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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Aramant war einer der Verbündeten des Königs gewesen und jemand, der es befürwortete, dass die Beziehungen zwischen Manvare und dem Kaiserreich eher gestärkt als belastet wurden. Menetis hingegen war bekannt dafür, dass er es als eine Beleidigung empfand, dass das Kaiserreich ungestraft auf manvarischem Boden eine Stadt hielt. Schlimmer noch, Aramants Erbe war ein junger Heißsporn, der sich in der Rolle eines Rebellen gefiel und sich in dieser Frage mit seinem Onkel schon mehrfach überworfen hatte.
    »Aramant war dreißig Jahre älter als Menetis«, fuhr seine Mutter grimmig fort. »Es ist genauso Mord gewesen, nur weniger versteckt.«
    Ja, dachte Raphanael verbittert, er konnte den Grimm seiner Mutter sehr gut verstehen, er teilte ihn. Sein Vater war auf die gleiche Art gestorben … und aus dem gleichen Grund, er war mit seiner Meinung jemandem unbequem gewesen. Kein Wunder, dass seine Mutter so aufgebracht war. Erst recht, da Baron Menetis der Sohn des Mannes war, der damals ihren Ehemann getötet hatte. Sie machte es sich noch immer zum Vorwurf, dass sie die Falle nicht vorausgesehen hatte und dass ihre Unvorsichtigkeit dafür gesorgt hatte, dass Raphanaels Vater den damaligen Baron Menetis fordern musste, um für ihre Ehre einzustehen.
    »Es bewegt sich etwas«, fasste seine Mutter mit grimmiger Miene zusammen. »Hamil glaubt, dass es diesmal ernst werden wird. Ich weiß, dass ich dich selbst bat, der Majorin zu helfen, aber in der Angelegenheit des Falken wird die Lage immer dringlicher. Ich gebe es ungern zu, aber es kann sein, dass der Ball ein Fehler ist, vielleicht wäre es besser gewesen, du hättest dich auch heute schon um den Falken kümmern können.«
    »Larmeth hat ebenfalls ein Interesse daran, den Fall aufzuklären«, erinnerte er Renera milde. »Im Moment befragt sie alle ihre Priester, um herauszufinden, wann genau der Diebstahl stattgefunden hat und ob jemandem etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. Es ist der richtige Schritt, und ich bezweifle, dass ich die Befragung besser hätte führen können als sie. Immerhin ist sie die Stellvertreterin der Göttin auf Erden, ihre Priester werden zu ihr offener sein als zu mir.« Er stand auf und begutachtete sein Gesicht im Spiegel. Eine perfekte Rasur. Wie üblich. »Danke, Barlin«, sagte er und wandte sich wieder seiner Mutter zu. »Wir werden den Falken finden.« Er öffnete bedeutungsvoll die Knöpfe seines Hemdes und hob eine Augenbraue.
    »Ich gehe ja schon«, meinte seine Mutter, aber in der Tür blieb sie kurz stehen. »Nimm die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter. Weder den Falken noch die Sache mit der Majorin. Und gebe auf dich acht, ja?«
    »Heute Abend gehen wir erst einmal auf einen Ball«, sagte Raphanael beruhigend. »Was soll da schon groß geschehen?«

Auf dem Ball
    18  Mehr, als er sich hätte träumen lassen, dachte er später zerknirscht, als Simers Diener seiner Mutter und ihm die Tür zu dem Haus seiner Lordschaft aufzog und Umhang und Hut entgegennahm, denn schon jetzt war zu erkennen, dass Lord Simer seinem lebenslangen Traum nähergekommen war, den wichtigsten Ball des Jahres zu geben: Schon der erste Blick durch die Türen des überfüllten Ballsaals offenbarte, dass jeder, der etwas auf sich gab, diesmal der Einladung des Hausherrn Folge geleistet hatte. Lord Simer selbst, ein kleiner, eher dürrer Mann, dessen herausragende Eigenschaft darin bestand, dass er einen äußerst beweglichen Adamsapfel besaß, konnte sein Glück wohl kaum fassen, Raphanael sah ihn an der Seite stehen, wo er mit allen Anzeichen einer beginnenden Panik mit seinem Hausdiener über die verheerend rasch schwindenden Vorräte sprach, bevor er sich dann, offensichtlich etwas gehetzt, ihnen zuwandte, um erst Baroness Renera und dann Raphanael herzlichst zu begrüßen.
    »Ich bin froh, dass Ihr gekommen seid, Manvare, ich wollte Euch schon immer in meinem Haus begrüßen, aber …« Er tat eine hilflose Handbewegung in Richtung der Tische, bei denen überforderte Diener den Gästen Erfrischungen reichten, ließ aber unausgesprochen, was ihn so bedrückte. »Vor allem ist es noch so früh !« Ein Zeichen eines Dieners ließ ihn gequält schauen und sichtlich gehetzt bat er um Entschuldigung und eilte davon.
    »Armer Kerl«, stellte seine Mutter mit einem Lächeln fest. »Da gelingt ihm zum ersten Mal der große Wurf, und dann scheint ihm die Limonade ausgegangen zu sein. Was kein Wunder ist, es ist ja auch noch zu früh dafür.« Sie

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