Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
ehrliche Antwort geben und als sie ihn endlich fragt: „Warum hast mich
dann überhaupt mitgenommen?“, reagiert er unbeholfen: „Ich hätte nicht gedacht,
dass du wirklich mitkommen würdest. Ich hatte gehofft, du würdest verstehen …“
Noch
in dieser Nacht fährt er sie wieder heim und erbittet sich einige Tage Zeit zum
Nachdenken.
Seitdem
ist Daniela bei mir Dauergast und ich höre in den nächsten Tagen nur noch eins:
Verzweiflung!
Oh Gott – ich stehe kurz vor dem
Supergau. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, ihn NICHT anzurufen!
Ich
rate ihr dringend, Maik die Zeit zu geben, wenn sie sich nicht in der Lage
sieht, daraus ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Versuche sie zu trösten, dass
nichts entschieden ist, dass Maik in einer Ausnahmesituation steckt, weil der
Tod seiner Frau noch nicht so lange her ist und er sich bestimmt sehr gut überlegen
muss, wie er mit der Idee, eine neue Beziehung einzugehen, umgehen wird. Ich
rate ihr davon ab, ihn anzurufen und nachzuhaken, wann sie mit seiner Entscheidung,
ob überhaupt und wenn ja, wie, rechnen darf. Menschen, die bedrängt werden,
verschließen sich nur noch mehr – so meine Erfahrung, mein eigenes Wesen. Ich
bereite sie zaghaft darauf vor, dass die Zukunft vielleicht nicht das bringen
wird, was sie erhofft, tröste sie damit, dass sie beide sich ja noch nicht sooo
lange kennen und von daher eine Stornierung der Beziehung besser sei als ein
Ende, das erst Monate später kommt.
Doch
mit jedem neuen Tag, der vergeht und an dem Maik nichts von sich hören lässt,
wächst die Unruhe in Daniela nur noch mehr und ihre Nervosität steigert sich
ins Maßlose.
... fühl mich leer und
verbraucht, alles tut weh. Hab Flugzeuge in meinem Bauch ...
Ich denke, Herbert Grönemeyer
kennt das Gefühl, das ich jetzt habe, nur zu gut.
Ich habe mir gestern vom Arzt Antidepressiva
geben lassen. Er hat es mir schon vor einigen Wochen vorgeschlagen, aber ich
habe abgelehnt. Jetzt kann ich dem ganzen inneren Druck nicht mehr standhalten
und habe gestern Abend die erste genommen. Die Stimmungsschwankungen sind mit
dieser zusätzlichen Belastung nicht mehr ohne zu ertragen.
Ich (wir) habe gestern eine
Mail von dem Pärchen bekommen, die wir im Urlaub kennen gelernt
haben. Da sie uns beide angesprochen haben, habe ich die Mail an Maik
weitergeleitet ... ohne irgendeinem Wort von mir. Nur im Betreff: „Von xy“ –
mehr nicht. Ich leide wie ein Hund und ich bekomme diese Warterei kaum unter
meine Füße. Aber ich werde mich NICHT bei ihm melden. Das erste Mal in meinem
Leben will ich nichts verbocken, von dem noch nicht klar ist, ob es überhaupt
zu verbocken ist. Du glaubst gar nicht, WIE SEHR diese scheiß Danpei [1] in mir tobt und mich
fast auffrisst. Aber diesmal gebe ich nicht nach!
Oh Gott Eva, ich hoffe so sehr, dass es weiterhin
ein „Maik und Daniela“ gibt.
Sie
tut mir leid. Mir ist vollkommen klar, was diese Situation in sich birgt. Ein
Telefonat mit Maik, das nicht einmal etwas mit dieser bröckelnden Beziehung zu
tun hat, und ich weiß nicht nur Bescheid, sondern sitze ab sofort zwischen zwei
Stühlen, die immer weiter auseinanderdriften. Kein schönes Gefühl, aber auch
nicht umzukehren. Noch am selben Tag beendet Maik die Beziehung offiziell. Daniela
hat es nicht mehr ausgehalten und sich trotz ihrer Vorsätze in den Bus gesetzt
und ist zu ihm gefahren. Ihre wenigen persönlichen Dinge standen schon gepackt
auf den Tisch und ein äußerst kleinlauter Maik erklärte ihr, dass er am Abend
sowieso zu ihr gekommen wäre, um reinen Tisch zu machen und ihre Sachen zu
bringen.
Schon
kurz vor dem Urlaub ist Maik klar gewesen, dass es zwischen ihnen nicht
funktioniert. Er macht sich Vorwürfe deswegen, wollte ihr aber die Reise nicht
verderben, die er ihr immerhin angeboten hat. Allerdings war ihm zu diesem
Zeitpunkt nicht bewusst, wie sehr Daniela ihn schon in ihrem Leben verplant
hatte. Seiner Meinung nach befanden sich beide noch in den zaghaften Anfängen,
in denen alles möglich ist, auch ein Ende, und dass sie ebenso damit umzugehen
weiß wie er selbst.
Nachdem
sie ihre Szene dort ausgeworfen hat wie zähen Schleim, sind die beiden zu einem
ruhigeren Gespräch in der Lage. Maik erklärt ihr seine Sympathie und dass er
sich durchaus vorstellen kann, dass sie in Kontakt bleiben, dass vielleicht
sogar eine Freundschaft wachsen könnte. Daniela ist einverstanden.
Ich habe ihm gesagt, er soll mir
Zeit und mich auch in Ruhe
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