Der Fall Struensee
Militärische . ″
„Ja, am liebsten würden sie die ganze Erde in ein Reich der Friedfertigkeit ganz ohne Waffen verwandeln, in dem sich alle Menschen freundschaftlich in den Armen liege n″ , höhnte Rantzau.
„Das Volk ist auf unserer Seit e″ , sagte Oberst Köller.
„Das Volk ?″ , rief Guldberg abwehrend, „das gerät einem leicht aus dem Ruder. Wir können dem Volk hinterher Gelegenheit zum Feiern geben. Aber unser Staatsstreich muss sich fern dem Volke im Palast vollziehen. Später werden wir dem Volk einreden, dass unser Umsturz der seine gewesen ist. Aber natürlich ist die Stimmung im Volk derzeit sehr günstig, das vereinfacht alles . ″
„Aber wie soll das ohne Blutvergießen abgehen ?″ , fragte General Eickstätt.
„Es gibt einen We g″ , sagte Guldberg lächelnd, „Struensee, Brandt und ihre Komplizen müssen nachts heimlich und schnell festgenommen werden. Zuvor muss der König im Bett überrascht und überzeugt werden, dass es zu seinem besten ist, den Haftbefehl gegen die Verbrecher zu unterzeichnen . ″
„Und wann wollen wir losschlagen?“, fragte Beringskiold. „Die Überraschung ist am leichtesten, wenn die Herren sorglos geworden sind. Momentan sind sie noch unruhig wegen des Tumults auf dem Kongens Nytorv. Wir warten noch etwa zwei Wochen. Voraussichtlich findet zu dieser Zeit ein Maskenball statt. Wenn sie danach in ihren Betten liegen und ihren Rausch ausschlafen, dann schlägt unsere Stunde.“
5. Christian
Am 7. Januar endlich begann man auf Frederiksborg mit den Vorbereitungen für die Rückkehr nach Kopenhagen. Alle waren mit Herumhantieren und Packen beschäftigt, Mägde und Lakaien wuselten geschäftig treppauf, treppab und durch die Räume des Schlosses, Kutscher und Stallknechte richteten die Equipagen her. Am Nachmittag bekam der König aus heiterem Himmel einen Wutausbruch und lief auf die Brücke, die das Schloss mit dem Festland verband. Er schrie, dass er sich ertränken wolle.
Eilends wurde Struensee gerufen, der schnell zu ihm lief. Christian hatte sich über das Brückengitter gebeugt und starrte ins Wasser. Struensee berührte ihn sanft an der Schulter und sprach beruhigend auf ihn ein. Da fiel Christian plötzlich auf die Knie und umfasste Struensees Beine. Weinend fragte er, ob es wahr sei, dass er sterben müsse. Struensee strich ihm über den Kopf. Aber die Angst stand groß in den Augen des Königs, als er zu Struensee aufsah und fragte: „Stimmt es, dass Sie mich töten wollen ? ″
„Wie kommst du darauf, mein Freund ?″ , fragte Struensee sanft. „Brandt will mich heimlich nach Kopenhagen bringen, heute Abend nach Einbruch der Dunkelheit. Um zu verhindern, dass Sie mich töten . ″
„Warum erzählen Sie es mir, wenn Sie glauben, dass ich Sie töten will? ″ Christian stand auf sagte: „Nicht wahr, das würdest du niemals tun? ″
„ Nei n″ , bestätigte Struensee, „so etwas darfst du niemals glauben. Egal, wer auch immer es dir einreden will. Ich bin doch dein Freund . ″ Der König weinte. Struensee legte ihm den Arm um die Schultern und geleitete ihn zu seinen Gemächern. Dort ließ der König sich auf einem Kanapee nieder und Struensee massierte ihm die Schläfen. Er hatte schon oft festgestellt, dass Christian das guttat und ihn beruhigte. Seine Gedanken kehrten zurück in die Zeit, als er den König näher kennengelernt hatte.
A uf der Rückfahrt von Paris nach Kopenhagen hatte er das Vertrauen des Königs vollends gewonnen. Sie unterhielten sich während der Fahrt oder auch in den Räumen des Königs während ihrer Aufenthalte. Struensee staunte, als er den König für viele Reformen aufgeschlossen fand, und er ermutigte ihn, seine Regierungsgeschäfte selbst in die Hand zu nehmen. Sie machten zusammen Entwürfe, welche Änderungen sie anstrebten, sobald sie in Kopenhagen eintreffen würden. Als sei ein Damm gebrochen, erzählte Christian viel von sich, vor allem von seiner Kindheit. Und Struensee war ein aufmerksamer Zuhörer.
„Als Kind hatte ich immer wieder denselben Traum: Ich versinke im Wasser, es wird grün vor meinen Augen. Ich versuche zu atmen, mein Mund füllt sich mit Wasser. Ich versuche zu schreien, aber ich bekomme keinen Ton heraus. Plötzlich tauche ich wieder auf, aber die Welt hat sich verändert. Den blauen Sommerhimmel, das blitzende Wasser, die glänzenden Blätter der Rosen nehme ich mit ungeheurer Deutlichkeit wahr, aber ich empfinde alles als feindlich. Alles bedroht mich. Und dann sehe
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