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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva J.
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Stück weitergebracht haben. Aber sie nimmt einfach
keine professionelle Hilfe an und ist nach wie vor davon überzeugt, sich selbst
und alleine in den Griff zu bekommen. Dabei merkt sie noch immer nicht, dass
sie von einem Wahn in den nächsten driftet. Den Liebeswahn bekämpft sie mit
Religionswahn und schwächt dieser ab, kommt eine neue Liebe … und so schließt
sich der Kreis.
     
    2004
– im Frühjahr – beginnt ein neuer Abschnitt. Im April lernt Daniela Peter
kennen. Er stammt nicht von hier sondern aus der gleichen Stadt wie Johnny.
Später denke ich mir, dass sie sich deshalb für ihn entschieden hat. Mittlerweile
ist sie von Tim geschieden und die beiden streiten sich gotterbärmlich um Nena,
die hin und her gerissen ist zwischen Vater und Mutter. Wir begegnen und
zufällig auf der Straße und nähern und wieder an. Zum ersten Mal darf ich am
eigenen Leib erleben, wie wenig nachtragend Daniela ist und wie viel
Verständnis sie für meinen Break zu ihr während der „Johnny-Phase“ zeigt. Ich
bin beeindruckt und auch ganz froh, denn ich hatte mir ein Wiedersehen
schwieriger, distanzierter vorgestellt. In mir keimt Hoffnung, dass sie „überm
Berg“ ist und endlich mit beiden Beinen im Leben steht. Als ich sie zum ersten
Mal in ihrer kleinen Wohnung besuche, ist von Peter noch keine Rede, sie kennt
ihn noch nicht. Nur wenige Wochen später ist er Teil ihres Lebens und im
folgenden Juli bin ich zu ihrer zweiten Hochzeit eingeladen. Ich bin
erschüttert ob der Geschwindigkeit, mit der Daniela schon wieder in eine
Beziehung hineindriftet, und erfahre bei jedem Gespräch ein wenig mehr von dem
neuen Traummann, ohne ihn auch nur einmal gesehen zu haben: Er ist ein Kind aus
einem kinderreichen Haus – acht Geschwister – und hat im Ruhrpott lange im
Milieu gelebt. Vorbestraft, trockener Alkoholiker und mit einem Gossencharme
lerne ich ihn dann auch bald kennen. Mein erster Eindruck: Ich mag ihn nicht. Er
praktiziert ein machohaftes Getue, trägt schweren unechten Schmuck, einen
dicken Schnäuzer, der recht gut zu seiner Vokuhila-Frisur passt und wirkt wie
der typische Proll. Vom Intellekt kann er sich auch nicht beweisen, und meine Ansprüche
sind wahrhaftig nicht hoch. Er hat insgesamt so gar nichts mit dem typischen
Daniela-Männerbild gemeinsam und ich habe Bauchschmerzen beim Gedanken an diese
Ehe. Doch ich reiße mich zusammen und versuche meine Bedenken zu ignorieren.
„Diesmal ist es wirklich die große Liebe“, erklärt meine Freundin mir und ein
bisschen Hoffnung ist da, dass sie vielleicht bei diesem Kerl das findet, was
sie will und braucht.
    An
der Hochzeit nehme ich nur nachmittags für einige Stunden teil und muss
beobachten, dass der „trockene“ Alkoholiker zur Feier des Tages gut zulangt.
Alles ist mir zuwider und unsere Freundschaft wird sich nicht mehr weiterentwickeln
können, das ist mir an diesem Tag klar. Wenig später ist unser Kontakt auch
schon wieder beendet, denn die Beziehung wird problematisch und obwohl ich es
bewusst vermeide, Daniela Botschaften a la „habe ich mir denken können“
zuzuspielen, kann ich nicht damit umgehen, wie sie sich bei mir ausheult. Sie beschimpft
ihn und gleichzeitig verteidigt sie, was er tut, rechtfertigt alles clever
genug, um unbeteiligte Dritte zu überzeugen und biegt sich die Situation so
zurecht, wie es ihr gefällt.
    Als
sie in diesem Konflikt wieder mit „Gott“ beginnt, ist meine Geduld vorerst
erschöpft und ich ziehe mich zurück. Endgültig davon überzeugt, dass wir beide
– Daniela und Eva – nicht dazu geschaffen sind, Freundinnen zu sein. Es gibt
nichts, das uns verbindet, aber so viel, das uns trennt. Mir werfe ich vor,
diesem Irrglauben auf den Leim gegangen zu sein. Und dass es mich einfach
fertig macht, in ihr einen Menschen zu sehen, der sie nie war oder sein kann.
    Als
ihre zweite Ehe vor dem Aus steht, schreibt sie Peter einen Brief:
     
    Lieber Peter (oder meine Gefühle)
    Ich schreibe dir jetzt diesen
Brief, weil ich sonst nicht weiß, wie ich mit meinem ganzen inneren Schmerz
fertig werden soll. Du hast viel getrunken und gekifft und im Moment bist du in
so einer üblen Verfassung, dass ich überhaupt nicht mehr an dich rankommen
kann. Du hast zugemacht und sitzt in der Küche und schweigst. Ich sitzt hier an
meinem Computer und „rede“ mit dir, weil ich es mir im Moment so sehr wünschen
würde mit dir zu reden. Aber es geht nicht, du kannst mich nicht mehr registrieren
... du siehst durch mich durch, ich bin

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