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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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wurde. Deswegen brauchten die Bäume in den Parkanlagen und die Pflanzen in den Parkinseln Wasser, Liebe und Fürsprache von psychologisch-geschultem Gärtnerpersonal. Doch es wurde bedauerlicherweise an allen Ecken und Enden gespart, sodass man heutzutage froh sein konnte, wenn ein bionischer Aushilfsgartenzwerg diesen Job übernahm.
    Ein bunter Irrgarten aus Schreckrosen war an der Flanke des Vorplatzes der Staatsbibliothek angelegt worden, der Erek mit seiner Schönheit gleich wieder ins Auge stach. In der Mitte des Platzes stand ein fest geketteter Springbrunnen, an dessen Rand fünf graue Seepferdchen platziert waren, die eine weiße Statue sinnentleert mit Wasser bespritzten. Die Statue war der schönsten Frau Kataras nachempfunden und sollte Ahara die Göttin der Weisheit repräsentieren.
    Erek ging am Brunnen vorbei und lief auf das Portal der Bibliothek zu. Einige Personen saßen lesend auf den Treppen und ließen sich von den ersten Siriusstrahlen aufwärmen. Das monumentale Gebäude war ein architektonisches Meisterwerk und beinhaltete vielerlei edle Materialien, die von weit herkamen. Die Treppen waren aus blauem Marmor aus Origamien, die gezahnten Granitsäulen stammten aus dem Malakka-Gebirge im Osten, und die Wände bestanden aus grünlich schimmerndem Speckstein, der in Forensien abgebaut wurde. Das Innenleben der Wände war zwar weniger spektakulär, diente aber dem Schutz vor schädlicher Strahlung. Die Innenwände waren mit Schichten aus bleihaltigem Stroh und Verbundstoffen aus Bambusfasern gefüttert, damit die Bibliothek perfekt abgeschirmt war. Die Fenster waren aus schusssicherem, schwarz getöntem Panzerglas und am Gebäude eher spärlich gesät in Anbetracht dessen, dass es auf Tenemos Licht im Überfluss gab. Auch die Dächer waren in ihrer Ästhetik nicht vollendet, weil sie mit den üblichen biologisch abbaubaren Solarpanels verkleidet waren. Alle Dächer Kataras mussten neuerdings auf diese Weise ausgestattet sein, weil man sich vom yakkischen Stromanbieter unabhängig machen wollte.
    Erek stieg die abgetretenen Stufen der Bibliothek hoch und musste einen kurzen Halt einlegen, weil sich der Andrang an den Türen staute. Er sollte noch durch mehrere Sicherheitsschleusen hindurchgehen. Als er den Parcours endlich durchlaufen hatte, musste er nur noch an einem bionischen Pförtner vorbei. Als dieser ihn wiedererkannt und begrüßt hatte, holte Erek seine ID-Karte heraus und steckte sie in den Schlitz des Pförtners, der daraufhin die letzte Sicherheitstür öffnete. Anschließend machte sich Erek auf den Weg in den zweiten Stock, wo er die Sparte „Geschichte der kosmologischen Phänomenologie“ vermutete.
    Als er sich nach einer Weile eingeklemmt zwischen zwei großen Bücherwänden wiederfand, wunderte er sich, dass schon so viel Literatur über dieses Thema zusammengetragen worden war. Schockiert machte er stehenden Fußes kehrt und begab sich nach unten in den Keller zu den Computeranlagen. Die Fülle an Literatur in den Stockwerken darüber war überwältigend und niederschmetternd zugleich, deswegen arbeitete Erek vorzugsweise mit dem neuen Computerterminal, das frische Mikroprozessoren eingebaut bekam, die eine Trilliarde Rechenoperationen in einer Nano-Sekunde schafften. Als Erek im Keller ankam, hörte er viele Menschen leise reden. Es war nicht so wie oben, wo alle still ein Buch lasen, oder wie in den Internet-Räumen mit den billigen Computeranlagen, wo man wegen dieser klickenden Tastaturen permanent aus dem Konzept gebracht wurde. Hier im Keller war alles anders. Die Besucher waren in ihre Gespräche mit dem Terminal vertieft. Ein gespenstisches Flüstern war vielerorts zu hören. Auf die gesamte Grundfläche des riesigen Gebäudes verteilt, befanden sich mehrere zusammengeschlossene Hochleistungscomputer, die in ihrer Rechenkapazität für diese Uhrzeit noch nicht richtig ausgelastet waren. Man bekam an diesem Ort Zugriff auf alle Daten, die über einen Zeitraum von ein paar Millionen Jahren eifrig gesammelt wurden.
    Es gab Hunderte von Einmannkabinen, die Wahlkabinen nicht unähnlich waren. Darin befanden sich Computerschnittstellen, die eine Verbindung zum Zentralcomputer ermöglichten. Als Erek eine freie Kabine betrat, aktivierte er das System, indem er den Computer bei seinem Namen nannte. Er hieß VATER. Das war ein Kürzel für Vollautomatisiertes Algorithmisches Terminal mit Extremer Reichweite.
    „VATER?“, fragte Erek.
    „Hallo, Erek! Wie lautet deine

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