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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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spürte die Last der Kreatur auf sich, fühlte sich wie in einer Kruste von Blut und Dreck und Ruß, gegen die sein Herzschlag nach außen trieb, fühlte das Fleisch der Kreatur an seiner Haut.
    Raus hier, raus aus der kleinen eingeklemmten Höhle am kühlen Stein des Bodens, heraus aus dem Gewirr von Gliedern, die nicht menschlich, die so gar nicht menschlich waren.
    Auric stemmte sich gegen die Last, spürte, wie die erstarrten Klauen sich aus seinem Rücken lösten, spürte mit einem erneut aufflamenden Brennen den Schmerz in den ihm gerissenen Wunden. Er rappelte sich heraus, der starre Körper der Kreatur plumpste auf den Boden. Er kam auf die Knie, stemmte sich hoch und sah die Versammlung von Leuten vor sich stehen.
    „Dann kommen wir jetzt also zum Ende“, sagte die Gestalt an der Spitze der Truppe von Nichtmenschen.  
    Sie war auffallend schlankgliedrig und in eine schwarze Rüstung gehüllt, deren Teile mit fremdartigen Linien der Konturen perfekt ineinandergriffen, der Panzer einer Kampfkreatur. Der Helm, der sich auf dem Kopf türmte, machte aus der Trägerin ein seltsames, insektengleiches Geschöpf. Ihr Gesicht war knochenbleich, die Pupillen in ihren Augen waren schwarze Nägel, die den Blick in den Betrachteten einschlugen. Das Gletscherblau der Iris verblasste im kalten Weiß des Gesichtes. Die Nüstern, die sich gleichbleibend weiß einwärts wölbten wie zwei Gletscherhöhlen, blähten sich, zogen sich zusammen, als könnten sie gar nicht genug Luft in diesen exquisiten Körper pumpen.
    Ein Beben ging durch die Luft der Feste, als habe der Abdruck eines Flügelschlags sie erschüttert. Jene, die Nichtmenschen in ihrer Sprache „Zorn der Kinphauren“ nannten, stand vor ihm.
    Hinter ihr stand ein Trupp von Nichtmenschen, die meisten hatten ihre Schwerter gezogen, die meisten hatten ein kaltes Grinsen auf den Lippen. Sie waren sich der Lage, in der sie sich ihm gegenüber befanden, sehr bewusst. Dies hier war, so stellte Auric mit einem Blick fest, eine neue Abteilung von Kinphauren, soeben eingetroffen, bisher noch nicht in die Kämpfe verstrickt gewesen. Benachrichtigt von irgendwem, irgendetwas. Dem Homunkulus, den Kyprophraigen, von Kudai und der roten Kugel in seinen Homunkulushänden, den großen und kleinen Geistern der Wächter und Mechanismen. Wer konnte es schon sagen.
    Der Ring auf seiner Brust fühlte sich kalt an, seine Wunden und ihre Schmerzen mit einem Male auch. Etwas stieg in ihm auf. Da ist ein Tasten, eine Frage, während sich rote Faust und weißer Kreis zu einer potentiellen Eklipse erheben.
    Nicht irgendwo in der Dunkelheit verrecken.  
    In Feuer baden, wie die Aspekte Drachenvaters, im Kampf in Feuer brennen und als geläuterte Asche durch das Tor des kleineren Mondes ins Feuer zurückkehren.
    Welche Waffen hat er? Keine.
    Welche sind in erreichbarer Nähe? Ein kinphaurisches Schwert steckt im Rumpf des Kyprophraigen, zwei Messer Nanrids haben sich durch dessen Nackenwülste gebohrt und in dessen Gehirn gewühlt.
    Auric wirbelte herum zum toten Körper des Kyprophraigen. Das Schwert ist eingeklemmt, nicht heranzukommen, außer er würde den Körper hochwuchten. Die Messer sehen ihn aus dem Nacken der Kreatur, aus undefinierbaren hervorquellenden Massen und trägen Flüssigkeiten, an. Er greift sie, zerrt, hört Klirren und Stiefeltrampeln sich ihm nähern, zerrt mit den Klingen auch den Kopf der Kreatur vom Boden hoch – die Messer rucken ein Stück heraus. Er stemmt den Fuß in den Nacken des Kyprophraigen und zerrt erneut. Mit einem Singen kommen die Messer Nanrids frei.
    Die Kinphauren sind über ihm. Er duckt sich unter der huschenden Gestalt eines Angreifers weg, vermeidet dessen sirrenden Stahl, und Nanrids scharfblitzende Zähne finden ein neues Heim im Körper des Nichtmenschen. Auric fängt den stürzenden, in ersticktem, klammem Keuchen erstarrenden Körper in seinen Armen auf. Er dreht ihn herum, dahin, wo er ihn braucht, entringt ihm den Stahl – weitere Klingen finden im Fleisch des Toten eine satte, fette Heimstatt. Er stemmt den Körper, der ihm als Schild gedient hat, beiseite und stellt sich den Angreifern, die ihre Schwerter in ihn gerammt haben, mit neuer Waffe in der Hand.
    Die Klinge saust, ihr erster Schnitt beweist, dass unter der knochenbleichen Haut einer glatt tranchierten Wange lachsfarbener Muskel liegt.
    Er lässt die Klingen einander mit gewalttätiger Macht umspielen, wendet ihr Klirren und trägt es scharf in die Körper seiner Gegner.

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