimmern schien.
    Und über dem Bart und im Schatten der breiten Krempe das Schimmern weißer Zähne, als der Fremde lächelte. »Man nennt mich Mort. Du bist Raban.«
    Es war keine Frage, dennoch nickte Lorenthas Freund, der die Ausstrahlung des anderen faszinierend fand. Es umgaben ihn eine unheimliche Stille und der Geruch von Stahl, Leder und Erde. »Was wollt Ihr von mir?«, fragte Raban, während er seine Unterarme anspannte, sodass sich die Messer in den Scheiden unter seinen Ärmeln lösten.
    »Darauf kommen wir gleich«, sagte Mort. »Sag mir nur zuerst, ob die Messer in deinen Ärmeln aus Silber sind.«
    »Welche Messer?«, fragte Raban unschuldig.
    »Also sind sie es nicht«, sagte Mort, und das Schimmern seiner Zähne wurde weiter. »Dann werden sie dir nichts nutzen, also rate ich dir, sie dort zu lassen, wo

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