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Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Titel: Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Jung , Christoph Lemmer
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gehabt, vermutet ihr Vater Hans. »Scheinbar wurde sie von der türkischen Familie von Yilmaz in diesen 14 Tagen dazu überredet«, gibt er der Polizei zu Protokoll. Ihn selbst hätten die Yilmaz’ ebenfalls zur Teilnahme gedrängt, mit dem Argument, ohne seine Anwesenheit könne die Zeremonie nicht stattfinden. »Mir wurde gesagt, dass der Vater der Braut mit dabei sein müsse.« Drei orientalisch gekleidete Männer, die Hans Knobloch als »Hodschas« bezeichnet, hätten das Gelübde abgenommen. Und später habe seine Tochter, wenn Yilmaz dabei war, kein Schweinefleisch mehr gegessen, und wenn sich die türkische Verwandtschaft angekündigt habe, hätte sie sich sogar verschleiert. Er könne das alles gar nicht verstehen, aber bitte, wenn es sie glücklich mache …
    Aber wirklich glücklich waren die beiden wohl nicht miteinander. Immer wieder gab es Auseinandersetzungen. Susanne habe ihr einmal blaue Flecke am Arm und am Schlüsselbein gezeigt, sagt die bereits erwähnte Freundin im Polizeiverhör aus. Es habe einen heftigen Streit gegeben, bei dem sogar »ein Teil vom Küchenmobiliar durch die Gegend geflogen sein« muss. »Bei meinem Besuch an diesem Tag war die Tischplatte beschädigt. […] Susanne sagte, dass der Streit ziemlich laut gewesen wäre, denn die Elke hätte dies in der darüberliegenden Wohnung lautstark mitbekommen.«
    Ein anderes Mal gab es eine heftige Szene, als Ahmet von einer Spätschicht nach Hause kam und klingeln musste, weil von innen der Schlüssel steckte. Nachdem Susanne ihm endlich geöffnet hatte, stieß Ahmet in der Küche auf einen fremden Mann. Was er hier wolle, habe er ihn gefragt. Nur mit der Susanne reden, habe der geantwortet. Wenig später sei der Mann gegangen. Er sei sehr wütend gewesen, erinnert sich Ahmet an diesen Abend.
    Sein Misstrauen wuchs, die Beziehung stand ein weiteres Mal auf der Kippe. Was, wenn seine Tochter Jessica vielleicht von einem anderen Mann war, fragte er sich. Zuerst fand er diesen Gedanken paranoid, aber irgendwann Ende 2000 muss sich die Ungewissheit in seinem Kopf festgefressen haben. Nur – wie sollte er sich Klarheit verschaffen? Susanne fragen? Auf keinen Fall. Susanne um Einverständnis für einen Vaterschaftstest bitten? Ausgeschlossen. Also schmiedete er den Plan, die Vaterschaft heimlich zu testen. »Als ich einmal früher von der Arbeit nach Hause kam, da habe ich die Jessi vom Kindergarten abgeholt«, erinnert er sich. Um eine Speichelprobe von ihr zu bekommen, habe er im Bad gemeinsam mit ihr die Zähne geputzt. Jessis und seinen Speichel habe er dann an ein DNA-Labor in Berlin geschickt und um einen Vaterschaftstest gebeten. Ein paar Wochen später kam das Resultat: Ahmet Yilmaz sei definitv nicht der Vater. Die Ungewissheit war vorüber, die gute Laune auch.
    Er konfrontierte Susanne mit dem Ergebnis. »Die hat sich tierisch aufgeregt«, sagte Ahmet uns gegenüber. Über ihren Fehltritt, den Betrug und die fremde Vaterschaft habe sie gar nicht reden wollen. Stattdessen habe sie ihn wegen seines Vertrauensbruchs mit Vorwürfen überzogen. Zuerst habe sie das Ergebnis des Tests angezweifelt und einen Bluttest verlangt.
    Er habe dem zugestimmt, aber so weit kam es am Ende gar nicht. Susanne räumte von sich aus ein, dass Jessica einen anderen Vater hat, verweigerte aber nach wie vor ein klärendes Gespräch. Die Beziehung zerbrach ein weiteres Mal – aber schon ein paar Wochen später kehrte Ahmet wieder zurück. »Ich hab das Kind doch als mein Kind großgezogen«, klagte er. Wenn Jessi oder Peggy krank gewesen seien, dann habe er sie nachts versorgt und sei oft nur mit ein oder zwei Stunden Schlaf zur Arbeit gegangen. »Ich habe gedacht, das kann doch nicht alles gewesen sein.« Also lautete die Devise: »Weg mit diesen ganzen dunklen Gedanken. Ich will mit denen zusammenleben.«
    Doch dieses Mal missglückte die Versöhnung. Die Atmosphäre blieb dauerhaft gespannt. Susanne habe ihn ständig provoziert und gepiesackt, etwa abends vor dem Fernseher: Wenn es in einem Beitrag um Kuckuckskinder oder falsche Vaterschaften ging, habe sie ihn mit bissigem Spott bedacht. Ahmet kapselte sich ab. Wenn Susanne mit den Kindern zu Besuch nach Halle fuhr, blieb er in Lichtenberg. Mit den Nachbarn sprach er kaum noch.
    Auch das Verhältnis zu Peggy verschlechterte sich – falls es denn je gut war. Die Freundin, bei der Ahmet sich ausgeweint hatte, erinnert sich, wie Peggy ihr erzählte, »dass sie vom Ahmet eine Ohrfeige bekommen hätte«. Ein

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