paarmal habe sie auch gesagt, »dass der Ahmet sie nicht mehr lieb« und mehrmals Stubenarrest verhängt habe. Auch Schulfreunde erzählen, dass Peggy manchmal blaue Flecke an den Armen hatte, und Kaufmann Langheinrich erinnert sich, dass Peggy ihn gebeten habe, dem Stiefvater nichts davon zu erzählen, wenn sie sich einmal Süßigkeiten oder ein Wendy -Heft gekauft hatte.
Nach außen versuchte Familie Yilmaz/Knobloch, den Schein zu wahren. Tatsächlich waren die Bande aber wohl längst zerbrochen.
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Die Polizei befragt nach Peggys Verschwinden auch die Verwandtschaft der Nachbarfamilie Kaiser in O. bei Halle. Die Mutter von Maik sagt aus: »Elke hat mir mal erzählt, wenn Ahmet nicht da war, also in den Zeiten, wo die Susi den Ahmet rausgeschmissen hatte, lebte die Peggy richtig auf. Sie hat dann angeblich einen guten Appetit gehabt, viel gegessen und war wesentlich fröhlicher als sonst.« Dass das Mädchen verschwunden sei, werde wohl mit dem ständigen Beziehungskrach zu tun haben, meint Dietlinde Engelhard. »Ich selbst vermute, dass die Susi die Peggy irgendwo versteckt hält, weil sie sich vom Ahmet trennen will. Ich kann mir das nicht anders erklären. Ich bin mir eigentlich sicher, dass Peggy lebt«, gibt sie zu Protokoll.
Letzteres vermuten auch die meisten anderen Mitglieder der Familien Knobloch, Kaiser und Engelhard. Aber nicht alle glauben, dass Susanne etwas mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun habe. Etwa Thorsten, der damals 19 Jahre alte Adoptivbruder von Maik Kaiser. Er hatte die Kaisers mehrere Male in Lichtenberg besucht – und an Peggy offenbar einen Narren gefressen. »Ich traue es am ehesten dem Türken zu, dass er die Peggy versteckt haben könnte, damit er auf die Suse Druck ausüben kann«, erzählt er den Ermittlern. Einige der alteingesessenen Lichtenberger wiederum haben zwar weniger Ahmet in Verdacht, raunen aber bis heute, ständig seien »Ausländer« bei Susanne Knobloch »ein und aus gegangen«. Sie seien nur im Dunkeln und immer heimlich durch den Hintereingang ins Haus geschlichen. Dass man im Dunkeln die Nationalität der ominösen Gestalten kaum ausmachen konnte, geschweige denn, welche Wohnung sie nach dem Gang über den Hof angesteuert haben könnten, sei dahingestellt. Abgesehen davon wäre die Tatsache, dass die Kaisers ohne Erlaubnis des Hauseigentümers Zimmer an reisende Kraftfahrer untervermieteten, eine natürliche Erklärung dafür, dass allabendlich fremde Männer ins Haus kamen.
Die Ermittler jedenfalls sehen in Ahmet Yilmaz einen potenziellen Tatverdächtigen. Schließlich hatten sich nicht nur Freunde und Familie von Susanne Knobloch kritisch geäußert, auch einige Kinderzeugen hatten angegeben, er habe das Mädchen womöglich misshandelt. Ein Verdacht, den Susanne Knobloch mit ihren Aussagen später selbst bekräftigte.
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Den Ausschlag für die nun verstärkt anlaufenden Ermittlungen gegen Ahmet Yilmaz gibt schließlich eine höchst dubiose E-Mail, die bereits am 25. Mai, also zwei Wochen nach Peggys Verschwinden, bei der Kripo in Hof eingegangen war. Sie stammte von der Absenderadresse
[email protected] . Eine Adresse, die offenbar nur ein einziges Mal verwendet wurde. Die Firma Yahoo löschte sie später wegen Inaktivität. Wer sie eingerichtet hat, ist bis heute ungeklärt. Der Text der E-Mail lautete:
Ich muss Ihnen sagen, dass die Peggy sich weder in Deutschland noch in der Tschechei befindet. Sie ist in der Türkei; Antakya Hatay Gegend. Ihr Stiefvater weiß davon auch Bescheid, dass das Kind über Russland in die Türkei eingereist ist. Ich würde Ihnen ehrlich persönlich helfen, doch das würde nur einen neuen Familienkrieg auslösen.
Die türkische Polizei, die den deutschen Kollegen in dieser Sache behilflich ist, findet immerhin heraus, wo die Mail abgeschickt worden war: in einem Internet-Café in der Stadt Mersin, westlich von Adana in der Südtürkei. Die türkischen Beamten teilen mit, dass sich zu besagtem Zeitpunkt vier Männer in dem Café befunden haben, die sie allesamt ausfindig gemacht und befragt hätten. Alle bestreiten, etwas mit dieser Mail zu tun zu haben. Also wieder nur eine Sackgasse? Wäre da nicht ein Umstand gewesen, der die deutschen Ermittler ins Grübeln bringt: Einer der Männer, die zum fraglichen Zeitpunkt in jenem Internet-Café gewesen waren, heißt mit Nachnamen Yilmaz. Genau wie der Lebensgefährte von Susanne Knobloch, Peggys Stiefvater.
Fieberhaft versuchen die deutschen Beamten, der