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Der Fall Lerouge

Der Fall Lerouge

Titel: Der Fall Lerouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Èmile Gabroriau
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nicht, wenn du es dann nicht bändigen kannst.‹ Gott, was war ich für ein Dummkopf!«
    Â»Bitte, kommen Sie zur Sache!« sagte Daburon. der über die Erinnerungsseligkeit des alten Seemanns die Geduld zu verlieren begann.
    Â»Gleich, Monsieur. Sie haben doch gesagt, ich soll alles erzählen.« Man merkte es Lerouge an, daß er nicht gern unterbrochen wurde. »Also, wir heirateten. Die ersten Monate waren das reine Honiglecken, dann kamen die ersten kleinen Rangeleien. Aber ich fühlte mich noch immer sehr wohl. Claudine konnte einem Mann ja auch ’ne Menge geben. Sie verlangte auch viel – viel Geld, meine ich, und sie war überspannt. Ich verdiente damals gut. Sie kam nicht damit aus. Kein Wunder, wenn sie sich andauernd neue Kleider und Schmuck und Hüte und was weiß der Teufel noch kaufte. Die Nachbarn fingen schon an, über uns zu reden. Ich kümmerte mich nicht drum. Als unser Sohn Jacques getauft wurde, schenkte ich ihr meine ganzen Ersparnisse, über dreihundert Francs. Eigentlich wollte ich für das Geld eine Wiese kaufen.«
    Â»Weiter, weiter«, sagte Daburon, der seine Ungeduld kaum noch im Zaum hielt. Doch Lerouge ließ sich nicht beirren und blieb in seinem gemächlichen Erzähltrott. »Dann kam eines Morgens ein Diener des Grafen de Commarin ins Haus. Das Schloß der Commarins liegt ungefähr eine Viertelmeile von uns entfernt. Germain – so hieß der Kerl – gefiel mir nicht. Er sprach nur mit Claudine, und die sagte mir dann hinterher, der Graf wolle sie als Amme haben. Ich wollte das nicht. Schließlich brauchte unser Kind die Milch selbst. Claudine aber war nicht davon abzubringen, etwas Geld zu verdienen. Sie wollte nicht faul herumsitzen, sagte sie, und ich müßte mich abrackern. Und wenn sie genug gespart hätte, brauchte ich nicht mehr zur See zu gehen. Und die Wiese könnten wir uns dann auch kaufen. Ich hab’ Ihnen doch von der Wiese erzählt. Die grenzte an unser Grundstück, und weil Claudine das Geld, das ich ihr zur Taufe ...«
    Daburon versuchte, Lerouge wieder aufs rechte Gleis zu bringen. »Hat sie Ihnen damals schon erzählt, was für einen Auftrag sie übernehmen sollte?«
    Â»Welchen Auftrag?« fragte Lerouge erstaunt. »Woher wissen Sie denn, daß es da einen Auftrag gab?«
    Daburon lächelte nur in die Verblüffung des Seemanns hinein.
    Â»Also, erst wußte ich nichts. Eine Woche später kam ein Brief, in dem stand, sie sollte nach Paris fahren und ein Kind abholen. Als sie mir abends, als ich von der Arbeit kam, sagte, sie würde am anderen Morgen mit der Postkutsche nach Paris fahren, erklärte ich ihr, ich würde sie begleiten. Sie freute sich darüber, und das gefiel mir. In Paris sollte sie das Kind bei einer Madame Gerdy abholen. Sie wollte allein dahin gehen, und ich sollte im Hotel auf sie warten. Aber neugierig, wie ich war, bin ich ihr gefolgt und um das Haus von dieser Madame Gerdy rumgestreunt. Ich habe mich auch nach der Frau bei Dienstboten und Nachbarn erkundigt. Dabei erfuhr ich, daß sie die Geliebte des Grafen de Commarin war. Darüber habe ich mich sehr aufgeregt, und wenn es nach mir gegangen wäre, dann wären wir ohne die Göre wieder nach Hause gefahren. Ich dachte noch: Wenn das nur gut geht.«
    Daburon war dem Verzweifeln nahe. Wenn der Mann doch nur ein bißchen zügiger erzählen würde!
    Â»Bitte, Monsieur!« Der Untersuchungsrichter sah den Seemann mit fast flehendem Blick an. »Wir haben nicht so viel Zeit, daß Sie auch noch Ihre Gedanken hier ausbreiten können.«
    Â»Ist aber wichtig«, sagte Lerouge gelassen. »Also, ich wollte mit dem Kind nichts zu tun haben. Drei Tage haben wir uns gestritten, dann hat Claudine sich durchgesetzt. Ich gab meine Einwilligung. Dann hieß es, wir fahren nicht mit der Postkutsche zurück, die Dame hätte das so geregelt, daß wir mit Unterbrechungen in ihrem eigenen Wagen führen. Sie lebte auf großem Fuß und wollte ihr Kind nicht den Strapazen einer Kutschfahrt aussetzen. Mir war’s recht, denn so konnte ich in aller Ruhe die Gegend kennenlernen. Wir bestiegen dann mit den Kindern – meinen Sohn hatten wir auch mit – den Wagen der Madame. Das war ein prächtiges Ding. Und erst die Pferde! Und der Kutscher hatte eine goldstrotzende Livree an. Meiner Frau behagte dieser ganze Aufzug ungemein. Und sie zeigte mir einen

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