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Der Fall Charles Dexter Ward

Titel: Der Fall Charles Dexter Ward Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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am Flußufer zu durchdringen, hinter dem vielleicht die große Tür lag, noch unternahm irgend jemand den Versuch, sich ein Bild von den Szenen zu machen, inmitten derer Joseph Curwen aus den Greueln abgerufen wurde, die er selbst heraufbeschworen hatte.
    Nur den robusten Kapitän hörten aufmerksame Leute hin und wieder vor sich hin murmeln: »Die Pest über diesen ----- , was mußte der Kerl auch lachen, während er schrie. Man hätt' fast glauben können, der verdammte-----hätt' noch was auf Lager gehabt. Für 'ne halbe Krone würd' ich sein-----Haus anstecken.«
    III Eine Suche und eine Anrufung Charles Ward entdeckte, wie wir gesehen haben, erst im Jahre 1918, daß er von Joseph Curwen abstammte. Daß er sich auf der Stelle intensiv für alles zu interessieren begann, was mit dem vergangenen Geheimnis zu tun hatte, braucht uns nicht zu wundern; denn jedes vage Gerücht, das er über Curwen gehört hatte, war plötzlich von größter Bedeutung für ihn selbst, in dessen Adern Curwens Blut floß. Kein begeisterter und phantasiebegabter Genealoge hätte etwas anderes getan, als unverzüglich damit zu beginnen, sich mit größtem Eifer dem Sammeln von Fakten über diesen Mann zu widmen.
    Bei seinen ersten Nachforschungen machte Ward keinerlei Anstalten, etwas geheimzuhalten, so daß sogar Dr. Lyman zögert, den Beginn der geistigen Umnachtung des jungen Mannes zu irgendeinem Zeitpunkt vor dem Jahresende 1919 anzusetzen. Er sprach offen mit seiner Familie — obwohl seine Mutter nicht gerade erfreut darüber war, einen Vorfahren wie Curwen zu haben - und mit den Angestellten verschiedener Museen und Bibliotheken, die er aufsuchte. Wenn er Privatfamilien um die Überlassung von Unterlagen bat, von denen er glaubte, sie befänden sich in ihrem Besitz, machte er aus seinen Absichten keinen Hehl und teilte die leicht amüsierte Skepsis, mit der man die Berichte der alten Tagebuch- und Brief Schreiber betrachtete. Er bekannte oft, daß er zu gerne gewußt hätte, was sich vor anderthalb Jahrhunderten auf jenem Bauernhof bei Pawtuxet wirklich abgespielt hatte, dessen Lage er vergeblich zu ermitteln versucht hatte, und was Joseph Curwen wirklich gewesen war.
    Als er auf Smith' Tagebuch und Archiv stieß und den Brief von Jedediah Orne fand, beschloß er, nach Salem zu fahren und dort Nachforschungen über Curwens frühe Aktivitäten und Verbindungen anzustellen, was er in den Osterferien 1919 tat. Im Essex-Institut, das er von früheren Besuchen in der glanzvollen alten Stadt verfallender puritanischer Giebel und dichtgedrängter Walmdächer her gut kannte, wurde er sehr freundlich empfangen und grub eine ganze Menge Unterlagen über Curwen aus. Er fand heraus, daß sein Vorfahr am 18. Februar (alten Stils) 1662-3 im Dorf Salem, dem heutigen Danvers, sieben Meilen von der Stadt, geboren war und daß er im Alter von fünfzehn Jahren von zu Hause fortgelaufen und zur See gefahren war, um erst neun Jahre später mit der Kleidung, der Sprache und dem Gebaren eines gebürtigen Engländers wiederaufzutauchen und sich in Salem selbst niederzulassen. Damals befaßte er sich kaum mit seiner Familie, sondern verbrachte die meiste Zeit mit den seltsamen Büchern, die er aus Europa mitgebracht hatte, und den sonderbaren Chemikalien, die für ihn auf Schiffen aus England, Frankreich und Holland kamen. Mit seinen Fahrten aufs Land erregte er die Neugier der Einheimischen, die sie flüsternd mit vagen Gerüchten über nächtliche Feuer auf den Hügeln in Verbindung brachten.
    Curwens einzige engen Freunde waren ein Edward Hutchinson aus dem Dorf Salem und ein Simon Orne aus Salem gewesen. Mit diesen Männern sah man ihn sich oft in der Öffentlichkeit unterhalten, und gegenseitige Besuche waren keineswegs selten. Hutchinson hatte ziemlich weit draußen vor den Wäldern ein Haus, das wegen der Geräusche, die dort des Nachts zu hören waren, sensibleren Naturen nicht ganz geheuer war. Man sagte, er empfange sonderbare Besucher, und das Licht hinter seinen Fenstern sei nicht immer von derselben Farbe. Sein Wissen um längst verstorbene Personen und längst vergessene Ereignisse empfand man als ausgesprochen unheimlich; er verschwand um die Zeit, als der Hexenwahn begann, und wurde nie mehr gesehen. Zur selben Zeit zog auch Joseph Curwen fort, aber man erfuhr bald, daß er sich in Providence niedergelassen hatte. Simon Orne lebte in Salem bis zum Jahre 1720; von da an erregte er Aufsehen, weil er äußerlich nicht zu altern schien. Deshalb

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