Der Fall Zamar (German Edition)
die Straßen, die wir fahren, sind nicht wirklich Straßen, sondern eher Pisten für Geländewagen.“
„Ist der Lkw mit den Medizinprodukten schon hier?“, fragte Mehmet und kramte aus seiner Jackentasche eine Zigarette hervor, die er anzündete.
Balroso sah auf seinem Handydisplay nach der Uhrzeit. „Er wird in einer halben Stunde hier sein. Bis dahin habt ihr schon die ersten zwei Lkws beladen und Karim kann die Kartons mit den Medizinprodukten um unsere Waren drumherumstapeln. Übrigens, ich habe die Ausweise für die Fahrer hier. Wir reisen als Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes.“
„Sag mal, wie ist denn das eigentlich, sind in den Kartons wirklich Medikamente drin?“, fragte Mehmet kleinlaut.
Balroso sah ihn verständnislos an. „Wie jetzt? Glaubst du wirklich, ich kaufe teures Zeug ein, um unsere Waren zu tarnen?“ Er lächelte ihn mitleidig an. „In den Kisten sind Kartons, wo wiederum Originalkartons enthalten sind. Alles eine Frage der Organisation. Wenn wirklich eine Kontrolle sein sollte, werden die Posten sich bis zum dritten Karton vorarbeiten, dann werden sie wohl die Schnauze voll haben, das hoffe ich doch. Und wenn nicht, müssen wir zu anderen Mitteln greifen. Ach, noch etwas. In einer Stunde wird noch ein Lkw hinzukommen, die Ladung ist schon drauf. Er braucht aber noch die Kisten und Kartons zur Tarnung. Er wird sich unserem Konvoi anschließen.“
„Und was hat der geladen?“ Mehmets Neugier war geweckt.
Balroso überlegte, ob Mehmet davon erfahren sollte. Letztendlich sei es wohl doch sinnvoller, ihn einzuweihen, bevor er rumschnüffelt.
„Die Ladung habe ich organisiert, es wird ein Extragehalt für uns dabei herausspringen. Mittlerweile fragen unsere Partner immer mehr nach explosiver Chemie. Und warum sollten wir ihre Wünsche nicht erfüllen? Also, du wirst schön die Lkws tarnen, mit keinem über unseren zusätzlichen Lohn sprechen. Auf dem Fahrzeug werde ich mitfahren.“
Mehmet zeigte sich beeindruckt. „Du bist ein guter Geschäftsmann“, schmeichelte er ihm, „du weißt, wie man es anstellt.“
„Okay, dann los.“ Während Mehmet zu dem ersten Lkw ging, der gerade beladen wurde, machte sich Balroso zum Kapitän des Frachters auf, der sein Geld bekommen sollte.
Nervös steckte er sich schon wieder eine Zigarette an. Warum hat Mamodi noch nicht angerufen und warum konnte er ihn nicht erreichen? Mittlerweile drifteten seine Gedanken immer öfter zu einem gescheiterten Mamodi ab. Nur so konnte er sich seine Stille erklären.
Aus dieser Ungereimtheit schlussfolgerte er allerdings, dass er schnellstens die Ware zu den Kunden bringen sollte, damit sie den Deal noch reibungslos abschließen können.
Er betrat die Brücke des Kapitäns.
36.
Warum musste sie eigentlich so sträflich hier rumsitzen? Daniel war kaum zwei Stunden fort, schon überfiel sie die Ruhelosigkeit. Madea musste einfach etwas tun. Nur am Computer zu hocken, reichte ihr nicht.
Aber nicht nur das machte ihr zu schaffen, nein, sie hatte auch Angst um Daniel. Ihr war klar, dass er sehr gut mit Waffen umgehen konnte, auch dass er gut im Nahkampf ausgebildet war, dass das aber nicht der Grund für ihre Furcht um sein Leben zu sein schien. Die islamischen Länder allgemein bergen jede Menge Gefahrenpotenzial, wo man schnell in einer Spirale aus Hass und Gewalt enden kann. Er selbst behauptete, noch nicht so gut Arabisch sprechen zu können, was allerdings schon wichtig wäre. Und Türkisch, so weiß Madea, spricht er außerdem kein einziges Wort.
Madea fuhr sich mit der Hand über die Stirn und sah dabei aus dem Fenster. Vor dem Hauteingang des Hotels sah sie den dunklen Wagen, in dem zwei Beamte des FBI saßen. Thompson hatte Wort gehalten: Die Bewacher wechselten in kürzeren Abständen die Positionen. Am Hintereingang befand sich ebenfalls ein Zwei-Mann-Team zur Bewachung.
Im nächsten Augenblick sah sie ein Flugzeug aufsteigen, und ihre Sehnsucht nach Daniel wurde größer. Außerdem stand immer noch die Gefahr im Raum, dass der Mörder sie auch in dem Hotel aufspüren könnte. Wenn sie das Hotel heimlich verlassen würde, dann wüsste wirklich niemand, wo sie sich befindet. Auch nicht der Mensch, der Madea töten will.
Sie stand am Fenster und noch immer schwirrten ihr die Gedanken von Daniels Auftrag durch den Kopf und wie es wäre, wenn sie …
Nein, das war viel zu riskant. Madea erlaubte ihren Gedanken zu viel Freiheit.
Sie hielt die Arme vor ihrer Brust
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