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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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verlieh. Keine Speere für die Attacke. Die wenigen langen Spieße, die ihnen durch glückliche Fügungen vom Schinnachbruch noch verblieben waren, mussten als Bewaffnung für die Begegnung mit dem Homunkulus dienen.  
    Die Kinphauren fassten sich nach dem ersten Auftreffen ihres Reiterkeils und drängten erneut gegen sie an. Auric teilte vom sich aufbäumenden Pferderücken hinab Schwerthiebe aus. Die zweite Angriffswelle zu Fuß musste gleich auf das Kampfgemenge treffen. Die Feindesreihen waren für ihren Angriff durchbrochen, Zeit, das Reittier aufzugeben. Pferde waren ihnen rar: Mit genug Angreifern als Gegner stellte ein Pferd mit Reiter lediglich ein klar erkennbares Ziel für die Elfen dar. Für ein reiterloses Pferd bestanden gute Chancen, dem Kampfgewühl zu entkommen, so dass sie es später wieder einfangen konnten.
    Er wuchtete seine Hüfte über den Pferderücken, entging dabei knapp dem Stich eines Kinphaurenschwerts von der einen Seite, schwang sich direkt in die Bahn eines Schwerthiebs von der anderen Seite hinein. Er traf mit metallenem Krachen den Rand seines Brustpanzers, verfehlte seinen Arm nur knapp. Die Wucht hätte ihn beinahe aus dem Steigbügel stürzen lassen. Er fing sich gerade noch – der Stich des Schrecks fuhr kalt in ihm hoch –, kam im Sprung auf dem Boden auf, drosch dem Angreifer, dessen Schwert dadurch beiseite gefegt worden war, den Schwertknauf am Nasensteg vorbei ins Gesicht, so dass er gurgelnd hintenüber fiel.
    Sein Pferd, jetzt reiterlos, stieg wiehernd hoch und schlug mit den Hufen aus, versuchte freien Raum zu bekommen. Vor den umherwirbelnden Hufen weichend, stürzte er sich mit einer schnellen Attacke auf einen neuen Gegner, Vorhand, Rückhand, abwärts, quer. Dem hohen Hieb wich sein Gegner aus, der Mittelhieb traf ihn mit Wucht in die Seite, dass die Drachenhautplatte knackte. Sein Gegner schrie auf und wankte, Aurics Tritt beförderte ihn zu Boden, ein kraftvoller Stich abwärts mit doppelt gefasstem Schwert gab ihm den Rest. Ein heiser überraschtes Gurgeln, als Auric die Klinge frei riss, ein Aufbäumen unter der Wucht. Auric ließ ihn sterbend am Boden zurück, warf sich dem Nächsten entgegen, die Hiebe zu blockieren, die er mehr nahen spürte als dass er sie wirklich bewusst registrierte.  
    Jag war mit ihm im Kampfgewühl, brüllte, schwang sein Langschwert wie ein Irrer im Kampfrausch, dass die Kinphauren vor ihm zurückfielen. Davernian war ebenfalls irgendwo rechts neben ihm; er nahm sein Fechtspeerschwirren untergründig wahr, als Teil eines instinktiv erfassten peripheren Gewebes.
    Ihre erste Welle war mitten im Kampfgetümmel, hatte die Reihen der Kinphauren durchschnitten und zusammengedrängt. Pferde traten wild im blutigen Gewühl von Menschen aus, versuchten ihm zu entkommen. Eine Woge von Gebrüll hinter ihnen. Die zweite Welle von Fußsoldaten brandete auf die Masse des Kampfes ein.
    Der dunkle Umriss eines riesigen Kinphauren fuhr plötzlich vor Auric hoch, gerade als dieser dabei war, den Angriff eines anderen zurückzudrängen. Sein Schwert fuhr in Abwehr aufwärts, eine Kinphaurenklinge traf schwer seinen Schulterschutz, trieb eine tiefe Delle hinein, der Schmerz schien seinen Arm zu spalten, lähmte seinen Abwehrstreich. Die Erwartung des von dem riesenhaften Kinphauren geführten herabsausenden Schwerts ließ wie ein giftiges Kribbeln die Haare seiner linken Körperseite sich sträuben, ein kaltes Nesselsengen zum Herzen hin. Sein Blick fuhr hoch. Wie in einem eingefrorenen Augenblickssplitter sah er das drohende Schwert den Himmel spalten, sah den dunklen Helm mit dem bleichen Gesicht darin, sah daraus einen weiteren Schaft die Leere teilen. Gefiedert an seinem Ende. Ein Pfeilschaft. Der Zeitsplitter zerfiel, zerstob in die rasenden, vorbeifliegenden Abläufe des Kampfes. Gerettet. Ein Pfeil, der den Kinphauren ins Gesicht getroffen hatte, hatte ihn gerettet. Von einem ihrer verbliebenen Scharfschützen abgeschossen zweifellos. Von Pfosten, oder von Spinxer. Ein Elf mit glatter Helmkappe über dem Kopf, nur ein Augenschlitz darin, drang auf Auric ein, nahm die Aufmerksamkeit all seiner Sinne gefangen.

    Der Homunkulus bahnte sich seinen Weg durch die Kampfmasse, sie weit überragend. Auric sah ihn dunkel im Hintergrund des blutigen Gewimmels, das um ihn tobte. Er sah das Blitzen zweier Klingen, eine rechts, eine links geführt, mit denen er weite kreisende Hiebe austeilte. Die Art der Waffe erkannte er im hitzedurchflirrten Nebel des

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