Der Fall der Feste
gelehrten Geistes. Nein, das Gefängnis eines Mörders. Sein Werkzeug. Etwas stumpf geworden, aber noch immer für eine letzte Aufgabe zu gebrauchen. Das Pfeifen, er bemerkte es jetzt mit einem Mal wieder, war noch immer in seinem Ohr, leiser zwar aber noch immer eine unbeirrbar bohrende Nadel.
Er griff sein Schwert fester, versicherte sich mit der anderen Hand, wo die Messer Nanrids in seinem Gürtel steckten.
Der Kyprophraig wandte ihm beinah schon den Rücken zu.
Auric sprang zwischen den Pfeilern vor, stürzte auf den Kyprophraigen zu, ein Schrei entrang sich seinen Lungen, fräste sich eiskalt, kampfesirre und blutgeil, durch die Kammern der Kinphaurenfeste.
Der Kyprophraig drehte sich um.
Auric schleuderte die Klinge, das Kinphaurenschwert bohrte sich in den gelblichen, öligen Körper der Kreatur. Der Kyprophraig brüllte, sein Atem dampfte, die Welt dröhnte. Auric zog im Laufen die beiden Messer, war bei dem Kyprophraigen, bohrte sie ihm tief bis zum Heft in den Leib.
Einen Moment lang umarmten sie sich wie erstarrt, Auric und das bizarre, ausgezehrt schlanke, riesenhafte Wesen mit den zu vielen Gliedmaßen und dem Maul mit den dolchgleichen Zähnen.
Dann brüllte es wieder, vor Wut und Schmerz.
Es wand sich in Aurics Griff wie ein Ried im Sturm, seine Haut falb und glänzend, wie bestrichen mit dem Öl einer Kröte. Doch der Stachelschlund der Zähne konnte Auric nicht zerbeißen, denn der hing nah am langgestreckten Körper des Kyprophraigen, und der konnte sein Haupt nicht so tief hinabbiegen, dass er den Menschen erreichen konnte; die Lichtrammen der Blitze konnten Auric nicht zerschmettern, denn der Kyprophraig hätte sie unausweichlich gegen sich selber richten müssen, seinen eigenen Körper unter ihren Energien brennen lassen müssen; er konnte Auric nicht einmal mit den langen Spinnenarmen erreichen, dafür waren sie nicht geschaffen.
Auric drehte die Messer im Leib des Kyprophraigen, und die Kreatur brüllte erneut.
Was der Kyprophraig konnte, war, mit seinen kürzeren Armpaaren, jenen die sich verknöchert und gedrängt zu wulstigen Gelenken verdickten und an die Formen von Schalentieren gemahnten, nach Auric zu krallen. Was der Kyprophraig konnte, war, mit dem Gewimmel größerer und kleinerer Greifwerkzeuge, die unruhigen, miteinander ringenden Mandibeln und Scheren gleich das Maul zu beiden Seiten umfassten, nach dem an ihm hängenden Peiniger zu stochern.
Auric fühlte wie die Krallen des Kyprophraigen sich durch den Stoff seines zerfetzten Uniformmantels in die Kettenringe seines Hauberts bohrten und sie wegfetzten, als zerrissen sie nichts weiter als ein feines dünnmaschiges Netz. Er fühlte, wie sich die Krallenspitzen an den Rüstungsteilen vorbei in seine Flanken bohrten. Er fühlte, wie die Mandibeln gegen seinen Helm klackerten, wie sie gegen das Metall der Helmschale spießten, bohrten, stachen, es gegen seine Kopfhaut hämmerten. Er biss gegen den Schmerz die Zähne zusammen, drehte nochmals die Messer, ruckte sie aus dem Widerstand einer Knochenbarriere frei und sägte mit ihnen abwärts.
Der Kyprophraig brüllte, schnaufte, keuchte pfeifend.
Dickes, träges Blut wie Harz lief Auric über die Finger. Er spürte ein Messer sich wieder an Knochen verkanten, riss es mit Gewalt frei, trieb es höher ein, so wie ein Bergsteiger beim Aufstieg seinen Felshaken einschlug.
Der Schmerzensschrei des Kyprophraigen war jetzt vielstimmig, ein schrilles Kreischen wie von einem Raubvogel, doch lauter, gellender, andauernder, darunter tiefere raspelnde Register, darunter ein Fauchen, das in pumpenden Intervallen zu einem nervenspleißenden Heulen hochschwoll.
Auric wurde wild umhergeworfen. Die Beine des Kyprophraigen schnellten sie beide tiefer in den Gang. Mit aller Macht hielt sich Auric in seinem irrwitzigen Ritt an den Griffen von Nanrids Messern fest, er schlang die Beine in einer Klammer um den Leib des Kyprophraigen. Sie wurden beide hart gegen eine Wand geworfen. Auric keuchte unter dem Aufprall, doch er ließ nicht los. Zwei der Pfeile, die im Leib des Kyprophraigen steckten, zerbrachen gegen den Stein.
Der Kyprophraig wirbelte weiter durch die Dunkelheit. Seine Krallen packten Auric, wollten ihn von sich reißen. Der Körper der Kreatur wand sich und bockte unter ihm. Auric ließ die Messer nicht los, ließ nicht in seinem Griff nach, drehte stattdessen weiter die Messer im trägen, öligen Fleisch der Kreatur tiefer.
Die Krallen des Kyprophraigen gruben sich in
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