Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
einfach nicht da. Du registrierst nicht
mehr, dass ich weine, als ich die Blumen ... ich hätte mich so sehr darüber
gefreut, aber ich freue mich nicht, weil du nicht siehst, ob ich lache oder
weine. Morgen ... vielleicht kann ich mich ja morgen darüber freuen, wenn du
wieder da bist. Du lässt dich von mir nicht anfassen, du schiebst mich weg von
dir, es tut so weh! Du schaust mich an, als wäre ich eklig, zu dick? Ja, ich
war auch mal so gesegnet mit meiner Figur wie Sina. Du hast sie lange angeschaut
und sie von oben herunter genau mit deinen Blicken betrachtet. Du hast dein
Gesicht dabei nicht gesehen, aber ich habe es gesehen. Du wolltest Sina eben in
den Hals beißen, als du im Auto neben ihr gesessen hast. Du wolltest nicht
aussteigen, nicht mit mir. Du hast mich angeschaut und abgewunken, ich sollte weggehen.
Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du den Abhang hinuntergefallen bist ... im
Wald. Du weißt es jetzt schon nicht mehr. Ich bin verzweifelt und kann kaum in
Worte fassen, was ich empfinde. Ich wünsche mir im Moment sogar, dass wir uns
nie begegnet wären. Das tut weh! Ich hasse den Alkohol und was er aus dir
macht: Jemanden, vor dem ich Angst bekomme und dem ich nicht mehr vertraue. Satan
herrscht! Jetzt eben im Moment bei dir, und ich kann nichts dagegen tun! Jesus?
Hätte ER es auch so gemacht? Wenn ja, würde ich nicht mehr an ihn glauben
wollen.
Peter, du hast ja gar keine
Ahnung, was das jedes Mal mit mir macht, aber ich weiß, dass es nichts Gutes
ist. So, wie ich mich im Moment fühle, habe ich mich gefühlt, als Rudi zu mir
gesagt hat, ich solle doch mal die Figur meiner Freundin angucken und dann
meine. Du sitzt im Moment auf dem Klo und schläfst, lässt dich nicht von mir
anfassen. Wie muss ich doch heute Nacht auf dich so abstoßend wirken! Ich habe
wohl wieder mal was falsch gemacht in meinem Leben. Zu früh vertraut?
Wenn es das ist, was hinter
unserer Ehe verborgen bei dir schlummert, dann wünsche ich mir, meine Mutter hätte
mich nie zu Welt gebracht. Noch mal einen neuen Anfang alleine? Zerbreche ich
dann endgültig? Aber wie soll es jetzt weitergehen, ohne dich, wo ich dich doch
von ganzem Herzen liebe? Diener Gottes? Will er solche Diener überhaupt? Will
er, dass der Alkohol so etwas aus uns macht? Satans lächerliche Marionetten,
die sich gegenseitig nicht mehr nachempfinden können? Was muss deine Mutter gelitten
haben, all die Jahre. Wie stark musste sie sein, für so viele Kinder! Hat sie
sich nachts oft in den Schlaf geweint? Ich glaube schon.
Eben bist du reingekommen und
hast mich ganz groß angeguckt und mich gefragt, was ich hier mache. Du hast dir
eine Zeile mitten aus meinem Brief ausgesucht und einige Worte gelesen und
gesagt: „Mitten durch mich durch geschaut ... tztztz“, und dann bist du in die
Küche gegangen. Du hast nicht gemerkt, wie weh du mir damit wieder getan hast.
Die Worte, die mir so schwer fallen zu schreiben, aus dem Zusammenhang gerissen
und belacht. Oh, wie ich diesen Alkohol dafür hasse!
Denkst und fühlst du tief in dir
drin wirklich so schlecht über mich und bist du wirklich so leicht rumzukriegen
... von anderen Frauen? Wenn das so ist, will ich mich nicht mehr deine Frau
nennen, so lange ich lebe nicht!
Ich weiß nicht, was morgen kommt,
aber ich weiß, dass der morgige Tag anders für mich sein wird, anders als die
Tage bisher, seitdem wir uns kennen. In mir ist etwas, das du mich Stück für
Stück gelehrt hast wieder zu empfinden, zurück ins Schneckenhaus gegangen: Vertrauen!
Du sitzt in der Küche und willst nicht zu mir ins Bett. Ich fühle mich so klein,
wie ich mich gefühlt habe, als Johnny mich verarscht hat, noch schlimmer ...
Peter, ich kann bald nicht mehr
und ich bin am Ende meiner Kraft. Wenn Jesus bei uns jetzt nicht wirken und
helfen darf, bricht eine Welt für mich zusammen und ich weiß nicht, wie ich
weitermachen soll.
Ich liebe dich sehr. Daniela.
Nach
nur zwei Jahren ist Danielas zweite Ehe gescheitert. Niemand wundert sich
darüber wirklich, denn trotz aller Vorurteile und Belächelungen stand diese
überstürzte Verbindung unter keinem guten Stern. Peter zieht 2006 aus der gemeinsamen
Wohnung aus und kehrt zurück in den Ruhrpott. Nicht ohne das Ende der Ehe
tränenreich zu bedauern und vergeblich zu versuchen, das Ruder zu seinen
Gunsten rumzureißen, als es ernst wird. Doch Daniela hat mittlerweile den Zenit
dieser großen Liebe überwunden und ein anderer Mann bekommt Bedeutung in ihrem
Leben. Der Trost
Weitere Kostenlose Bücher