Der Fall
hier. Sie ist klein, handlich und unauffällig.« Als Jared nicht danach griff, fügte Barrow hinzu: »Nur für alle Fälle.«
Jared nahm die Waffe widerstrebend an sich. Dann zog er sein Hosenbein hoch und legte sich das Holster an.
»Man merkt kaum, dass man sie trägt, nicht?«
»Kann schon sein«, sagte Jared. »Hoffen wir nur, dass ich sie nicht brauche.«
Kozlow saß auf dem Fahrersitz eines schlichten weißen Mietwagens und beobachtete den unauffälligen Eingang zu Barrows Büro. Was brauchen die nur so lange? fragte er sich ungeduldig. Aber sollen sie sich ruhig Zeit lassen. Es ist genau, wie Rafferty gesagt hat: »Sie haben einiges zu besprechen. Jared wird nervös, und sobald das der Fall ist, wird er nach einem Schlupfloch suchen.«
Wie üblich hatte Rafferty recht. Jared war fast eine Stunde bei Barrow. Als er schließlich aus dem Haus kam, beobachtete Kozlow, wie er die Straße hinaufging und verschwand. Er wirkte sogar noch nervöser als bei seiner Ankunft.
Kozlow sah zum Schild von Barrows Privatdetektei hoch. Er wusste, es würde nicht lange dauern. Zwanzig Minuten später verließ Barrow sein Büro und überquerte die Sixty-fifth Street. Na also, dachte Kozlow. Zeit, sich zu revanchieren.
Samstagmorgen erschien Sara schon früh mit einer mäßig heißen Tasse Kaffee in der Hand in ihrem Büro. Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Fall Kozlow und des Arbeitsaufwands, den ihre zwei anderen Fälle und der Schreibkram für die zwei eingestellten Verfahren erforderten, begann sie langsam zu verstehen, dass die Vorstellung, immer ein paar frische Sachen im Büro zu haben, durchaus einen gewissen Reiz hatte.
Nachdem sie den Kaffee auf ihren Schreibtisch gestellt hatte, griff sie nach dem Telefon und hörte die eingegangenen Nachrichten ab. Der einzige Anruf war von Tiffany, die wissen wollte, warum Sara sie gestern nicht von der Schule abgeholt hatte. »O nein«, stöhnte Sara und begann sofort zu überlegen, wie sie dieses Versäumnis gutmachen könnte.
Dann ließ sie sich in ihren Stuhl plumpsen und legte die Füße auf den Schreibtisch. Das wird bestimmt ein guter Tag, dachte sie und versuchte, nicht mehr an Tiffany zu denken. Pop ging es besser; ihr Allerweltseinbruch war inzwischen ein Mord; und obwohl ihr Jared fehlte, war sie dennoch zuversichtlich, ihn beschützen zu können. Zum ersten Mal seit Wochen strotzte Sara vor Selbstvertrauen. Wie es aussah, würde doch noch alles gut gehen.
Zehn Minuten später steckte Guff den Kopf zur Tür herein. Nach einem kurzen Blick auf Sara fragte er: »Was ist denn plötzlich in Sie gefahren? Sie strahlen ja übers ganze Gesicht.«
»Kann ich nicht wenigstens einmal guter Laune sein?«
»Das wollte ich Sie auch gerade fragen«, sagte Guff mit einem schelmischen Grinsen. »Weil heute nämlich Ihr Glückstag ist!« Damit schoss er auf den Flur hinaus und rief: »Rein damit, Jungs!« Als er wieder in Saras Büro stolziert kam, folgten ihm zwei Männer, die eine nagelneue olivgrüne Plastikcouch trugen.
»Sie haben tatsächlich eine gekriegt!«, rief Sara ungläubig. »Wie haben Sie das geschafft?«
Als die Männer die Couch abstellten, erklärte Guff: »Sagen wir einfach mal, wir sind der süßen kleinen Rothaarigen im Einkauf einen Gefallen schuldig.«
»Was haben Sie gemacht? Sind Sie mit ihr ausgegangen?«
»Genau das Gegenteil. Ich habe ihr versprochen, sie sechs Wochen nicht mehr anzurufen. Ursprünglich wollte sie mich sogar auf ganze zwei Monate hochhandeln, aber ich blieb eisern.«
»Das haben Sie wirklich gut gemacht.« Sara setzte sich auf die Couch und klopfte auf die Polster. »Ohhhh, echtes amerikanisches Plastik.«
»Für meinen Boss nur das Feinste vom Feinen«, sagte Guff, als die zwei Männer den Raum verließen. »Aber das Beste kommt erst noch.« Guff griff hinter seinen Rücken und zog etwas aus seiner Gesäßtasche. »Raten Sie mal, was ich in der Hand habe!«
Sara überlegte kurz. »Eine Giraffe?«
»Kleiner.«
»Ein Kanu?«
»Kleiner.«
»Einen Schrumpfkopf?«
»Nee, kleiner – je nachdem, wie stark er geschrumpft ist.«
»Ein Zauberlasso, das einen zwingt, die Wahrheit zu sagen.«
»Sie erraten es nie«, sagte Guff. »In Ihrer ersten Woche hier kamen die Unterlagen rein, und obwohl Sie sich selbst darum hätten kümmern müssen, habe ich gegen die Regeln verstoßen und das Ganze für Sie erledigt. Sie waren so beschäftigt, dass ich dachte –«
»Geben Sie schon her«, forderte Sara ihn auf.
»Okay,
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