Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
musste älter sein, denn das Blei war schon grau angelaufen.
    »Ist das … ist das die Kugel, die Lorenthas Mutter getötet hat?«, fragte Raban leise.
    Mort nickte. Und sagte nichts weiter.
    »Sie ist kleiner«, stellte Raban fest. »Und sie hat diese seltsamen Riefen.«
    »Weil sie aus einer Duellpistole stammt«, erklärte Mort. »Was der erste Hinweis darauf ist, dass Angardt nicht der Mörder von Sera Marie sein kann. Unser toter Freund mag reich gewesen sein und Einfluss besessen haben, aber er war ein Bürgerlicher. Bürgerliche pflegen sich nicht aus falsch verstandener Ehre zu duellieren.«
    Raban nickte, das ergab auch Sinn für ihn. Nur …
    »Wer war Sera Marie?«
    »Die Mutter deiner Freundin hieß Evana Marie«, erklärte Mort abwesend, während er sich noch immer die beiden Kugeln besah. Er wies mit einer nachlässigen Geste auf das Geständnis. »Hier schreibt er, dass er sich mit derselben Waffe richten will, die ihr das Leben nahm.«
    »Was nicht der Fall ist«, sagte Raban und nickte. »Das ist der Beweis. Der Bankier ist ein Sündenbock.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Von wegen feine Gesellschaft, der Kerl ist genauso verschlagen wie manche meiner ganz besonderen Freunde unten im Hafen!« Er sah fragend zu Mort hin. »Was soll ich Loren erzählen, wie ich darauf gekommen bin?«
    »Gar nichts«, antwortete Mort. »Solange sie den Fall abgeschlossen glaubt, fühlt sich der Mörder sicher und wird nichts gegen sie unternehmen. Das macht es uns leichter.«
    »Also kommt er davon?«, fragte Raban entgeistert.
    Mort schaute ihn erstaunt an. »Wie kommst du darauf, Junge? Sein Tod ist schon bezahlt, und ich gebe niemals Geld zurück! Außerdem haben wir noch etwas herausgefunden.«
    »Und was?«
    »Warum lässt der Mörder den Bankier schreiben, dass er sich mit derselben Waffe richten wird, und nimmt dann doch eine andere?«
    »Vielleicht besitzt er sie nicht mehr?«, schlug Raban vor. »Obwohl … dann hätte er es nicht diktieren brauchen. Also …«
    »Der Mörder überlegte es sich im letzten Moment anders. Die Waffe war ihm zu wichtig, um sie herzugeben«, beendete Mort den Satz für ihn. »Lerne daraus, Junge. Solche Eitelkeiten sind es, die dir den Fallstrick binden. Die Waffe muss etwas Besonderes sein.«
    »Ich habe noch keine Duellpistole gesehen«, meinte Raban nachdenklich, »aber ich hörte, dass die meisten dieser Waffen wahre Kunstwerke wären.«
    »Es geht nicht um Geld«, sagte Mort mit Bestimmtheit. »Wir sind uns einig, dass, wer auch immer die Mutter des jungen Fräuleins erschossen hat, davon mehr als genug besitzt. Nein, die Waffe muss von ideellem Wert für den Mörder sein. Darüber wird er sich finden lassen.«
    »Also werden wir weiter nach ihm suchen«, stellte Raban fest. »Was ist eigentlich die Stille Gilde? Ich habe von ihnen noch nie etwas gehört, aber wenn der Mörder dem Bankier diktierte, sagte er vielleicht damit die Wahrheit. Wir könnten …«
    »Die Stille Gilde war eine Vereinigung von Attentätern, die bis vor knapp zwanzig Jahren in fast allen größeren Städten des Kaiserreichs tätig war«, erklärte Mort, während er die kleinere Kugel wieder sorgsam in den Beutel packte.
    »War?«, fragte Raban.
    »Ja«, nickte Mort. »Mein Auftraggeber fand, dass sie einen Fehler begingen, als sie Sera Marie angegriffen haben. Er bat mich, sie zu befragen, was sie über ihren Auftraggeber wüssten, und sicherzustellen, dass sie einen solchen Fehler nicht erneut begehen würden. Nur wussten sie nicht viel.«
    »Ihr habt eine ganze Gilde von Attentätern ausgelöscht?«, fragte Raban ungläubig.
    »Ja.« Morts Lippen verzogen sich zu einem fast andächtigen Lächeln. »Weißt du, Junge, was wahrhaftig enttäuschend ist?«
    Raban sah ihn fragend an.
    »Wie oft es kleine Geister sind, die nach einem Handel auf den Tod fragen. Doch mein Auftraggeber … er ist ein großer Mann. Ich stehe nun schon seit zwanzig Jahren in seinen Diensten, und er gibt mir etwas, das wichtiger für mich ist als Gold.«
    »Und was?«, fragte Raban leise. Was konnte einem Mann wie Mort …
    »Ehre«, antwortete der Todeshändler leise, während seine blassen Augen in die Ferne schauten. »Ehre und das Gefühl, das Richtige zu tun. Du wirst lernen, Junge, dass so etwas in dieser Welt sehr selten geworden ist.«
    »Ich wusste nicht, dass es Euch wichtig ist«, sagte Raban erstaunt.
    »Ja«, sagte Mort und faltete die Kopie des falschen Geständnisses sorgfältig zusammen, um es unter

Weitere Kostenlose Bücher