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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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dafür, dass Pippo in meine Tasche scheißt?“, erwiderte Erek.
    „Sie sind aber verpflichtet, vor Verlassen des Hauses für Ordnung zu sorgen und den Inhalt Ihrer Taschen zu überprüfen“, konterten sie fachsimpelnd.
    „Seit wann gibt es dieses Gesetz?“, erkundigte sich Erek verwirrt.
    „Seit gestern. Haben Sie das Rundschreiben nicht bekommen?“, fragte sie ihn.
    „Nein, mein Briefkasten wurde vorgestern in die Luft gesprengt und der Briefträger hat die Post gestern vor die Tür gelegt. Ich vermute, dass die Katze von meinem Nachbarn die Briefe gefressen hat“, log Erek.
    „Was hat Ihr Nachbar für eine Katze?“
    „Er hat eine origamische Kamm-Katze mit einer starken Leidenschaft für Papier.“
    „Ah, verstehe!“, sagte der leitende Beamte, besprach mit seinen Kollegen die Sachlage und richtete sich wieder an Erek. „Nun gut, Herr Misrati! Ich will zwei Augen bei Ihnen zudrücken. Sie sind zwar ein sehr komplizierter Fall, aber wir denken, dass die Situation grenzwertig ist. Hier sind also Ihre Unterlagen zurück.“
    „Komme ich jetzt also nicht ins Gefängnis?“, fragte Erek spöttisch.
    „Nein. Wir werden sogar von einer Anzeige absehen“, erklärte der Beamte.
    „Warum?“
    „Weil die Gerichte total überlastet sind“, gab der Beamte zu.
    „Das liegt wohl an den vielen Gesetzen, oder?“
    „Mag sein“, sagte der Beamte.
    „Dann kann ich jetzt endlich gehen?“, fragte Erek.
    „Bald. Wir bekommen leider noch zwei Euro und dreiunddreißig Cent von Ihnen. Sie können aber auch einen Ermahnungsgebühr-Ablehnungsantrag stellen. Dabei müssten Sie mir aber eine Selbstauskunftserklärung an Ort und Stelle abgeben, wenn Sie mit dem Bußgeld nicht einverstanden sein sollten.“
    „Nein, das ist schon in Ordnung“, maulte Erek, holte seine Börse aus der Tasche hervor und zählte das bisschen Kleingeld heraus, das er noch besaß.
    „Sie können sich nicht vorstellen, wie unangenehm mir das ist“, räusperte sich der Ordnungsbeamte und hob seine leere Handfläche hin.
    „Ja, ja, Sie tun nur Ihre Pflicht. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn noch ein paar Anhaftungen von Geckoscheiße daran kleben?“
    „Nein, das macht mir nichts aus. Geld stinkt nicht, heißt es doch. Soll ich Ihnen noch eine Quittung ausstellen?“, fragte der leitende Beamte leise.
    „Ja. Die brauche ich für das Finanzamt, damit ich den Betrag im nächsten Jahr abschreiben kann, zumal ich keinen Geldscheißer habe“, erklärte Erek.
    Der Beamte atmete schwer und zog ein standardisiertes Formular hervor, das er mit Buchstaben und Zahlen auszufüllen versuchte. Nachdem er sein Werk vollbracht hatte, gab er Erek eine Quittung über Zwei Euro und zweiunddreißig Cent und verabschiedete sich mit seinen Kollegen. Bevor Erek den Fehler entdecken konnte, waren die Beamten schon zielstrebig weitergezogen, um woanders ihr Unwesen zu treiben. Er verließ aufgebracht diesen Unglückspark und machte sich auf den Weg weiter nach Osten, wo es ein großes Einkaufszentrum gab, in dem er ein bisschen flanieren und seine letzten paar Euro sinnlos verprassen konnte, um endlich auf andere Gedanken zu kommen.
    Erek stellte fest, dass ihm die Morgenluft bisher ganz gut getan hatte. Er war auch schon mindestens fünf Kilometer vorangekommen. Jedoch hatte er vor, bis zum Mittag wieder zuhause zu sein, um dort die heiße Phase des Tages zu verbringen. Als er die Promenade der Erkenntnis entlanglief, spürte er plötzlich, dass ihn jemand verfolgte. Er konnte jedoch weder eine auffällige Person aus der Menschenmenge herausfiltern noch ein bekanntes Gesicht darin entdecken.
    Erek wusste, dass ihn sein Gefühl fast nie täuschte, weil er andauernd verfolgt wurde. Zum einen von Traumchimären, zum anderen von einer Pechsträhne, die ihm permanent im Nacken saß. Er fühlte sich ständig verfolgt. Manchmal dachte er auch, dass ihn sogar die Vögel verfolgen würden. Da er kein Biologe war, wusste er nicht, dass Vögel die Menschen tatsächlich auf Schritt und Tritt verfolgten. Die Vögel hatten sich dieses Verhalten angeeignet, um die Menschen auf lange Sicht zu verwirren. Die Vögel verfolgten sowohl die Menschen als auch penetrant ihre eigenen Ziele. Die Wege der Evolution waren unergründlich.
    Erek blickte immer wieder notorisch über seine Schulter, weil er sich sicher war, dass ihn jemand komisch angeschaut hatte. Er beschleunigte seinen Schritt und dachte an die vielen schauderhaften Begegnungen seines Lebens. Was würde als

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