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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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möglich, sich vorzustellen, dass sie sich in der Gesellschaft, die sie offensichtlich so sehr verachtete, bewegen würde, ohne anzuecken. Wenn er jemals wieder mit dem Gedanken spielen würde, zu ehelichen, würde seine Frau solche Verpflichtungen ebenfalls auf sich nehmen müssen.
    Erstaunt stellte er fest, dass er sich das erste Mal seit Langem gefreut hatte, auf einen Ball zu gehen … und jetzt eine Enttäuschung verspürte, die durch nichts zu rechtfertigen war.
    Der Plan sah vor, dass sie die alten Freunde geben sollten, nicht mehr. Und so würde es auch sein. Er spürte Barlins Blick auf sich ruhen und sah zu seinem Freund hinüber, der ihm nur leicht zunickte; so lange, wie sie sich kannten, waren Worte oftmals nicht mehr nötig. Dennoch, dachte Raphanael, als er sich dazu aufraffte, das Besteck zu ergreifen, obwohl es ihm an Appetit mangelte, fand er es … schade.
    »Ich verstehe etwas nicht, Granmaer«, sagte Arin unvermittelt. »Du sagst, diese Dame wäre für Vater ungeeignet, weil sie kein Interesse an deinen Worten über ihn zeigte?«
    Die Baroness tauschte einen überraschten Blick mit ihrem Sohn.
    »So ist es«, sagte sie dann. »Warum?«
    »Doch zu mir sagst du, ich solle mir immer mein eigenes Urteil bilden und nicht darauf vertrauen, was andere über jemanden erzählen. Mir scheint, dass diese Dame genau das tat, was war daran jetzt also falsch?«
    Barlin, der dafür bekannt war, so gut wie unerschütterlich zu sein, musste hastig husten, als er auf den Gesichtern von Mutter und Sohn einen fast identischen Gesichtsausdruck der Verblüffung entdeckte.
    »Nichts«, sagte Raphanael, als er sich gefangen hatte. »Es ist ein guter Rat, wenngleich er von Granmaer kommt.«
    Arin grinste breit und zeigte eine Lücke zwischen ihren beiden Vorderzähnen. »Ich weiß«, meinte sie. »Deshalb hat sich Granmaer diese Dame ja auch selbst angeschaut.«
    Die Baroness schluckte hastig, bevor ihr Wein noch den falschen Weg nahm, und bedachte ihren Sohn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Das kommt davon, wenn man die jungen Herrschaften an solchen Unterhaltungen beteiligt«, grollte sie, nur war es ihr deutlich anzumerken, dass sie es so ernst nicht meinte.
    »Ja«, gab Raphanael lächelnd zu. »Aber auch das war ein Rat von dir.«
    Auch wenn Raphanael, was die Erziehung seiner Tochter betraf, ungewöhnliche Wege ging, gab es doch Dinge, die man nicht vor jungen Ohren besprechen sollte. Deshalb war er nicht überrascht, dass seine Mutter auf ihn wartete, als er leise die Tür zu Arins Zimmer schloss.
    »Schläft sie?«, fragte seine Mutter lächelnd, und er nickte.
    »Sie ist eingeschlafen, bevor ich bei der Stelle mit dem schwarzen Pferd angekommen bin. Jemand muss sie heute ziemlich auf Trab gehalten haben.«
    »Das war Barlin«, lachte sie. »Er ließ sie heute die Aufsicht über das Gesinde führen. Gibt es etwas, wofür er kein Talent besitzt? Götter, der Mann ist unbezahlbar.«
    »Deshalb bezahle ich ihn ja auch nicht«, grinste Raphanael und hob fragend eine Augenbraue, als sie ihm in sein Ankleidezimmer folgte, wo Barlin ihm bereits die Kleidung für den Ball herausgesucht hatte und mit heißem Wasser, Schaum, Handtüchern und einem Rasiermesser auf ihn wartete. »Wolltest du dich nicht auch für den Ball ankleiden?«
    Sie ignorierte die Andeutung und breitete ihre Röcke aus, um sich auf einen Stuhl zu setzen, von dem aus sie ihm zusehen konnte, wie Barlin ihn rasierte.
    »Was ergab die Nachstellung im Tempel?«, fragte sie unverblümt. »Bist du dem Mörder des Novizen nähergekommen? Was ist mit dem Falken? War der Novize an dem Diebstahl beteiligt?«
    Raphanael zog scharf den Atem ein, als Barlin ihm die heißen Tücher überlegte und sich daran machte, den Schaum zu rühren.
    Raphanaels Stimme klang gedämpft, als er seiner Mutter Antwort gab. »Der Raub ist schon vor über fünf Wochen geschehen. Es war nicht, wie Larmeth und ich zunächst dachten, der Kardinal, der die Weitsicht besaß, die Kopie des Falken anzubringen, es waren die Diebe selbst. Wir glauben, dass der Novize den Austausch nur als Erster bemerkt hat und so entsetzt darüber war, dass er allen Anstand vergaß und zum Arm der Göttin hochgeklettert ist, um sich zu überzeugen, ob er sich nicht irrte. Dabei muss er dann abgestürzt sein und fiel auf den Zaun, der die Statue umgibt. Mehr haben wir nicht herausgefunden.«
    Für den Moment entschloss er sich dafür, ihr nichts davon zu erzählen, dass jemand einen Zauber auf den falschen

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