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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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nächstes kommen? Vielleicht bräche eines Tages der Boden unter ihm weg, sodass Erek in einen Abwasserentsorgungsschacht hineinfiele. Danach würde man ihn sicherlich gegen eine kleine Gebühr wieder herausziehen und anschließend wegen fahrlässiger Fäkalienverunreinigung verklagen. Er wunderte sich, in welch verrückte Welt er hineingeboren wurde, und bog in eine weniger belebte Seitenstraße ein, damit er den Menschenmassen entfliehen konnte. Er befand sich nun parallel zur Hauptstraße. Es waren für seinen Geschmack aber immer noch viel zu viele Leute unterwegs. Er kannte in der Nähe eine Abzweigung, die an einer Wohnanlage vorbeiführte und nur selten frequentiert wurde.
    Erek lief in einen Privatweg hinein, um dadurch seine vermeintlichen Verfolger abzuschütteln. Er schlängelte sich im Zickzack durch verwinkelte Garagendurchgänge, verdistelte Werkstatthinterhöfe und verwanzte Grünanlagen, bis er nach einer gewissen Zeit an einem ehemaligen Parkplatz herauskam, der von der Natur wieder zurückgewonnen worden war. Dort wucherten Dornbüsche und Spitzkräuter in der trockenen Erde. Auch etliche fleischfressende Wegeriche wuchsen in wilder Manier, sodass man aufpassen musste, wohin man trat, um nicht in die Zehen gezwickt zu werden.
    Erek wollte eine kleine Pause einlegen, bevor er sich wieder ins Getümmel stürzte. Also versteckte er sich hinter einem großen Dornbusch und verharrte dort in kauernder Position. Er beobachtete seine Umgebung und stellte fest, dass nur ein paar neugierige Feuerameisen auf dem stacheligen Dornbusch herumkrabbelten. Er öffnete den Reißverschluss seiner Burka und warf die dabei entstehende Kapuze nach hinten. Er musste die Augen zusammenkneifen, damit er etwas erkennen konnte. Hatten seine Verfolger von ihm abgelassen, oder hatten sie nie existiert?
    Die meisten Leute in dieser Gasse waren in ihren Häusern und schützten sich vor der Hitze. Erek zündete sich eine vorgedrehte Gesundheitszigarette an und schaute sich in dem verwilderten Terrain um, während er genüsslich vor sich hin paffte. Er hörte das Rascheln der Gräser und das Knarren der Kräuter. Etliche Staubratten huschten plötzlich an der Mauer des Parkplatzes entlang, weil sie durch irgendetwas aufgeschreckt worden waren. Erek drehte sich um, betrachtete den rückwärtigen Bereich des ehemaligen Parkplatzes und sah nur noch die Schwänze der Staubratten im dichten Unkraut verschwinden. Er schaute ihnen eine Weile hinterher und rauchte verträumt seine Gesundheitszigarette weiter.
    In dieser ganzen Zeit, in der sich Erek hinter dem Dornbusch versteckt hielt, konnte er keine verdächtigen Personen ausfindig machen. Er konnte nur erkennen, dass die Anwohner der Seidenstraße ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgingen: Ein Mann hängte die Wäsche auf, ein anderer trug die Einkäufe heim und ein ganz anderer goss die Tomaten auf dem Fensterbrett. Die meisten Männer in Katara waren arbeitslos, weil sie sowieso keine Familien hatten, die sie ernähren mussten. Die Frauen gingen zur Arbeit, damit sie den putzenden Männern nicht im Weg standen. Das war ein ganz normales Bild in Usiris. Das einzige, was Erek auffiel, war ein animalisches Geräusch, das aus einem Hinterhof kommen musste, in dem eine Langhaarkamelzucht betrieben wurde. Wahrscheinlich wurden die Kamele gemolken. Erek schnippte den glühenden Stummel der Gesundheitszigarette weg, der bedauerlicherweise in den Zweigen des Dornbusches hängen blieb. Er wollte den Stummel zwar wieder aus den spitzen Dornen herausfischen, aber kam nicht mehr an ihn heran. Nach wenigen Sekunden entzündete sich der ausgetrocknete Dornbusch und fing Feuer.
    Aufgrund der neuen Situation wurde Erek rasch bewusst, dass er bestenfalls von hier verschwinden sollte, nicht dass ihm noch findige Ordnungsbeamte ein zweites Bußgeld auferlegten, das er wahrscheinlich nicht mehr bezahlen konnte, weil seine Finanzen unbeschreiblich knapp waren. Als er kehrtmachte und gehen wollte, wurde er plötzlich von einem Mann aufgehalten, der hinter ihm stand und wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Dieser Fremde hatte keine klassische Burka an, sondern eine einheimische Tracht aus dem Malakka-Gebirge. Besonders auffällig war seine überdimensionale Sonnenbrille, die er auf den breiten Nasenflügeln trug. Erek hatte diesen Typ noch nie zuvor gesehen, aber war sich ganz sicher, dass diese Erscheinung kein Threber war. Deshalb konnte er mit aller Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er diesmal

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