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Der Fall Sneijder

Der Fall Sneijder

Titel: Der Fall Sneijder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Paul Dubois
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in dein Arbeitszimmer gingest; ich denke, mein Leben wäre erträglicher ohne dich; es wäre für alle besser gewesen, wenn du nicht wieder aufgewacht wärst; ich habe viel Spaß mit dem Mann aus Ontario; du wirst mich nie wieder anrühren; ich schäme mich für dich.
    Dieser Samstag verlief genau so, wie ich es mir gedacht hatte. Nur ein kurzer Schneesturm sorgte für ein wenig Unvorhersehbarkeit in dem ansonsten streng befolgten Protokoll. Und natürlich die außergewöhnliche Telefonaudienz, die Hugo mir gewährte, nachdem er sich ausgiebig mit seiner Erzeugerin unterhalten hatte.
    »Dein Sohn«, sagte sie.
    »Welcher?«
    Sie knallte den Hörer auf den Tisch wie eine Ohrfeige. Dabei war an meiner Frage nichts ungewöhnlich. Zumal die Zwillinge sich nicht nur aufs Haar glichen, sondern auch die gleiche Stimme hatten.
    »Papa? Wie geht es dir? Mama hat erzählt, du hättest Probleme.«
    »Nicolas?«
    »Nein, Hugo.«
    »Alles in Ordnung. Deine Mutter macht sich unnötig Sorgen.«
    »Nein, ich meine, was in dir vorgeht …«
    »Wovon redest du?«
    »Von deinen Angstproblemen und so, von deinen Gedanken.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst, es geht mir gut. Mehr gibt es nicht zu sagen. Und bei dir?«
    »Nein, das, was du … ich meine … die Tatsache, dass du es nicht erträgst, mit Leuten in einem Raum … die Fahrstühle … deine merkwürdigen Gedanken …«
    »Was soll das Ganze? Von was für Gedanken redest du …«
    »Na, von deinen … nun … von den Hunden und so, all diese Sachen.«
    »Ach, die Hunde. Willst du jetzt auch noch deinen Senf dazugeben?«
    »Entschuldige, aber ich denke, du bist im Begriff, eine Dummheit zu machen. Deine Verfassung ist derzeit alles andere als normal. Was nebenbei gesagt vollkommen verständlich ist, nach all dem, was du durchgemacht hast.«
    »Bist du fertig?«
    »Ich möchte dich nur um eines bitten: Vergiss diesen Job. Ruh dich ein wenig aus. Schone dich, denn es ist nicht normal, wenn man solche Phobien hat. Kümmere dich auch um deinen Fall gegenüber dem Versicherer, triff dich mit einem Anwalt, das ist wichtig.«
    »Gut, bist du fertig?«
    »Nein, noch nicht. Ich möchte, dass du ein wenig an Anna denkst, an das, was du ihr antust. Denk auch mal an sie, verdammt! Wie soll sie sich auf ihre hyperqualifizierte Arbeit konzentrieren, wenn sie sich ständig sagen muss, dass sie mit einem halb durchgeknallten Kerl zusammenlebt, der Menschen verabscheut und mit Hunden spazieren geht? Falls das alles nur eine Frage des Geldes ist, kann ich dir helfen, weißt du. Das ist kein Problem. Nicolas, der neben mir steht, nickt, er ist auch einverstanden.«
    In dem Moment hatte ich den Eindruck, dass sich etwas Feuchtes und Kaltes über meine Schulter legen würde, wie ein Nebelschwaden, der aus lauter winzigen Tröpfchen Scham bestand. Ich stellte mir vor, wie die Zwillinge, diese bis ins Knochenmark verbundenen Siamesen, gemeinsam, mit einer Hand, denselben Scheck unterzeichneten, der mir ein Stück meiner Würde rauben sollte. Einen Scheck, mit dem sie von mir ein Verhalten erkaufen wollten, das mich zumindest eineZeit lang daran hindern würde, dieser von ihnen so verachteten Tätigkeit nachzugehen. Dieses Stipendium, so hofften sie, würde ihrer Mutter einen alten kastrierten Rüden bescheren, der friedlich und zahm war, sich mit Dingen beschäftigte, die seines Alters würdig waren, aber der vor allem seine Rotschulterstärlinge und Ocellen-Anglerfische, die rasenden Fahrstühle, die Antennenspitze der tausendsechshundertneun Meter hohen Wolkenkratzer und natürlich die Hunde vergaß, die Hunde, die schließlich auch gelernt hatten, bei Fuß und an der Leine zu gehen.
    »Hallo, Papa? … Was hältst du davon? … Hörst du mich?«
    Ich erwiderte nichts, sondern ließ sie dort, irgendwo hinterm Atlantik, an ihren Hörer geklammert zurück, in den sie unaufhörlich dieselben Worte hineinsprachen, im tiefen Glauben an ihre Überzeugungskraft, vielleicht auch an die Magie der Schecks, und bis zum Schluss etwas erwarteten, das ich ihnen niemals geben würde.
    Der Sonntag vor meinem ersten Arbeitstag bei DogDogWalk glich in jeder Hinsicht dem, was der Samstag gewesen war. Die in Tränen aufgelöste Mutter rief ihre Brut an, und so begann die gesamte Aufzucht zu kreischen, zu lamentieren und sich gegenseitig zu trösten. Ich glaubte sogar zu erraten, dass selbst die Schwiegertöchter in das Lied einstimmten. Ich für meinen Teil blieb bei meiner Tochter im oberen Stockwerk sitzen und las

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