Der Fall Zamar (German Edition)
dass jemand ein Taxi für mich ruft? Es soll mich nach Bagdad zum Flughafen fahren.“
Im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür und Wahalid kam herein. „Hier ist schon mal das ausgedruckte Foto, welches du erst einmal haben wolltest“, sagte er in seiner Landessprache. „Die Überwachungskamera hat gute Bilder von der Ärztin gemacht. Frag ihn doch einfach, ob diese Frau ihm während der Fahrt hierher schon einmal begegnet ist. Die Krankenstation in Tarid gibt es, aber keine informative Internetseite. Ich werde dort anrufen und mich nach der Ärztin erkundigen.“
„Sehr gut.“ Al Bashirin nahm das Foto. Wahalid entfernte sich nach nebenan.
Madeas Herz schlug plötzlich dreimal so schnell. Sie musste verschwinden. Sie hatten nur noch wenig Zeit, bevor Wahalid herausbekam, dass es diese Ärztin dort nicht gab.
Kurz hob sie den Kopf und sah einen Wachmann mit Hund am Zaun entlanggehen. Gleich darauf ging sie wieder in Deckung. Sekunden später hob sie wieder den Kopf, alles frei. Sie kletterte wieder über die Schrotthaufen und verschwand zwischen den Kisten. Jetzt sah sie sich zwar nicht so vor wie auf dem Hinweg, aber das Risiko musste sie eingehen. Jederzeit konnte eine bewaffnete Meute in der Lagerhalle auftauchen.
Die zwei Männer, die im Halbdunkel durch die Halle gekommen waren, lagen tot hinter einem Stapel von Fässern. Die schallgedämpfte Pistole hatte Monroe in einer der Kisten auf dem Lkw gefunden. Ein direkter Kopfschuss war die leiseste Lösung.
Die Bilder waren schnell gemacht, denn einige Kisten auf den Lkws waren schon geöffnet. Anscheinend hatte Al Bashirin sich die Waffen sofort angesehen.
Jetzt verteilte er die vollen Gasflaschen zwischen den Lastern und dem elektrischen Heizlüfter, der schon an einer Steckdose neben der Hallenzwischentür hing.
Hastig wurde die Hintertür der Halle aufgerissen. Dan ging mit der Pistole sofort in Deckung. Als er Madeas schwarzen Hidschab durch den Gang wirbeln sah, kam er hervor.
„Schnell, wir müssen hier weg!“, rief sie ihm zu. „Uns bleiben nur ein paar Minuten, dann sind wir aufgeflogen. Hast du Fotos gemacht?“
„Ja, alles im Kasten. Was dort hinten steht, reicht für die halbe Armee des Iraks, das ist einfach Wahnsinn. Komm, hilf mir. Ich brauche einiges an Zellstoff.“
„Was machst du da?“, fragte sie, während sie zu den Kartons mit Verbandszellstoff lief.
„Der elektrische Heizer und der Zellstoff werden unser Zeitzünder sein.“ Er nahm ihr den gebrachten Zellstoff aus der Hand und stopfte ihn zwischen die Heizspiralen des Heizers. „Hier in der Halle ist genügend Material, was brennt. Wir müssen es gleich ringsherum verteilen, damit sekundenschnell große Hitze entsteht.“
„Ich verstehe.“ Sie sah etliche Patronenhülsen auf der Erde rumliegen. Einige Gasflaschen standen mitten im Weg in Richtung der zweiten Halle. Sie verteilte noch Zellstoff ringsherum, dass auch ja alles ziemlich schnell Feuer fing.
„Jetzt können wir nur hoffen, dass unser Bausatz nicht entdeckt wird, bevor der Strom sich wieder einschaltet. Wenn alles nach Plan läuft, dürfte von den Hallen nicht viel übrig bleiben. Los, schnapp dir einen Karton.“
Ohne auffallende Hast trug jeder einen Karton aus der Halle zum Defender. Sie warfen sie auf die Ladefläche, schlossen die Hecktür und fuhren los. Vorn an der Wache stand nun ein zweiter Wachmann, während ein dritter angelaufen kam. Das Tor war aber noch geöffnet.
„Ich glaube, die wissen es schon.“
„Mein Freund“, sagte Al Bashirin in Englisch, „ich habe hier ein Foto von einem Gast, eine Ärztin. Ist sie dir vielleicht aufgefallen? Es kann natürlich sein, dass sie zufällig hier ist, aber ich möchte sichergehen, dass sie keine Gefahr für uns darstellt.“ Er zeigte Balroso das Bild mit dem Gesicht von Madea, ihre schwarzen Haare waren sittlich unter den Tüchern verhüllt.
Balroso musste jetzt äußerste Gelassenheit zur Schau tragen, denn hätte man in sein Innerstes gesehen, so würde man seinen emotionalen Genickbruch entdecken. Er musste sich stark zusammenreißen, um keinen Tobsuchtsanfall zu bekommen. Wie kam dieses Weib hierher? Das konnte doch alles nicht wahr sein. Kurz überlegte er, ob er sich bekennend zeigen und sofort die Jagd auf die Hure eröffnen sollte. Nein, das wäre ein Fehler, denn dann hätte Al Bashirin ihn als Schwächling abgestempelt, der nicht fähig ist, seine Feinde auszuschalten. Vielleicht würde Al Bashirin ihn auch als
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