Der Fall von Katara
wem das Ganze nutzen soll, kommen einige wenige in Verdacht“, sagte Zardosch.
„Wer?“
„Zum Beispiel der Heilige Orden für Datenverarbeitung, der überall im Inneren Zirkel von Orion die Finger mit im Spiel hat. Wir wissen, dass er sich vor zwanzig Jahren aus der Bruderschaft für Revolutionäre Datenströme gebildet hat. Letztgenannte Gruppierung verschwand zwar auf spurlose Weise, man vermutet aber, dass sie in diesen Datenverarbeitungsorden übergegangen ist. Es könnte aber auch durchaus sein, dass diese Leute wiederum von anderen Leuten kontrolliert werden, ohne dass sie es wissen.“
„Von wem?“, fragte Erek neugierig.
„Zum Beispiel von Leuten, die keinem Orden oder irgendeiner Gemeinschaft mehr angehören, aber einen anderen Nutzen aus dieser Situation ziehen könnten. Ich rede von verschleppten Threbern, die bei Parahominiden Extrazyklischen Parallelexistenzen (Peps) untergekommen sind, und jetzt denken, sie könnten die Menschheit, die ihnen damals nicht geholfen hatte, hart bestrafen“, behauptete Zardosch.
„Wie mein ehemaliger Freund Rasputan zum Beispiel?“
„Ja, das ist denkbar. Es gibt aber auch die Theorie, dass eine ganz bestimmte Person an den Geschehnissen beteiligt ist. Eine Person, von der wir fast überhaupt nichts wissen, außer den Namen: Datengroßmeister Don Kobayaschy. Wir kennen weder seine Biofrequenzdaten noch sein Geschlecht. Er hat offiziell nie gelebt. Er hat keinen einzigen genetischen Fingerabdruck von sich hinterlassen, weil an seinen Fersen immer eine Schar Dreckfische klebte. Es gibt die verrücktesten Geschichten über Don Kobayaschy. Man munkelt, er sei in einem Schwarzen Loch gefangen und würde von dort aus die Milchstraße beherrschen. Nachdem diese Theorie nie wissenschaftlich widerlegt werden konnte, muss man auch diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht ziehen“, meinte Zardosch.
Erek versuchte, einige Dinge in seinem Kopf zurechtzurücken.
„Also sterben die Threber nicht aus?“
„Ja. Genau das ist das Problem. Es gibt eine Gruppe von Leuten aus der Denkfabrik, die daran interessiert sind, die Mär von der Unfruchtbarkeit weiter zu vertreiben, weil ein großer Gendesign-Konzern diesen Leuten sagt, dass sie diese Politik anwenden sollen. Und ihnen gefällt es überhaupt nicht, wenn jemand wie du, der immun gegen ihre Medikamente ist, frei herumspringt. Du bist für diese Leute sowohl eine große Gefahr als auch durch deine DNA unbeschreiblich interessant geworden. Also was glaubst du, werden sie mit dir anstellen, wenn sie dich in die Finger bekommen? Dir eine Medaille für die Ehrenmitgliedschaft anheften? Nein, bestimmt nicht! Du bist derjenige, der ihrem Zukunftsprojekt, das sie für Katara und den Rest der Welt geplant haben, im Weg steht. Du bist ihr Feind, Erek“, eröffnete Zardosch ihm.
„Was? Und ich dachte, ich bin derjenige, der allen noch ein bisschen Hoffnung geben könnte, laut den Informationen der Gesundheitsbehörde?“
„Informationen, die du von Heronimus Heiler höchstpersönlich bekommen hast, ja ich weiß. Er ist auch nur ein Diener dieses menschheitsverachtenden Systems“, vervollständigte Zardosch Ereks Gedankengut.
„Woher weißt du das alles?“
„ Wir haben auch Fensterscheibenvibrationsanalysegeräte, nicht nur ihr . Der angebliche Technologiestopp hier in Negidu hat nie stattgefunden. Das war nur Teil unserer Gegenpropaganda“, flüsterte Zardosch.
„Und was soll dieses Zukunftsprojekt von Katara sein? Warum stehe ich dem im Weg? Ich bin doch nur ein kleiner Wurm?“, fragte Erek.
„Die Sache ist pikant. Pass auf! Seit Jahren tüfteln Pharmakonzerne und katarische Genetiker an der Massenproduktion von weiblichen Spermien. Ja, du hast richtig gehört. Und sie sind kurz vor der Erreichung ihrer schändlichen Ziele. Die Welt, so wie du sie kennst, wird bald eine ganz andere sein“, behauptete Zardosch.
„Inwiefern?“
„Das Y-Chromosom wird bald nur noch Geschichte sein. Habe ich Geschichte gesagt? Es wird nicht einmal mehr Geschichte sein. Über das Y-Chromosom wird es keine Geschichten mehr geben, weil man dann alle Geschichten aus den Geschichtsbüchern streichen wird, wie es schon so oft passiert ist. Willst du das?“
„Nein. Natürlich nicht!“, sagte Erek erschrocken. Ein Schauer ließ ihn erzittern, als hätte er einen leichten Stromschlag abbekommen. Hatte der Sonnensturm schon angefangen? Was sagte die Brille dazu? Statusbericht!
Ein Countdown verwies auf einen vermutlich um 13.50
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