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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Jared stand das Wasser bis zum Hals. Er war auf ihre Hilfe angewiesen. Und mit ein paar Informationen hätte sie seine Qualen lindern können. Nein, sagte sie sich. Lass dir das nicht von ihm antun! Sie behielt die Augen geschlossen und spülte die Seife ab. Dann vergrub sie mit einer raschen Bewegung ihr Gesicht im Handtuch. Sieh ihn nicht an, schärfte sie sich ein. Das ist die einzige Möglichkeit, dich nicht weichkriegen zu lassen.
    »Bitte, Sara! Du bist meine Frau.« Als Jared das sagte, konnte sie seine Stimme brechen hören. Er flehte sie nicht mehr nur an. Er weinte. Sie konnte nicht anders, sie hob ihr Gesicht aus dem Handtuch. Und als sie zu ihm aufblickte, sah sie die Verzweiflung in seinen Augen. Nein, nicht nur Verzweiflung. Angst. »Bitte«, wiederholte er.
    Sara spürte, wie ihr Mund trocken wurde. Ihr wurde flau im Magen. So etwas hatte sie ihm nie antun wollen. Aber sie musste es tun. »Es tut mir Leid, Jared. Ich kann nicht.« Dann senkte sie den Blick zu Boden und versuchte sich an ihm vorbeizudrängen, aber Jared legte die Arme um sie.
    »Sara …«
    Sie entwand sich ihm. »Bitte … es fällt mir auch so schon schwer genug.«
    Jared blieb in der Tür des Badezimmers stehen und sah zu, wie seine Frau ins Bett ging. Als sie das Licht auf ihrem Nachttisch ausmachte, rührte er sich nicht von der Stelle. Schließlich kam ihre Stimme aus dem Dunkeln. »Gute Nacht.«
    Zweieinhalb Stunden lang lag Jared reglos im Bett und tat so, als schliefe er. Den Rücken Sara zugekehrt, die Augen längst an die Dunkelheit gewöhnt, starrte er auf den beigefarbenen Heizkörper in der Ecke. Er dachte an den Tag, an dem sie in die Wohnung gezogen waren, und an den Tag, an dem er den Vorschlag gemacht hatte, den Heizkörper neu zu streichen, damit er zu ihrem weinrot-beige Bettüberwurf passte. Sara hatte ihm erklärt, in New York käme kein Mensch auf die Idee, einen Heizkörper farblich auf den Rest der Wohnung abzustimmen, und hatte sich geweigert, sich an einem so »sinnlosen« Unternehmen zu beteiligen. Doch Jared ließ nicht locker und strich ihn, sodass sein Ordnungssinn schließlich die Oberhand gewann über die eher legere Einstellung seiner Frau, die es mehr mit dem permanenten Chaos ihrer Heimatstadt hielt. Und während er nun wach zu bleiben versuchte, starrte er wieder einmal auf den Heizkörper und fragte sich, warum sie so viel Zeit damit vertan hatten, sich über etwas so Belangloses zu streiten.
    Als die Leuchtziffern seines Elektroweckers 2 Uhr 30 anzeigten, drehte sich Jared langsam zu seiner Frau herum und flüsterte: »Sara?«
    Keine Antwort.
    »Sara, schläfst du?«
    Noch immer keine Antwort.
    So leise er konnte, hob Jared die Decke und glitt aus dem Bett.
    Lautlos schlich er um das Fußende herum. Als er auf eine lose Diele trat, gab diese ein leises Quietschen von sich. Sara drehte sich daraufhin auf die andere Seite, sodass sie nun dem Nachttisch zugewandt war, auf den Jared zusteuerte. Er blieb abrupt stehen. »Sara?«
    Keine Antwort.
    Jared schlich weiter und ging neben der Aktentasche seiner Frau, die am Nachttisch lehnte, in die Hocke. Er streckte den Arm danach aus, hielt jedoch plötzlich inne. Mein Gott, was tat er da? Während er den Arm zurückzog, fragte er sich, wie er auf die Idee gekommen war, er könne das durchziehen. Doch dann fiel sein Blick auf Sara, und die Antwort war vollkommen klar: Ihr Leben war dieses Risiko wert. Mit angehaltenem Atem kämpfte er gegen das Rumoren in seinem Bauch an und hob Saras Aktentasche vorsichtig hoch.
    Seine Hände zitterten, als er den Verschluss öffnete und die Lederklappe zurückschlug. Er begann fieberhaft in ihren Unterlagen zu blättern und zog schließlich den Ordner mit der Aufschrift KOZLOW heraus. Gerade als er im Begriff war, ihn zu öffnen, blickte er noch einmal seine Frau an. Sie sah sehr schön aus. Wie gebannt sah Jared sie weiter an. Er wollte sie nicht betrügen, aber er musste unbedingt herausbekommen, was sie wusste. Und bevor er es sich anders überlegen konnte, öffnete er den Ordner und begann zu lesen.
    »Was hast du dir dabei eigentlich gedacht?«
    Jared richtete sich abrupt auf. Sara war hellwach.
    »Sara, bevor du weitersprichst, lass mich –«
    »Raus!«
    »Es ist nicht so, wie du –«
    »Raus hier! Ich möchte dich nicht mehr sehen! Sofort!« Sie sprang aus dem Bett und riss Jared den Ordner aus der Hand. »Wie konntest du so etwas tun! Wie konntest du! Respektierst du mich wirklich so wenig?«
    »Ganz im

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