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Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
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Aufruhr!
    »War das dein Versteck?«
    Das Lachen wollte kein Ende nehmen.
    »Das Versteck war wirklich gut!«
    »Und Kikri hat es ausgezeichnet verteidigt.«
    Das Summen eines Wagens ließ alle herumfahren.
    »Das ist Loute!« rief Gerhard, der zur Tür gerannt war.
    »Mama! Mama!«
    Anne warf sich schluchzend ihrer Mutter in die Arme. »Mein Liebling, mein Liebling«, sagte Loute. »Was ist denn bloß passiert? Ich habe eben ein Telegramm von euerm Vater bekommen, Line. Ich begreife kein Wort. Er schreibt, sie kämen im Flugzeug, und man müsse das Bild in den Safe einer Bank einschließen. Welches Bild denn nur?«
    »Dies hier«, erwiderte Line.
    »Man hat es uns stehlen wollen.«
    »Die Motorradpolizei macht gerade Jagd auf die Gangster«, rief Gerhard.
    Loute ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Und was ist denn das nun wieder für eine Räubergeschichte? Seid ihr alle verrückt geworden, oder was ist los? Und wer sind diese Herren?«
    Die jungen Männer verbeugten sich.
    »Jakob Hébrard, Student der Medizin.«
    »Robert Danault, Assistenzarzt.«
    »Und Amateurdetektive!«
    »Wir haben sie für Diebe gehalten«, sagte Anne.
    Loute stand auf.
    »Nun hört mal zu«, sagte sie. »Jemand muß mir die Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählen, sonst werde ich verrückt. Line, fang an!«
    Line begann ihren Bericht mit dem ersten Besuch von Don Ameal, wurde jedoch dauernd von dem einen oder andern unterbrochen, der noch eine Einzelheit hinzufügte.
    Als Line mitten in ihrem Bericht war, klingelte das Telefon. Loute lief zum Apparat.
    »Hallo, ja, hier ist die Überholwerft. Wie? Die Eigentümerin? Ja, ich bin die Eigentümerin. Ja, auch die Eigentümerin des Bildes... ach? Ist er verhaftet?«
    »Prima!« rief Gerhard.
    »Still doch mal!«
    Alle hingen an Loutes Lippen.
    »Wie? Er sagt, er hätte nichts gestohlen? Nein, es ist nichts gestohlen... Ameal Gonzalez? Ja, ich kenne < ihn gut... Wer ist das? Wie? Was? Ein Gauguin? Welcher Gauguin? Meiner? Aber wir haben doch gar keinen Gauguin, Herr Kommissar. Sie werden doch zugeben, daß ich es wissen müßte, wenn ich einen Gauguin besäße! Wie? Er behauptet das? Herr Gonzalez? Ach, jetzt begreife ich. Dieser Herr wollte sich einen Gauguin ansehen, den Herr Gonzalez bei uns entdeckt hat... Es war also Neugier, die ihn zu uns geführt hat...«
    »Neugier! Das kann er uns erzählen!« schrie Gerhard. »Klauen wollte er das Bild, nichts anderes!«
    »Still doch!«
    »Aber natürlich... eine Expertise, ein Gutachten, gewiß... Ja, vielen Dank, Herr Kommissar.«
    Loute hängte den Hörer an.
    »Ein Gauguin!« sagte sie mit ausdrucksloser Stimme.
    Sie warf einen Blick auf das Bild.
    »Dieses kleine Dienstmädchen soll von Gauguin gemalt sein?«
    »Das ist doch Nanou!« rief Anne.
    »Natürlich, das weiß ich... aber von Gauguin?«
    Line berichtete von ihrem Besuch bei Nanou.
    »Ein Gauguin!« rief Loute noch einmal.
    »Es scheint wirklich so. Wir haben eine Reproduktion bei dem Buchhändler Le Coz gesehen.«
    »Wenn wir ihn anriefen?« warf einer der Studenten ein. »Er würde sich bestimmt sehr freuen.«
    »Das Telefon ist draußen auf dem Flur.«
    Zehn Minuten später war der Buchhändler schon da. Er hatte vier Werke über Gauguin und die Maler seiner Zeit mitgebracht.
    Der Anblick des Bildes nahm ihm die Fassung.
    »Wenn das keine Kopie ist, haben Sie da ein Vermögen«, rief er.
    »Es ist keine Kopie«, erwiderte Line, »weil es Gauguin selber gemalt hat. Nanou kann den Namen Sauvage nicht erfunden haben.«
    »Ja, das ist wahr. Übrigens, sehen Sie doch, schauen Sie es sich gut an! Vergleichen Sie es mit der Gestalt hier auf dem gelben Christus. Es ist nicht völlig die gleiche Stellung. Ihr Bild ist zweifellos eine Studie, die Gauguin gemalt hat, ehe er das berühmte Bild komponierte. Sie haben da eine Kostbarkeit. Kein Wunder, daß man versucht hat, es Ihnen zu stehlen.«
    »Ich begreife es immer noch nicht, wissen Sie«, erwiderte Loute. »Ich bin fassungslos. Und Don Ameal hätte demnach das Bild entdeckt?«
    »Natürlich!« sagte Line. »Deshalb wollte er es ja kaufen. Und da du dich geweigert hast, es ihm zu verkaufen, hat er versucht, es zu stehlen.«
    »Don Ameal ist aber kein richtiger Einbrecher«, erklärte Gerhard. »Er hat Angst vor Kikri gehabt.«
    »Kikri ist auch schrecklich! Und dann war es Nacht, und er war nicht darauf gefaßt, auf diese Weise angefallen zu werden.«
    »Aber das ist ja ein ganzer Abenteuerroman!« rief der Buchhändler. »Morgen

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