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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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doch eher nicht.«
    Die Priesterin atmete erleichtert auf. »Der Göttin sei Dank.«
    Sowohl Lorentha als auch Raphanael sahen sie fragend an.
    »Ich bin erleichtert, dass wir doch nicht die Ruhe eines Toten stören werden.«
    »Freut Euch nicht zu früh«, sagte Lorentha bedauernd. »Wenn wir den Falken nicht bis zur Prozession gefunden haben, müssen wir nachsehen, ob er dort im Sarg liegt.«
    Die Priesterin seufzte und neigte leicht den Kopf. »Ich werde dafür beten, dass es nicht notwendig sein wird.«
    »Wird es nicht«, sagte Raphanael zuversichtlich zu ihr. »Durch deine Hilfe wissen wir jetzt, wo wir die Spur aufnehmen können.« Er schaute zu Lorentha hinüber.
    Diese nickte mit steinernem Gesicht. »Bei der Garda«, sagte sie rau.
    »Es gibt nur eines, das ich nicht verstehe«, sagte die Priesterin, und Lorentha sah sie fragend an.
    »Sie mussten doch wissen, dass wir früher oder später darauf kommen würden, wie der Falke gestohlen wurde«, grübelte sie. »Sie können doch nicht glauben, dass sie ihrer Strafe entkommen können?«
    »Ich schlage vor«, sagte Lorentha entschlossen, »dass wir ihnen die Gelegenheit geben, es uns zu erklären.«
    »Gut«, sagte Raphanaels Schwester. »Aber bevor ihr geht, sollten wir …«
    »Das hat Zeit«, unterbrach Raphanael sie hastig. Sie schaute ihn erstaunt an.
    »Worum geht es?«, fragte Lorentha.
    »Es ist nicht wichtig«, sagte Raphanael.
    »Das sehe ich anders, Raphanael«, sagte seine Schwester sanft, doch in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
    Lorentha blickte überrascht von ihr zu ihm. »Wollt Ihr mir erklären, um was es geht?«
    »Ihr habt die Nacht hier verbracht«, sagte Larmeth ruhig.
    Die Majorin unterdrückte einen Seufzer.
    »Ach, das.«
    »Ja«, sagte Raphanael gepresst. »Das.«
    »Aber es ist nichts geschehen«, meinte Lorentha unverständig. »Ich meine, es ist schon etwas geschehen aber nicht … das .«
    »Es macht keinen Unterschied, was geschehen ist«, sagte Raphanael steif. »Der Anstand gebietet es.«
    »Ich sage besser nicht, was ich von dem Anstand halte«, antwortete Lorentha scharf. Sie musterte diesen manvarischen Lord, der nun so unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her rutschte, als wäre er ein Tempeljunge, der etwas ausgefressen hätte. »Sag, liebst du mich?«
    Seine Augen weiteten sich. »Ich …«, begann er und schien dann ins Stocken zu geraten.
    Es ist überraschend, stellte Lorentha fest, wie sehr sich in ihr alles zusammenzog, während sie auf seine Antwort wartete.
    »Nein«, gestand er langsam. »Es … ich … ich denke, ich könnte es, aber es ist zu früh dafür. Wir kennen uns nicht gut genug.« Er tat eine hilflose Geste. »Aber was hat Liebe damit zu tun? Unseresgleichen heiratet selten genug aus diesem Grund.«
    »Hast du Jesmene geliebt?«, fragte sie leise.
    »Ja«, antwortete er gefasst. »Aber auch erst, nachdem wir uns kennengelernt haben. Wir wurden schon als Kinder miteinander verlobt. Es war eine Ordensehe.«
    »Was bedeutet, dass der Orden es als vorteilhaft empfand«, sagte Lorentha bitter.
    Raphanael neigte den Kopf. »Es hat sich bewahrheitet, Arin zeigt jetzt schon Anzeichen für ein starkes Talent. Aber der Orden besitzt Erfahrung in solchen Dingen, er wusste, dass Jesmene und ich einander lieben würden.«
    »Aber dies ist deine zweite Ehe«, stellte Lorentha mit neutraler Stimme fest. »So viel weiß ich von den Ordensgebräuchen. Dir steht es jetzt frei zu heiraten, wen auch immer du willst. Ich bin die Falsche für dich.«
    »Das tut nichts zur Sache«, sagte er steif. »Es ist meine Pflicht.«
    »Ja«, nickte sie. »Aber nicht die meine. Soviel ich weiß, darf ich die Verbindung ablehnen oder eine Verlobung lösen, wann immer ich will. Gut. Du hast deinen Antrag gemacht, ich habe abgelehnt.«
    »Aber …«, begann Raphanael, doch sie unterbrach ihn.
    »Ich weiß, dass Cerline und deine Mutter versuchen wollten, meinen Ruf wiederherzustellen. Ich bin beiden dafür dankbar. Aber es ist mir nicht wichtig genug, um mich an einen Mann zu ketten, der mich nicht liebt. Ich lebe schon seit Jahren damit, dass mein Ruf keinen Wert besitzt, man kann sich daran gewöhnen.«
    Larmeth hatte die Unterhaltung schweigend verfolgt.
    »Seid Ihr sicher, Lorentha?«, fragte sie jetzt leise.
    »Ganz sicher«, antwortete Lorentha, während sich ihr Herz zusammenzog. Götter, dachte sie erbost, ich bin doch kein kleines Mädchen mehr! Sie wusste, was sie tat. Und selbst Renera hatte deutlich genug

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