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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Kerkermeisters. Als Gaymon sich ihm zuwandte, trafen ihn Nottrs vorgestreckte Beine in den Unterleib und hoben ihn aus dem Stand. Gaymon wurde durch die Luft gewirbelt und schlug bäuchlings auf. Aber er war sofort wieder auf den Beinen.
    »Bist du so hässlich, dass du dein Gesicht hinter einer Maske verbergen musst?« spottete Nottr. Aber wenn er geglaubt hatte, damit Gaymons wunden Punkt zu treffen, so war er im Irrtum. Der Kerkermeister lachte und sagte: »Nein, ich bin so schön. Pass auf, Barbar!«
    Gaymon entledigte sich seiner Maske. Darunter kam ein glattes, faltenloses Gesicht mit großen Augen, sanft geschwungener Nase und vollen Lippen zum Vorschein. Es war in der Tat ein schönes Gesicht mit fast feminin zu nennenden Zügen.
    Gaymon legte nun auch seinen Lederschurz ab, der seine Brust und seinen Unterleib bedeckt hatte. Darunter war er nackt. Nottr wollte seinen Augen nicht trauen. Gaymon hatte zwar die Statur eines Mannes, aber das Geschlecht einer Frau.
    »Ein Weib!« rief Nottr überrascht aus. »Darum verbirgst du dich hinter einer Maske. Was werden deine Folterknechte sagen, wenn sie das erfahren?«
    »Keiner von euch wird mehr Gelegenheit haben, mein Geheimnis zu verraten«, antwortete Gaymon. »Warum, glaubst du, habe ich meine Gehilfen weggeschickt?«
    Die beiden Kämpfer umlauerten einander. Nottr ließ sich nicht von Gaymons Worten täuschen. Er sah, wie die haarlose Riesin noch während des Sprechens ihre Muskeln anspannte und dann unvermittelt mit ausgebreiteten Armen auf ihn zustürmte. Dieser Angriff war ganz auf das Überraschungsmoment ausgerichtet und wurde entsprechend ungestüm vorgetragen. Nottr hatte keine Mühe, unter den Armen durchzutauchen und zur Seite zu springen. Dabei zog er das eine Bein nach, so dass Gaymon darüber stolperte und der Länge nach über den Boden glitt - genau in ein vor ihr liegendes Glutnest.
    Nottr nutzte die Gelegenheit, um zum Streckbett zu eilen und Nyala von den Stricken zu befreien. Kaum hatte er das getan, als Gaymon zum nächsten Angriff überging. Der weibliche Kerkermeister hatte sich mit einer Hellebarde bewaffnet und ging damit auf Nottr los.
    »Du hast geglaubt, mich mit deinem Geschlecht blenden zu können«, sagte Nottr, während er vor der Waffe zurückwich, mit der Gaymon ungestüm nach ihm schlug. »Aber bei meinem Volk kämpfen die Frauen wie die Männer. Darum kann ich mich auf dich einstellen. Es ist keine Schande, einen weiblichen Gegner zu haben.«
    »Auch, von ihm in Stücke geschlagen zu werden?« fragte Gaymon.
    Nottr gelang es, den Schaft der Hellebarde zu fassen. Er versuchte, Gaymon die Waffe zu entreißen. Eine Weile rangen sie miteinander, ohne dass einer von ihnen Vorteile für sich verzeichnen konnte. Aber dann spürte Nottr, wie Gaymons Druck immer stärker wurde und sie ihn langsam, aber sicher zurückdrängte.
    Wie verärgert er über seine Schwäche auch war, Nottr konnte sich der Tatsache nicht verschließen. Er wusste, dass er durch die Gefangenschaft geschwächt und Gaymon ihm kräftemäßig überlegen war. Darum musste er versuchen, dies durch eine List wettzumachen.
    Nottr ließ sich auf einmal nach hinten fallen und riss Gaymon mit, die zu spät merkte, was er im Schilde führte, und darum ihr Gewicht nicht mehr verlagern konnte. Nottr rollte sich nach hinten ab und schleuderte Gaymon über sich, ohne den Hellebardenschaft loszulassen. Nottr brachte auf diese Weise die Waffe an sich und sprang sofort wieder auf die Beine.
    Während Gaymon taumelnd auf die Beine kam, rannte Nottr mit vorgehaltener Waffe auf sie zu. Da erklang Nyalas Entsetzensschrei. Nottr wurde dadurch verunsichert und zögerte. Das genügte Gaymon, eine Kette an sich zu bringen und dem Lorvaner damit die Waffe aus der Hand zu schlagen.
    Gaymon kam kettenrasselnd auf ihn zu. Sie drehte die Kette über den Kopf und ließ sie dann plötzlich in Nottrs Richtung schnellen. Der ersten Attacke dieser Art konnte Nottr noch ausweichen, aber beim zweitenmal traf ihn die Kette an den Beinen und wickelte sich um sie. Gaymon zog an der Kette und brachte Nottr zu Fall.
    »Das ist dein Ende!« sagte Gaymon, und in ihren Augen stand die Mordlust zu lesen.
    Da kam von der Decke ein ächzendes Geräusch. Als Nottr hochblickte, sah er dort ein großes dornengespicktes Brett. Jeder der eisernen Stacheln war daumendick und handspannenlang. Gaymon blickte ebenfalls hoch und schrie auf, als sie sah, wie sich das schwere Gestell mit den Stacheln geradewegs auf sie

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