Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva J.
Vom Netzwerk:
geben,
wenn er mein Vater wär’ ...
     
    Vom
ersten Augenblick an, als ich ihn sah, himmelte ich ihn an. Unseren neuen
Klassenlehrer. Sein Name war Herr Froebes und ich war zu Beginn des 5.
Schuljahres in seine Klasse eingeteilt worden. Er war groß, sportlich, streng
und konservativ. Er hatte markante Gesichtszüge und ich weiß noch genau, dass
ich mir vom ersten Moment, als ich ihn sah, gewünscht habe, er wäre mein Vater.
In der Schule war ich bei allen anderen Lehrern stets auffällig und es gab
nicht eine Lehrkraft, die sich nicht die Zähne an mir ausgebissen hätte. Bei
ihm war das anders. Ich hätte mich niemals getraut, ihm solch ein aufsässiges
Verhalten entgegenzubringen. Ich wollte es auch gar nicht. Im Gegenteil. 
    Die
Informationen, die er vom Lehrerkollegium über mich bekam, erhöhten allerdings
nicht grade meinen Beliebtheitsgrad bei ihm, aber da ich mir nie was zuschulden
kommen ließ, behandelte er mich so freundlich und gleichberechtigt wie alle
anderen. Er gab sich zumindest Mühe. Ich hatte bei ihm bereits am Anfang einen
schlechten Start. Wir wurden von ihm Englisch unterrichtet und jeder durfte
sich einen englischen Namen aussuchen. Ich entschied mich für Jane. Als jeder
seinen Namen zugeordnet bekommen hatte, stand Herr Froebes von seinem Stuhl auf
und sagte etwas enttäuscht in die Runde blickend: „Schade, dass niemand Sheila
heißen will. Ich finde den Namen besonders schön!“
    Ich
überlegte nicht, ich tat einfach. Ich schnippte wie wild mit den Fingern, den
Arm in die Luft gerissen, und rief dabei laut die Worte: „Dann will ich Sheila
heißen!“
    „So.
Na, ja. Auch eine Art, sich beliebt zu machen.“ Die Stirn in Falten gelegt,
strich er meinen alten Namen aus seinem Notizblock, um ihn durch den Neuen zu
ersetzen. Ich wusste, was er dachte, und es tat unglaublich weh! Ich bin doch
kein Arschkriecher, ich will doch nur, dass Sie sehen, wie sehr ich Sie mag ...
Hilfe, hört mich denn keiner?
    Mein
englischer Name hatte für mich, so lang ich von ihm unterrichtet wurde und
diese Schule besuchte, einen bitteren Beigeschmack, und immer, wenn er mich damit
ansprach, habe ich mich zutiefst geschämt.
    Dann
kam der Tag der Klassensprecherwahl. Ich war im 7. Schuljahr. Sanne, eine
Musterschülerin, war über die beiden ersten Jahren einstimmig von der Klasse
gewählt worden. Sie war die Lieblingsschülerin aller Lehrern, auch von Herrn
Froebes. Wir als Klasse mochten sie ebenfalls sehr gerne. Sie war immer
hilfsbereit, kollegial und kumpelhaft. Sie engagierte sich mit all ihrer Kraft
für die Klasse und meisterte alles mit großem Erfolg und bekam dafür viel
(verdiente) Anerkennung. 
    Durch
meine große Klappe und durch mein provokantes Verhalten hatte ich mir bis zum
7. Schuljahr allerdings einen so großen Stellenwert bei meinem Mitschülern 
erarbeitet, dass ich bei der Neuwahl am Anfang des Schuljahres zur
Klassensprecherin gewählt wurde. Sanne gratulierte mir, als meine
Stellvertreterin, sehr herzlich und Herr Froebes ... ich erinnere mich genau an
seinen Blick, als er mir widerwillig die Hand zur Gratulation schüttelte. Ich
war zutiefst verletzt und todtraurig. „Na dann wollen wir mal sehen, was die
Zeit so bringt.“ Mit diesen Worten schloss er die Klassensprecherwahl ab. Ich
nahm mir vor, alles zu geben, ich wollte ihm beweisen, dass ich gut war.
    Unsere
Klassenfahrt an die Ostsee fand noch im selben Jahr statt.
    Dort
vergaß ich eines Tages am Strand einen Besen, den ich als Klassensprecherin
hätte ins Zeltlager mit zurückbringen sollen. Ich hatte ihn wirklich einfach
vergessen. Als Herr Froebes mich auf dieses Ding ansprach, war seine Mine dabei
wie versteinert. „Du gehst jetzt sofort zurück zum Strand und holst ihn. Und
zwar allein. Das ist wieder typisch für dich!“ Ich fühlte mich klein, unfähig
und verletzt. Ich hatte ihn doch einfach nur vergessen! Die Worte und noch viel
mehr der Blick meines heiß geliebten Vorbilds trafen mich wie ein Messer mitten
ins Herz. Meine Schulfreundin Jutta und ich hatten in der Nacht vor der
Heimfahrt folgende Geschichte eingefädelt:
    Die
Lehrer tranken auf ihrer Abschlussfeier im Kollegium Alkohol und wir trafen uns
mit den Jungs bei uns im Zelt. Wir wurden erwischt und Peter, einer meiner Klassenkameraden,
bekam von Herrn Froebes eine schallende Ohrfeige.
    „Wer
war das?!“ Niemand meldete sich, obwohl alle daran rege beteiligt waren.
Langsam hob ich meinen Arm und musste den Rest der Nacht das

Weitere Kostenlose Bücher