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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Kampfes nicht. Er erkannte allerdings, als dann eine weitere Wendung des Gefechts ihm diesen zufälligen Ausblick gewährte, über die Köpfe der brüllenden Kämpfer das Gestrüpp aus Spießen, das sich ihm aus anderer Richtung näherte. Nefraku führte die mit den verbliebenen Spießen bewaffnete Kommandogruppe gegen die Kampfkreatur. Dann verlor er den Blick auf das, was dort vorging.
    Die Kinphauren waren von ihrem Angriff zwar überrascht worden, doch sie leisteten erbitterten Widerstand. Trotz ihres ersten Durchbruchs drangen Wellen herkömmlich oder mit schwarzer Drachenhautrüstung Gepanzerter in wütendem Ansturm gegen sie vor und ließen sich jeden Meter Boden hart und mit hohem Blutzoll abkaufen. Es gelang ihnen kaum, sich zu organisierten Kampfgruppen zusammenzuschließen. Von der zweiten Angriffswelle her hatte sich Nanrid zu ihm durchgekämpft und focht nun mit Davernian an seiner Seite. Auric hatte seinen Schild vom Rücken gezerrt, den Arm hastig in die Schlaufen gezwungen, kämpfte jetzt mit nur einer Hand an seinem Schwert. Er ging unter in Klirren, Keuchen und Brüllen, dem instinktgelenkten Zustand, der zugleich Konzentration und ihr Gegenteil war. Verzerrte bleiche Gesichter, Schwertstreiche, Abwehr, Blößen, Zustechen, Anstürmen, Wegfallen. In dem verrückten Taumel aus Gewalt, Zusammenprall, Kraftanstrengung kam schließlich das Gefühl, dass etwas brach, das in dem Hin- und Hergewoge der Widerstand der Kinphauren umschlug.
    Da stieg plötzlich ein Aufschrei hoch, der von Kehle zu Kehle weitergetragen wurde, die allgemeine Lärmhölle durchbrach. Er kam von seinen Mitkämpfern, von dort, wo sie der Kinphaurenfeste am nächsten waren.  
    Er hatte nichts mit siegesgewissem Jubel zu tun, doch viel mit erschreckter Überraschung.

    Auric spürte dort, wo er mit Davernian und Nanrid kämpfte, ein plötzliches Anschwellen des Drucks gegen sie. Als wäre mehr Macht in den kinphaurischen Angriff gekommen. Mehr der Elfenkämpfer drängten nach. Mehr von seinen eigenen wurden zu ihnen hin geschoben und zusammengedrängt. Der Umbruch kam von einer Sekunde zur anderen, gerade als er vage das Herannahen einer Wende zu ihren Gunsten gespürt hatte.
    Er musste sich heftig der anstürmenden Kinphaurenkämpfer erwehren, musste mit Davernian ein enges Zusammenspiel ihrer Klingen aufnehmen, um ihrer Wucht standhalten zu können. Ein klirrendes, scharrendes Gewebe aus Schwert- und Fechtspeerklingen hielt zwar ihre Gegner zurück, konnte ihnen aber kaum noch schweren Schaden zufügen. Nanrid kämpfte allein und hatte schon einige seiner Klingen in Kinphaurenleichen zurücklassen müssen.
    Eine Gruppe eigener Soldaten wurde in einer Formation Rücken an Rücken kämpfend zu ihnen zurückgeworfen. Angehörige seines ehemaligen Schwertbataillons, so erkannte er. Einer fiel unter den Schlägen einer Kinphaurenklinge, die anderen rückten routiniert enger zusammen, schlossen zu ihnen auf.
    „Was ist passiert?“, brüllte Auric ihnen zu.
    „Mehr Spitzohren“, rief einer nahe bei ihm zurück. „Aus der Festung. Tauchten urplötzlich auf.“
    Genauso war es gewesen. Mitten im Kampf zwischen der am Fuß der Feste lagernden Kinphaurentruppe und den Angreifern der Sechzehnten, gerade als das Gefecht am heftigsten tobte und sich auf eine Entscheidung zuspitzte, waren einem rachenähnlichen Torvorbau im Sockel des Bauwerks weitere Gruppen kampfbereiter Kinphauren in großer Masse entströmt. Ihr Zustrom ließ nicht nach. Es handelte sich um eine komplette zusätzliche Abteilung. Von der kein Kundschafter berichtet hatte.
    Warum hatte man nichts von ihnen gewusst? Warum waren sie ihren Spähern entgangen?
    Etwa weil sie sich schon vor der Abteilung, welche von den Kinvarda entdeckt und verfolgt worden war – der, die von dem Homunkulus angeführt wurde – unentdeckt in der Elfenfestung aufgehalten hatte? Ein anderer Grund war Auric, als sich die Erkenntnis in seinem Geist Raum griff, nicht vorstellbar.
    Jedenfalls waren sie da und drangen in großer Masse und mit wilder Entschlossenheit gegen seine Angreifertruppe vor. Die Kämpfer der Sechzehnten und der Kinvarda gerieten in große Bedrängnis. Zahlreiche von ihnen waren bereits in den ersten Minuten unter den Klingen der neu hinzugekommenen Kinphaurenkämpfer gefallen. Aus dem Überraschungsangriff war plötzlich eine tödliche Falle für sie geworden. Sie drohten, von der unvermuteten Übermacht der Kinphauren in die Zange genommen und eingeschlossen zu werden.
    Mit

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