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Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
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werden die Zeitungen voll sein von Ihrer Geschichte. Ich kann Ihnen versichern, die Entdeckung eines Gauguin wird Aufsehen erregen. Madien Sie sich auf Besuche gefaßt!«
    »Ja, vielleicht auch Polizisten, aber vor allem Journalisten, Kunsthändler, Galeriedirektoren, Leiter der Museen...«
    »Die Heldin ist Line«, verkündete Anne.
    »Nein, der Held ist Kikri«, entgegnete Line.
    »Wo ist er übrigens geblieben? Kikri! Kikri!«
    Man fand ihn im Geschirrschrank hocken, an der gleichen Stelle, an der er in der Einbrudisnadit gesessen hatte.
    Beim Eintritt unserer Freunde rührte er sich nicht einmal und begnügte sich mit einem strengen Blick. »Er ist beleidigt!« rief Anne. »Wir haben ihn nicht genug gefeiert.«
    Doch Kikri war nicht beleidigt. Er hatte es satt. All diese unbekannten Leute, die dauernd kamen und gingen, Tag und Nacht, unaufhörlich, das reichte ihm nun. Er konnte schließlich nicht gegen eine ganze Welt ankämpfen!
    Der Aufruhr um den Gauguin in der Überholwerft legte sich allmählich. Das »Porträt von Nanou« — unter diesem. Titel ist das Bild mittlerweile bekanntgeworden — ist an einem bevorzugten Platz in einer großen Pariser Galerie ausgestellt.
     
    Drei Wochen sind seit dem Anfang der Ferien verstrichen. Nach drei Ruhetagen, während denen Jakob und Robert von ihren neuen Freunden gefeiert und verwöhnt worden waren, hatten sich die beiden jungen Mediziner wieder auf die Mopeds geschwungen, um einen Streifzug durch die ganze Bretagne zu machen.
    Papa und Mama waren nach einem kurzen Aufenthalt in Carnac wieder in Paris. Wie eilig sie in Madrid aufgebrochen waren! Lines Brief hatte Mama in das tiefste Entsetzen gestürzt. »Unsere Kinder im Handgemenge mit Gangstern!«
    Doch welche Freude wurde das Wiedersehen dann! Natürlich hatte Loute ihre Arbeit in der Klinik aufgegeben, und eines Tages machte die ganze Familie Nanou einen Besuch.
    »Wir nehmen sie zu uns, weil wir jetzt reich sind«, sagte Anne.
    Doch Nanou weigerte sich, ihr Haus auf der Heide zu verlassen.
    »Hier ist die Luft viel besser als in Carnac«, sagte sie, »und dann sehe ich das Meer. Wenn mir eins leid tut, dann nur, daß ich ein bißchen zu weit weg davon wohne.«
    Ein bißchen zu weit weg davon! Das Haus lag zwanzig Schritte von der Steilküste, und an Sturmtagen klatschte die Gischt an die Fenster.
    Die Handwerker hatten von der Überholwerft Besitz genommen. Sie klopften die Mauern ab, um sich von ihrer Festigkeit zu überzeugen. Die Balken wurden untersucht, die Türrahmen verstärkt, die Fensterläden erneuert.
    Das alte, nun verjüngte Haus wird jedem Herbststurm siegreich Trotz bieten.
    Loutes Sorgen sind verflogen.
    Deshalb nimmt sie sich jetzt der Instandsetzung des Hauses an. Natürlich helfen ihr die Mädchen dabei.
    »Ihr habt euch wunderbar benommen, wißt ihr«, sagt sie manchmal und betrachtet sie nachdenklich. »Ich wäre in euerm Alter nicht in der Lage gewesen, das zu schaffen, was ihr getan habt.«
     
    Eines Abends, als die ganze Familie im Park versammelt war und auf die Stunde des Abendessens wartete, brachte der Postbote einen Brief.
    »Sollte man’s glauben!« rief Loute. »Don Ameal!«
    »Das ist doch nicht möglich!«
    »Welche Unverschämtheit!«
    »Will er wiederkommen?«
    Loute überflog den Brief.
    »Das ist ja toll!« murmelte sie. »Don Ameal bittet uns um Verzeihung.«
    »Wo ist er denn?«
    »In Santa Tecla del Mar, Provinz Vigo.«
    »Das ist ja in Spanien.«
    Ich habe mich in mein Heimatdorf zurückgezogen, das ich mit zwölf Jahren verlassen habe, um mein Glück zu machen. Ich habe die Welt durchstreift, bin jetzt aber kaum reicher als bei meinem Weggehen. Ihr Bild war meine letzte Hoffnung. Ich möchte, daß Sie die böse Versuchung verstehen, die mich alten Mann überfiel ... und daß Sie mir verzeihen ...
    »Na, hört euch das an!«
    »Still!«
    Jedenfalls danke ich Ihnen von Herzen, daß Sie Ihre Anzeige zurückgezogen haben. Dadurch war ich in der Lage, in das Land meiner Kindheit zurückzukehren, wo ich jetzt mit meinem Hund Sidi lebe.
    »Der arme Sidi! Wir wollen ihm verzeihen, weil er Sidi liebt.«
    »Hat er denn Kikri verziehen?«
    Als der Hahn, der gerade seine hundert Schritte über den Hof tat, seinen Namen hörte, blieb er stehen, hob den Kopf und sträubte die Halskrause. Das lebhafte Auge richtete sich auf die versammelte Familie, als ob er die Menschen, die er zu bewachen hatte, einzeln zählen wollte.
    »Sind alle da? Ja, alle! Ausgezeichnet.«
    Dann begab er

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