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Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
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genannt habe, Paul Sauvage.«
    »Sauvage... Sauvage... Aber das ist Gauguin selbst, Paul Gauguin, den man den Wilden nannte, le Sauvage, der Wilde, weil er aus der Welt floh. Wir besitzen einen Brief von ihm, in dem er sagte: >Ich lebe hier unter dem Namen der Wilde, le Sauvage.<
    Warten Sie, den muß ich finden, hier drin oder da.«
    Er nahm ein Buch von einem Regal und reichte es Line. Dann griff er nach einem noch umfangreicheren, das er selber durchblätterte.
    Lines Herz hämmerte mit lauten Schlägen. Das Geheimnis begann sich aufzuklären, das spürte sie genau. Unter ihren Fingern zitterten die Blätter, ihr Blick heftete sich auf die Farbreproduktionen, mit denen das Werk illustriert war.
    Plötzlich stieß sie einen Ruf aus.
    »Das ist sie! Das ist Nanou!«
    Ein Bild, größer als die andern, das Golgotha darstellte, einen gekreuzigten Christus vor einem Hintergrund von gelben Wiesen mit roten Apfelbäumen. Links im Vordergrund eine kleine, kniende Bretonin. Das war Nanou. Nanou mit ihren roten Wangen, der weißen Haube. Die Nanou von dem Porträt.
    Die beiden jungen Männer kamen näher.
    »Das ist der >gelbe Christus<«, sagte der Buchhändler. »Haben Sie etwas gefunden?«
    Line zeigte auf die Gestalt.
    »Es ist dieses kleine Mädchen.«
    »Welches kleine Mädchen?« fragte der Buchhändler.
    »Ich will es dir erklären«, sagte Jakob. Und dann erzählte er die Geschichte.
    Doch kaum hatte er begonnen, als auch schon Kunden hereinkamen. Der Buchhändler mußte sie bedienen. »Wartet, ich bin gleich wieder da, das ist ja eine spannende Sache!«
    Als Gerhard hereinstürzte, fuhren alle zusammen. »Kommen Sie schnell! Er ist da!«
    Er zog Line und Jakob eilig mit sich hinaus.
    »Rasch! Rasch! Der Kerl ist auf der Strandpromenade vorübergekommen und hat uns mit Ihrem Kameraden gesehen. Er weiß jetzt, daß wir ihm einen Bären aufgebunden haben. Er wird in der Überholwerft einbrechen und uns das Bild stehlen.«
    »Ihr Bild ist dort unten?«
    »Ja!«
    »Dann müssen wir laufen.«
    Die Gruppe befand sich in höchster Erregung. Peter und Ludwig trampelten mit den Füßen.
    Im Handumdrehen waren die Mopeds von ihrem Gepäck befreit.
    »Die beiden Großen fahren mit uns. Die Mädchen kommen, wie es ihnen eben gelingt, mit dem Gepäck nach.«
    Schon saßen die beiden Burschen auf den Rädern. Peter und Ludwig sprangen auf die Soziussitze, und die Maschinen brausten knatternd davon.
    Der graue Mercedes stand am Rand der Straße, nicht weit von der Allee zur Oberholwerft.
    Die vier Jungen sprangen ab, schoben die Mopeds an die Seite und liefen unter Ludwigs Führung im Schutz der Bäume zum Haus hinauf. Hinter den letzten Büschen blieben sie stehen, ganz nahe beim Haus.
    »Gibt es eine Hintertür?« fragte einer der Burschen. »Ja.«
    »Dann stellt sich einer von euch an die Hintertür und der andere hierher. Ihr werdet den Kerl so lange aufhalten, wie es euch möglich ist. Und wir werden uns den guten Mann im Haus mal vorknöpfen.«
    Sie gingen hinter den Büschen bis an die Stelle, wo diese fast ans Haus reichten. Von dort schlich sich Ludwig dicht an der Mauer entlang zur Tür des Seitengebäudes, während Peter und die beiden Studenten zur Haustür liefen.
    Es dauerte nicht lange. Der Aufruhr begann zehn Sekunden später: ein Lärm wie von einem wütenden Kampf, erstickte Aufschreie, eine Tür, die heftig zuschlug.
    Mit klopfendem Herzen klammerten sich Peter und Ludwig an der Klinke ihrer Tür fest, bereit, sie mit allen Kräften zuzuhalten.
    Sie hörten nicht, wie sich die Läden eines Fensters im Obergeschoß öffneten — es war das Zimmer nach Norden. Sie sahen die Gestalt nicht, die sich an der Mauer herabgleiten ließ, mit einem Sprung den Boden erreichte und unter den Bäumen hinweg flüchtete.

    »Macht rasch auf!« rief eine Stimme von innen. »Er ist entkommen!«
    Der eine Bursche kam wütend heraus.
    »Schuld daran ist euer verflixter Hahn!«
    »Hier ist er heruntergesprungen!« rief der andere, aus dem Fenster hängend.
    Auch er ließ sich herabgleiten und sprang zur Erde. »Zum Wagen, schnell!«
    Alle vier rasten durch den Park.
    Währenddessen waren die Mädchen und Gerhard am äußersten Ende des Strandes von Carnac eilig durch das Menschengewühl gelaufen. Die Säcke waren sperrig und entsetzlich schwer.
    »Wir brauchen länger als eine Stunde!« rief Gerhard wütend. Er zitterte vor Kampflust und rempelte die Spaziergänger an, die ihm in den Weg kamen.
    »Wir sind dumm«, rief Line

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