Der Fall Kobra
der berühmte Briefbeschwerer des Maharadschas: ein ungeschliffener Diamant von 184 Karat! Er galt als der drittgrößte Rohdiamant der Welt. Fachleute schätzten das Erbe auf mehrere Milliarden Rupien.
Auch Mukka, einer der zahlreichen Enkel, ist auf das Vermögen seines Großvaters scharf. Er arbeitet als Assistent der Geschäftsleitung in der Hongkong- und Shanghai-Bank in Bombay. Auf seine Bitte hin gestattet man ihm, sich den Schatz seines berühmten Vorfahren wenigstens einmal für ein paar Minuten genauer anzusehen.
Ein halbes Jahr später reisen Fachleute des weltbekannten Londoner Auktionshauses Christie’s nach Bombay. Sie sollen im Auftrag des indischen Staates den wahren Wert der Edelsteine schätzen.
Die drei Spezialisten sind sehr gespannt. Wenn auch schon Kostbarkeiten aus aller Welt durch ihre Hände gegangen sind, solche sagenhaften Reichtümer haben sie noch nie an einem Ort beieinander gesehen.
Von Fernsehkameras überwacht und von bewaffneten Wächtern begleitet, betreten die drei Männer den Tresorraum. Auch Mukka und der Bankdirektor begleiten sie und lassen die Juwelen nicht aus den Augen.
Als die Gruppe den Raum am Abend wieder verlässt, wird die Tür sorgfältig verriegelt und mit einem Alarmcode gesichert, der nur dem Direktor und seinem Stellvertreter bekannt ist.
Drei Tage später soll der Briefbeschwerer des Maharadschas, der noch nie fotografiert worden war, für eine Fachzeitschrift abgelichtet werden.
„Mein Onkel hat in seinem Testament verboten, dass seine Sammlung fotografiert wird!“, erinnert Mukka den Bankdirektor.
„Es ist im Interesse der Wissenschaft“, behauptet der Bankdirektor, der eine beträchtliche Summe für die Genehmigung kassiert hat. Am nächsten Morgen geht er, begleitet von Mukka, zwei Wächtern und dem Fotografen in den Tresorraum.
„Das – das ist nicht der Diamant! Das ist eine Fälschung!“, ruft Mukka entsetzt und deutet mit ausgestrecktem Finger auf das blaue Samtkissen. Genau dort, wo sich zuvor der wertvolle Stein befunden hat, liegt jetzt ein Gebilde aus Gießharz. Die Nachbildung ist zwar nicht perfekt, jedoch immerhin gut genug, um die Überwachungskamera der Bank zu täuschen.
„Die Rache aus dem Jenseits!“, sagt Mukka düster. „Mein Onkel hat alle mit einem Fluch belegt, die seine Schätze fotografieren!“ Der Fotograf wird blass. Der Bankdirektor fällt in Ohnmacht.
Mukka greift nach dem nächsten Telefonhörer und ruft die Kriminalpolizei an.
Kommissar Shastra Darjeeling sitzt gerade in seinem Büro und trinkt eine Tasse seines Lieblingstees. Gut gelaunt erzählt er seinem Kollegen Kommissar Kugelblitz von seinen Abenteuern bei der Tee-Ernte im Hochland von Nepal. Kugelblitz hört ihm gespannt zu. Da klingelt das Telefon.
„Das war der Präsident der Hongkong- und Shanghai-Bank“, sagt Darjeeling, nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hat.
„Der Briefbeschwerer des Maharadschas von Haschischpur wurde gestohlen!“
„Ein Briefbeschwerer? Und deshalb ruft der Bankdirektor an?“, wundert sich Kugelblitz.
Darjeeling erklärt seinem Kollegen den Hintergrund der Geschichte. „Eine Sache von größter Wichtigkeit“, murmelt er. „Der Stein ist mehr wert, als Sie und ich jemals im Leben verdienen – alles zusammengerechnet!“
„Das ist keine große Kunst“, sagt Kugelblitz mit einem spöttischen Lächeln. „Bei unserem mageren Gehalt!“
„Die höchsten Regierungsspitzen haben sich eingeschaltet. Der Fall muss aufgeklärt werden, ehe der Skandal an die Öffentlichkeit dringt. Ich muss sofort hin.“ Darjeeling stürzt mit düsterer Miene auf die Tür seines Polizeibüros zu. Dann bleibt er auf halbem Weg stehen. Sein Gesicht hellt sich wieder auf, und er sagt: „Das heißt, wenn Sie mir noch ein paar Stunden Ihrer kostbaren Zeit opfern und mich begleiten würden, wäre das eine große Ehre für mich. Vielleicht ist es kein Zufall, dass ein wegen seiner Kombinationsgabe weltweit hoch geschätzter Spezialist bei uns weilt. Ich glaube an solche Fügungen. Kommen Sie mit?“
Er sieht Kugelblitz bittend an. Kugelblitz überlegt nur kurz. Dann sagt er: „Warum nicht? Mein Flugzeug nach Hamburg fliegt erst übermorgen!“
„Bis dahin könnten wir eine ganze Menge herausfinden!“, sagt Darjeeling optimistisch. Der Polizeichef gibt rasch Anweisungen an seine Sekretärin Kira Karakorum. Sie benachrichtigt den Bankdirektor und den Fahrer des Dienstwagens. Zehn Minuten später sind Kugelblitz und Darjeeling schon
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