Der Fall Zamar (German Edition)
nach Hause zu seiner Familie.“
Madea rückte mit ihrem Stuhl vom Tisch ab und drehte sich mehr zu Dan, um ihn besser ansehen zu können. „Und was ist mit deinen Eltern, besuchst du sie nicht?“
Daniel rückte seinen Stuhl jetzt so hin, dass er Madea gegenübersaß. „Es gibt viele Dinge, die ich bei meinen verdeckten Ermittlungen nicht erwähnen darf, die erdacht oder erfunden sind. Die ganze Identität ist geändert. Aber das mit meinen Eltern stimmt ausnahmsweise. Sie sind wirklich tot, bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Deswegen kann ich Thanksgiving mit dir verbringen, sofern du das möchtest.“
Sie sagte nichts, sah ihn nur an.
Er nahm ihre Hände und sah ihr in die Augen. „Ich weiß, alles ist sehr verwirrend. Natürlich hatte ich rein beruflich zu dir Kontakt aufgenommen, ich sollte mich mit dir anfreunden. Aber um Himmels Willen, ich konnte doch nicht ahnen, welch wunderbares Geschöpf du bist. Jetzt ist alles anders gekommen. Ich …“ Einen Augenblick herrschte Stille. „Du kannst jetzt von mir denken, was du willst, aber du triffst die Entscheidung. Wenn du mit mir nichts mehr zu tun haben willst, weil ich dich zu sehr enttäuscht habe, dann musst du es nur sagen. Ich werde gehen, wenn du der Meinung bist. Ein Anruf in meinem Büro reicht und man schickt jemanden, der auf dich achtet, bis die Lage sicherer ist. Es ist kein Problem.“
Madea schluckte, konnte aber nicht sprechen.
Es verging eine Minute, ehe Dan noch hinzufügte: „Aber es würde mir das Herz brechen.“
Wieder Schweigen.
Daniel erhob sich, nahm die beiden Teller und brachte sie zur Spüle. Leicht plätscherte das Wasser darüber, als er den Wasserhahn aufdrehte.
Sekunden verstrichen, bis Madea leise sagte. „Bitte bleib hier bei mir. Bitte. Nur du.“
Er drehte sich um und lehnte sich an den Küchenschrank. Sie stand auf, ging zu ihm, umarmte seinen durchtrainierten Körper und lehnte sich an ihn.
„Bitte, bleib bei mir. Immerhin hast du mich dort rausgeholt. Ich habe mich lange gewehrt. Du hast dich einfach in meinen Geist eingeschlichen, in meinem Kopf festgesetzt, und nun werde ich die Gefühle für dich nicht wieder los.“
„Ich weiß“, schob Daniel ein.
Er nahm nun liebevoll ihr Gesicht in seine Hände und meinte: „Dann müssen wir eben das Schicksal nehmen, wie es für uns bestimmt ist. Und wenn es uns zusammengeführt hat, dann sollten wir uns nicht mehr zur Wehr setzen.“ Mit dem einen Finger streifte er vorsichtig über ihre wunde Lippe. Er gab ihr zärtlich einen kurzen Kuss auf den Mund. Leistete sie Widerstand? Nein, sie ließ es geschehen. Er wiederholte den Kuss. Er legte seine Arme um ihre Schulter und drückte sie an sich.
Gute fünf Minuten verharrten sie so und schwiegen. Plötzlich schob sich Madea ein Stück von ihm und sagte: „Das ist Wasserverschwendung.“
„Was?“
Hinter ihnen suchte sich das Wasser noch immer den Weg aus dem Hahn über die schmutzigen Teller in den Abfluss. Dan drehte sich um und beendete den Wasserfluss.
„Komm, lass uns die Küche in Ordnung bringen.“ Schon fing Madea an, die Teller abzuwaschen.
Als alle Reinigungsarbeiten beendet waren, sagte Madea: „Ich würde jetzt gern schlafen gehen.“ Sie fühlte sich leer und ausgelaugt, die Verarbeitung der vielen Geschehnisse von heute brauchte reichlich Zeit und Ruhe.
„Ja, natürlich. Dort im Schlafzimmer ist alles vorbereitet. Ich werde hier auf dem Sofa übernachten.“ Daniel nahm sich eine Decke aus dem Schrank. Ein kleines Kissen fand er auch, welches allerdings nicht ganz den Komfort bot wie ein weiches Daunenkissen.
Madea sah die Misere, ging in das Schlafzimmer und holte das zweite Schlafkissen.
Daniel stand am Fenster, als sie wieder im Wohnzimmer erschien.
„Es ist alles ruhig auf der Straße.“ Er ging zur Tür. „Ich werde die Alarmanlage einschalten. Im Hausflur befindet sich ein winziger Sensor, an der Feuertreppe vor dem Küchenfenster ebenfalls. Wenn sich draußen etwas bewegt, bekommen wir ein Signal.“
Sie warf ihm das Kissen zu. „Ich wünsche dir eine gute Nacht. Schlaf gut.“
Sie stand schon an der Zimmertür, als sie kehrtmachte und barfuß zu ihm tänzelte. Er spürte ihren Mund auf seinem. Gern hätte Dan den Kuss noch länger ausgekostet, aber da verschwand sie schon im Nachbarzimmer.
Die Sonne strahlte schon durch die Fenster, als Madea leise die Tür öffnete. Sie sah Daniel bäuchlings auf dem Sofa liegen, mit freiem Oberkörper, die Hälfte der Decke
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