Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
nun mal in der Zukunft ausbaden - das ist
das Gesetz von Saat und Ernte - und rate mal, wo das herkommt: aus der Bibel -
wie so viele Dinge unseres alltäglichen Lebens.
Ich wünsche dir eine gute
Zukunft und dass du die Zukunft nicht von der Vergangenheit beherrschen lässt,
sondern etwas Besseres daraus machst.
Gruß Hanne
Im
Gegensatz zu Daniela nehme ich Hanne ihren Glauben fast bedenkenlos ab, selbst
wenn ich annehme, dass er vor Jahren aus einer Einsamkeit heraus geboren wurde.
Für sie war und ist er heute kein Ersatz für einen Mann und sie flüchtet sich
auch nicht nur dorthinein, wenn es ihr dreckig geht. Daniela lebt ihren Glauben
so exzessiv aus wie ihre Männergeschichten. Geht es ihr gut und ist sie
verliebt, erwähnt sie nebenbei, dass sie ab und an in die Bibel schaut. Geht es
ihr schlecht, ist Jesus derjenige, der den Buckel hinhalten muss und sie führen
wird, dann betet sie von morgens bis abends.
Ich
weiß nicht, aber meiner Einschätzung nach ist diese Art von Glauben nicht
wirklich hilfreich. Möglicherweise hat sie sich heute gefangen und ist ein
redlicher Christ, doch eine Botschaft vor einigen Jahren lautete sinngemäß und
in meinen Worten wiedergegeben: „Ich kann machen, was ich will, Jesus wird
alles schon wieder gradebiegen und gläubigen Menschen kann man auf Dauer eh
nichts übel nehmen.“
Hinter
solchen Aussagen sehe ich wieder die Willkür lauern. Hinter diesem Verhalten
sehe ich auch die Feigheit, das eigene Leben mit Würde zu gestalten und zu leben
und auch Achtung vor dem Leben anderer zu haben.
Diese
Achtung, den Respekt vor allen anderen, denen sie genau das abverlangt, hat sie
nie selbst aufbringen können. In guten Zeiten ansatzweise und täuschend selbstaufopfernd,
doch in schlechten …
Daniela
als Buchthema, Freundin und Stalkerin ist mit dem letzten Wort auch für mich
ein Kapitel geworden, das ich nun endgültig schließen kann. Es war ihr Wunsch,
ihr Leben und bestimmte Zeiten und Geschehen herauszuformen und festzuhalten.
In
einer ihrer letzten E-Mails an mich schreibt sie:
Ich verstehe deine Wut und auch deine
Endtäuschung. Du hast so unendlich viel gegeben und ich habe dir ins Gesicht gespuckt.
Dazu bist du zu schade und deshalb ist es gut, dass du dich vor mir schützt. Es
tut scheißeweh, das zu schreiben, weil ich trotz Stalkerei immer noch ein
Mensch bin, der wahre Freunde erkennt. Und du bist ein wahrer Freund! Und ich habe
dich wahnsinnig gern.
Nach
über zwanzig Jahren „Daniela“ bin ich heute mehr als froh darüber, ein Kapitel
zuklappen zu können. Sie in ihrer liebenswerten und unterhaltsamen Art als
Freundin zu verlieren hat mir mehr als einmal wehgetan. Vielleicht bin ich
deshalb eine der wenigen Ausnahmen, die sich so lange mit ihr abgegeben haben
und stand in dieser Funktion ebenso oft kopfschüttelnden Menschen gegenüber,
die nicht verstehen konnten, warum ich sie nicht einfach fallen lasse – so, wie
es all die anderen getan haben und es logisch wäre nach all den Dingen.
Der
Blick hinter die Maske war schmerzhaft genug und es hat lange gedauert, bis ich
mir eingestehen musste, dass nicht das, was ich verloren glaubte, ihr wahres Wesen
ist, sondern die hässliche Fratze, die sich dort verbirgt. Sie in meinem Leben
zuzulassen würde bedeuten, mich selbst vergessen zu müssen.
Keine
leichte Erkenntnis, aber persönlich habe ich heute meine Hoffnungen, dass sie
sich eines Tages ändern und zu dem Menschen wird, der sie in guten Zeiten
vorgibt zu sein, mit dem Aufschreiben ihrer Geschichte zu Grabe getragen.
Sie
ist heute 41 Jahre alt und ihr bisheriges Leben liegt wie ein Trümmerfeld
hinter ihr.
Vielleicht
schafft sie es eines Tages, einen Grad der Zufriedenheit und Ruhe zu finden,
einen Mann an ihrer Seite zu akzeptieren, der sie liebt und auf eine Zukunft zu
schauen, die ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich würde es ihr wünschen.
Aber
Hoffnungen habe ich keine. Nicht heute, wo hörte, dass Maik einen Nachfolger
hat und sie – in einem öffentlichen Forum, in dem sie sich aufhält, vom
biblischen Profil abgerückt ist und neuerdings wieder den Status „vergeben“
trägt – auf lebenslustig und glücklich plädiert. Trotz der Strafanzeige und
Einstweiligen Verfügung, trotz des finanziellen Desasters, und ohne therapeutische
Unterstützung.
Ich
glaube heute vielmehr, sie wird eines Tages verlieren. Sich selbst und
vollständig.
Eva – 2011, im Sommer
In
der Erstauflage des gedruckten Buches war
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