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Der Fall Charles Dexter Ward

Titel: Der Fall Charles Dexter Ward Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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hatten, stimmten sie alle darin überein, daß die Studien des jungen Mannes ausgereicht hätten, um jeden normalen Verstand aus den Angeln zu heben oder zumindest zu verwirren, und brannten darauf, auch seine sorgsam gehüteten anderen Bücher und Dokumente in Augenschein zu nehmen; doch sie wußten, daß sie dies letztere bestenfalls nach einem Besuch in dem Bungalow selbst tun konnten. Willett untersuchte jetzt den ganzen Fall noch einmal mit fieberhafter Energie; im Verlauf dieser Untersuchungen befragte er die Arbeiter, die dabeigewesen waren, als Charles Joseph Curwens Dokumente entdeckt hatte, und kam den Vorfällen mit den beseitigten Zeitungsartikeln auf die Spur, indem er die betreffenden Nummern im Archiv des Journal durchsah.
    Am Donnerstag, dem achten März, machten die Doktoren Willett, Peck, Lyman und Waite in Begleitung von Mr. Ward, ihren Überraschungsbesuch bei dem jungen Mann; sie machten kein Hehl aus ihren Absichten und stellten dem Patienten — denn als solchen betrachteten sie ihn jetzt alle - eindringliche und unnachsichtige Fragen. Obwohl Charles lange nicht auf das Klopfen an der Tür reagierte und von einer Wolke sonderbarer und abscheuerregender Laborgerüche umgeben war, als er endlich aufgeregt an die Tür kam, zeigte er sich in keiner Weise widerspenstig und gab freimütig zu, daß sein Gedächtnis und sein seelisches Gleichgewicht durch die dauernde Beschäftigung mit abstrusen Studien etwas gelitten hätten. Er widersprach nicht, als man darauf bestand, ihn an einen anderen Ort zu bringen, und schien, abgesehen von dem Gedächtnisschwund, bei völlig klarem Verstande zu sein. Sein Auftreten hätte die Besucher in ungläubigem Staunen den Rückzug antreten lassen, hätten nicht seine auffällig altertümliche Redeweise und die unverkennbare Verdrängung moderner Ideen durch alte in seinem Bewußtsein ihn eindeutig als nicht mehr normal abgestempelt. Über seine Arbeit verriet er den Doktoren nicht mehr, als er früher seiner Familie und Dr. Willett gesagt hatte, und seinen verzweifelten Brief vom Vormonat tat er als reine Nervensache und Hysterie ab. Er beharrte darauf, es gebe in seinem düsteren Bungalow keine Bibliothek und kein Labor außer den sichtbaren, und verwickelte sich in Widersprüche, als er erklären sollte, weshalb man im Haus keinen der Gerüche wahrnahm, mit denen seine Kleider gesättigt waren. Den Klatsch der Nachbarn tat er als billige Erfindung unbefriedigter Neugierde ab. Er sagte, er sei nicht befugt, nähere Angaben über den Verbleib Dr. Allens zu machen, versicherte aber seinen Besuchern, daß der bärtige Brillenträger zurückkommen würde, wenn es notwendig werden sollte. Während er dem mürrischen Mulatten, der den Besuchern keinerlei Fragen beantwortet hatte, seinen Lohn auszahlte und den Bungalow abschloß, der noch immer finstere Geheimnisse zu bergen schien, ließ Ward keinerlei Anzeichen von Nervosität erkennen, abgesehen von einer kaum merklichen Tendenz, ab und zu innezuhalten, als lausche er einem sehr schwachen Geräusch. Offenbar nahm er dies alles mit einem resignierten, philosophischen Gleichmut hin, so als wäre sein erzwungener Umzug lediglich ein vorübergehender Zwischenfall, der ihm die geringsten Ungelegenheiten machen würde, wenn er sich fügte und die Angelegenheit ein für allemal hinter sich brachte. Zweifellos verließ er sich darauf, daß die ungebrochene Schärfe seines Intellekts ihm über alle Schwierigkeiten hinweghelfen würde, in die er durch seinen Gedächtnisschwund, den Verlust der Sprache und der Handschrift und sein heimlichtuerisches und exzentrisches Verhalten geraten war. Man kam überein, daß seine Mutter nicht von der Änderung unterrichtet werden sollte; sein Vater sollte ihr in Charles' Namen maschinengeschriebene Mitteilungen schicken. Charles Ward wurde in das ruhige und malerisch gelegene Privatsanatorium des Dr. Waite auf der Insel Conanicut in der Bucht gebracht und von allen mit seinem Fall befaßten Ärzten aufs sorgfältigste untersucht und ausgefragt. Dabei wurden dann die merkwürdigen physischen Veränderungen entdeckt; der verlangsamte Stoffwechsel, die veränderte Haut und die unnormalen nervlichen Reaktionen. Dr. Willett war von allen untersuchenden Ärzten am meisten beunruhigt, denn er hatte Charles von Kindheit an beobachtet und übersah mit schrecklicher Deutlichkeit das Ausmaß seiner physischen Desorganisation. Sogar das vertraute olivgraue Mal auf seiner Hüfte war verschwunden, während

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