Der Fall von Thormain
Posten.«
»Caer!« sagte Welleynn, und Argur zuckte bei diesem einen Wort wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
»Caer?« wiederholte er. »Du meinst, die vier könnten eine Vorhut der Caer sein?« Argur lachte gekünstelt. »Vier Mann! Was sollen sie ausrichten können? Ja, wenn es wenigstens Caer-Priester wären! Aber Kalathee sieht mir nicht wie eine Dämonenpriesterin aus.«
»Es könnte sich um Spione der Caer handeln«, gab der Scharfrichter zu bedenken, »die die Lage auskundschaften sollen. Du und ich, wir beide wissen, dass Thormain von den Caer nicht verschont bleiben wird. Eines Tages werden sie auch diese Festung nehmen.«
»Steht es bereits so schlimm?« fragte Argur besorgt. Er packte den Scharfrichter an der Schulter. »Und was ist mit der Abmachung, die du mit den Caer getroffen hast, Welleynn? Die Caer haben uns all die Jahre gewähren lassen, solange wir nicht ihre Schiffe und Siedlungen überfielen. Ja, sie haben uns sogar Hinweise gegeben, wann und wo reiche Beute zu machen sei. Es ist doch so, dass wir den Caer eigentlich ganz gute Dienste geleistet haben. Du selbst hast das Abkommen mit ihnen getroffen. Wir haben ihre Schiffe in Ruhe gelassen, und sie haben uns nichts in den Weg gelegt. Wieso ist das auf einmal anders?«
»Die Caer brauchen uns nicht mehr, sie fühlen sich stark genug, sich die ganze Welt aus eigener Kraft zu unterwerfen«, sagte Welleynn. »Ich habe seinerzeit mit caerischen Heerführern verhandelt. Aber jetzt sind die Dämonenpriester an der Macht.«
Argur hieb mit der Faust auf die Armlehne des Throns. »Wir dürfen uns das nicht länger bieten lassen«, sagte er fest. Etwas kleinlauter fügte er hinzu: »Kend und seine Leute haben mich in die Enge getrieben. Wenn ich nicht bald für reiche Beute sorge, werden sie mich stürzen, und du weißt, Welleynn, dass dies auch dich den Kopf kosten wird. Ich muss sie auf Raubzug schicken. Das sind keine Landratten, die man hinter Mauern einschließen kann. Sie brauchen die Seeluft und den Kampf. Wenn wir ihnen nicht dazu verhelfen, werden sie ihr Mütchen an uns kühlen.«
»Du hast Angst, Argur«, sagte Welleynn abfällig. »Aber warte nur, bis die Caer kommen, dann wird dieses Pack genug Gelegenheit erhalten, sich im Kampf abzureagieren. Mach das Kend klar! Wir müssen darauf vorbereitet sein, Thormain zu verteidigen.«
»Wie soll ich Kend das klarmachen?« fragte Argur verzweifelt.
»Das ist deine Sache, du bist der Herrscher über Thormain«, antwortete Welleynn. »Aber vielleicht kannst du Kalathee zum Sprechen bringen und von ihr etwas über die Pläne der Caer erfahren.«
»Ja, Kalathee«, sagte Argur und spürte, wie ihn bei der Erinnerung an dieses zarte Geschöpf ein wohliger Schauer überkam. »Was ist mit ihren Freunden? Ich käme bei ihr leichter ans Ziel, wenn ich ihr eine gute Nachricht überbringen könnte.«
»Ich werde ihre Freunde auf freien Fuß setzen und sie beobachten lassen«, sagte Welleynn. »Sie dürfen sich ihrer Freiheit erfreuen, zumindest so lange, bis wir die Wahrheit über sie wissen. Aber ich werde verhindern, dass sie mit Kalathee zusammenkommen.«
»Das ist gut«, sagte Argur zustimmend. »Ich werde mich sogleich um sie kümmern. Sie wird Wachs in meinen Händen.«
Der Herrscher von Thormain verstummte, als sich plötzlich eine rußige Wolke über ihn senkte und ihn einhüllte. Sofort eilten die Leibwachen herbei und holten ihn aus der Gefahrenzone.
»Es besteht weiter keine Gefahr«, versuchte ihn einer der Leibwächter zu beruhigen. »Das ist nur Ruß, der sich beim Reinigen der Luftschächte löste.«
Aber Argur von Solth war nicht zu besänftigen. Er befahl, dass der dafür verantwortliche Mann durch Rädern, Schultern, Kielholen und Vierteilen zu bestrafen sei. Dann verließ er wütend den Thronsaal, um sich Kalathee zu widmen. Bevor er jedoch seine Gemächer betrat, wechselte er noch die Kleidung und wischte sich den Ruß aus dem Gesicht.
Als Argur von Solth sein Schlafgemach betrat, war Kalathee bereits da. Sie saß gesenkten Hauptes auf einem Stuhl, die Hände artig im Schoß gefaltet und von zwei Wachen flankiert. Argur verscheuchte die beiden Männer, und als die Tür hinter ihnen zufiel, kniete er vor Kalathee nieder und bedeckte ihre Hände mit Küssen. Sie ließ es mit sich geschehen, ohne irgendeine Regung zu zeigen. Ihre großen braunen Augen waren verträumt ins Nichts gerichtet, ihre Hände waren kalt.
»Warum so traurig, Herzchen?« fragte Argur. »Ich bringe dir
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